Heitz, Markus - Das Schicksal der Zwerge
In der Stadt Mirfundania, im einstigen Königinnenreich Weyrun hat Coira, Tochter der einstigen Königin und nun Gefangene des Drachen Lohasbrand, mit den terrorisierenden Anhängern des Drachen zu kämpfen. Gerüchte über einen geheimnisvollen Poeten machen die Runde, der mit Hetzreden gegen das Drachenregime rebelliert. Bei einem Wettstreit der Nachfahren des unglaublichen Rodario fällt Coira ein besonders schusseliger Akteur besonders ins Auge
Mit dem vierten Band will Heitz das große Fragezeichen schließen, das der Schluss von Band drei hinterlassen hat. Der Roman beginnt stark und die hohe Erwartungshaltung wird nicht enttäuscht. Der schnelle, voller Details sprühende Schreibstil von Heitz packt einen sofort und lässt einen nicht mehr los. Wieder einmal gelingt es dem Autor, eine greifbare Welt zu erschaffen, in der man nur zu gerne versinkt. Bekannte Helden aus den Vorgängern tauchen wieder auf, aber von ihnen schafft es allein der Handlungsträger und Haudrauf Boindil den Leser wirklich an sich zu binden.
Tungdil hinterlässt einen schattenhaften Eindruck so wie es gewollt scheint. Das Rätselspiel um seine Gesinnung zieht sich durch den ganzen Roman und soll im Wesentlichen die Erwartungshaltung hochtreiben, doch hinterlässt das Ganze einen etwas faden Nachgeschmack. Tungdil wirkt fern, übermächtig, allwissend; als eigentliche Zentralfigur der Reihe hätte man sich etwas mehr Tiefe gewünscht. Dies hätte man beispielsweise mit umfangreicherer Darstellung von Tungdils 250 Zyklen langen Aufenthalt in der Schwarzen Schlucht machen können. (und in diesem Zusammenhang auch das Schicksal seines mysteriösen, dunklen Meisters etwas mehr ausleuchten können.)
Die Handlung ist aktionreich und lässt mitfiebern. Sie sorgt nicht selten für Überraschungen und Wendungen, die man nicht erwartet. Doch geschieht dies nur im kleinen Rahmen. Das große Ganze lässt sich stellenweise voraussehen. Im Vergleich zu den Vorgänger-Bänden werden viele Orte in recht kurzer Seitenanzahl betrachtet und ebenso schnell wieder verlassen. Die Heldenschar erledigt eine Aufgabe und zieht weiter. Teils kommt es dadurch zur Monotonie. Wo zu Beginn breit erzählt wird, zieht das Tempo am Ende überraschend schnell an. Zum Ende selbst kann man nicht viel sagen, es bleibt eine Geschmacksfrage.
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und dass in nicht einmal einer Woche. Es ist eine Kunst für sich, den Leser in eine Welt zu ziehen und ihn in dieser zu behalten. Heitz gelingt dies mit einer einfachen, detailvollen Sprache, die den Leser an die Hand nimmt und ihm alles nach und nach zeigt. Schicksal der Zwerge hinterlässt einen sehr düsteren und rauen Eindruck. Das liegt nicht zuletzt an Tungdil, um den das geheimnisvolle, dunkle Netz gewoben wird.
Alles im allen wirkt der Roman jedoch nicht ganz so rund wie seine Vorgänger. Zu Beginn gibt es einige Längen, während ab der Mitte recht viele Abschnitte sehr flott gehandhabt werden. Am Ende stellt man sich die Frage, ob man nicht zwei Bücher hätte daraus machen können? Leider gibt es für einen eventuellen Nachfolger bereits eine Antwort des Autoren im Nachwort: Geplant ist nichts!
Man darf aber hoffen, zwar
nicht mit den Zwergen, doch mit den Albae irgendwann ins Geborgene Land
zurückzukehren. Im Roman nehmen die dunklen Herrschaften bereits einen großen
Raum ein und machen wahrlich Lust auf mehr. In der Zwischenzeit kann der
Interessierte sich ja mit Tungdils Abenteuern die Zeit vertreiben. Die
Quatrologie der Zwerge ist ein gelungenes Gesamtwerk, das in der Bücherwelt um
Tolkiens Fantasy-Völker einen unvergesslichen Stellenwert einnimmt.