Barnes, Jonathan - Das Albtraumreich des Edward Moon
Dieser Roman ist ein grässliches Konvolut von Unsinnigkeiten, bevölkert von wenig überzeugenden Charakteren, geschrieben in öder Prosa, oft genug lächerlich und durchweg bizarr. Sie werden kein Wort glauben, und doch ist alles wahr!
Werfen wir einen Blick auf die Hauptfigur und die Zeit, in der sich alles folgende abspielt. Edward Moon, ehemals gefeierter Star der Londoner Szene, heute im Jahre 1901 hat er seine besten Zeiten schon hinter sich und er ist schon dankbar, wenn man ihm noch etwas Aufmerksamkeit schenkt. Doch in diesem alten Mann steckt immer noch ein wacher Geist und er ist der Polizei auch jetzt noch eine Hilfe bei unlösbaren Fällen. Besonders bei diesem, der alle Grenzen der Fantasie sprengt. Zusammen mit seinem Partner wird er zu einem Fall hinzugezogen, der immer abstruser wird. Wo wir bei seinem Partner sind. Ein zwei Meter großer Schlafwandler, der nie ein Wort spricht und sich über eine kleine Kreidetafel der Außenwelt mitteilt, wenn auch gespickt mit Rechtschreibfehlern en masse. Vorwiegend ernährt sich von Milch, die er literweise in sich kippt. Außerdem spürt er scheinbar keinen Schmerz, wieso sonst kann er gefahrlos von Schwertern durchbohrt werden?
Das Buch wird erzählt aus der Ich-Perspektive, allerdings nicht wie man erwarten könnte von Edward Moon. Wer der geheimnisvolle Erzähler ist, wird an dieser Stelle nicht verraten. Edward Moon und der Schlafwandler jagen zusammen mit dem Direktorium, einer Vereinigung, die nicht weniger seltsamere Menschen hervorbringt als Moon einer ist, einen Mörder. Was zu Beginn noch ein normaler Fall werden könnte, stellt Mr. Moon und den Leser bald vor immer mehr Rätsel. Fliegenmenschen, als Chinesen getarnte Diener, alte Männer in Schuljungenuniformen verbreiten Angst und Schrecken, eine Sektenartige Firma mit Namen Love, Love, Love & Love, seltsame Insassen in Gefängnisse die mit Edward Moon in zweifelhafter Verbindung stehen, bewacht von noch undurchsichtigeren Wärtern und und und
Das Mr. Moon auf seltsame Prostituierte steht, sollte nur noch schnell am Rand erwähnt werden.
Wie ich viel zum Inhalt erzählen soll, weiß ich gar nicht. Zum einen ist die Story, doch recht verwinkelt und verworren, ohne aber schwierig zu lesen zu sein, wenn man geistig auch immer dabei bleiben muss, zum anderen will ich auch nichts verraten, was die Vorfreude wegnimmt. Fast wichtiger noch als die Handlung ist die Atmosphäre, die einen mit auf eine fantastische Reise in die Vergangenheit nimmt.
Aus den zwei Morden wird immer mehr und London ist nicht mehr das, was es einmal war. Die erfundenen Figuren werden mit Personen aus der Realität verbunden und erhalten so echtes Leben für den Leser.
Das Ende lässt keine im Buch gestellten Fragen offen, lässt aber Platz für eigenes Nachgrübeln. Und lässt einen auch einen Folgeroman erwarten.
Das nächste Buch von Jonathan Barnes, The Domino Men, ist in England bereits erschienen. Leider wird nicht an den Vorgänger angeknüpft. Die Handlung ist zwar wieder in London angesiedelt, allerdings in der Gegenwart. Die Abstrusität des Albtraumreichs scheint nicht mehr erreicht zu werden.
Kommentare
Na mal sehen. Irgendwann wird ja hoffentlich die Taschenbuchausgabe erscheinen...