David Petersen: Mouse Guard - Herbst 1152
Mäuse in Comics sind nun ganz gewiss nichts wirklich Neues. So zählt Cross-Cult-Redakteur Christian Endres im Anhang auch gleich mehr als ein Dutzend mehr oder weniger bekannte Comic- und Zeichentrickmäuse auf. Aber Mäuse in einer Fantasystory? Sicher, schon C.S.Lewis hatte in einigen seiner Narnia-Büchern eine Maus dabei, aber nicht als wirkliche Hauptperson. Und das die Protagonisten allesamt Nagetiere sind, darf für den Bereich der Fantasy durchaus als einmalig bezeichnet werden (zumindest, was meinen Wissensstand angeht). Doch nicht nur in Bezug auf die Mäusethematik stellt „Mouse Guard“ etwas Besonderes dar. Auf den ersten Blick fällt sofort das ungewöhnliche Format von Mouse Guard auf - 21 x 21cm als Hardcover ist nun ganz gewiss nicht die übliche Erscheinungsform eines Comics. Doch auch beim ersten Durchblättern merkt man sofort, dass man es hier mit einem ziemlich speziellen Exemplar dieser Gattung zu tun hat. David Petersen, der „Mouse Guard“ ursprünglich in schwarz-weiß und im Print-On-Demand-Verfahren auf den Markt gebracht hatte, präsentiert uns ein gänzlich außergewöhnliches Comic-Erlebnis. In der vorliegenden Ausgabe von Petersen selbst koloriert, besitzt „Mouse Guard“ nämlich eher die Optik eines Bilderbuchs. Lediglich die Tatsache, dass (comicüblich) auch Sprechblasen vorhanden sind, sorgt dafür, dass man „Mouse Guard“ dann doch in diese Schublade einordnet. Doch eigentlich lässt sich die wunderschön gezeichnete Geschichte kaum wirklich eindeutig einordnen. Begünstigt durch die zwar spannende, doch mit wenig Blut und Gewalt erzählte Geschichte, richtet sich „Mouse Guard“ nämlich ausdrücklich nicht nur an ein erwachsenes Publikum, wie sonst wohl der überwiegende Teil des Verlagsprogramms von Cross Cult, sondern eben auch an Kinder ab 8 Jahren. Und dies völlig zu recht – ich habe den Versuch gemacht, auch meiner neunjährigen Tochter die Lektüre dieses Buches zu empfehlen, und auch ihr hat Petersens Erstling ganz hervorragend gefallen. Sowohl die (vor allem in Hinblick auf die Mäuse) teilweise recht niedlichen Zeichnungen, als auch die spannende aber kindgerechte Handlung bereiteten ihr große Freude. Aber auch mir bei selbst hat Petersens „Mouse Guard“ einen hervorragenden Eindruck hinterlassen. So erfrischend anders ist dieser Comic im Vergleich zu vielen anderen Veröffentlichungen, dass allein schon diese Einzigartigkeit fast schon zwangsläufig eine höhere Bewertung bedingt.
Fazit: Petersen versteht es, mit seiner außergewöhnlichen Geschichte um die Mäusewächter nicht nur Kinder und Erwachsene gleichermaßen zu erfreuen, sondern auch die Präsentation der deutschen Ausgabe von Cross Cult kann man nur in allen Belangen als gelungen bezeichnen. Neben einigen netten Bonuszeichnungen unterschiedlicher Gastkünstler sind eine Landkarte der Mäusereiche ebenso vorhanden, wie Infoseiten über die Städte und Berufe der Mäuse. Abgerundet wird der Band durch ein ausführliches Interview mit dem Autor, in dem es interessante Einblicke in sein Denken und Arbeiten zu lesen gibt. Sowohl als Geschenk für den nächsten Kindergeburtstag als auch zur Eigenlektüre absolut zu empfehlen.