Perry Rhodan Action 16 - Tarkalons Abgrund (Der Kristallmond-Zyklus 4)

Perry Rhodan Action 16 - Tarkalons Abgrund  (Der Kristallmond-Zyklus 4)Tarkalons Abgrund
Perry Rhodan Action 16 (Der Kristallmond-Zyklus 4)
von Marc A. Herren
erschienen: 31. Oktober 2008 (Deutschland)
65 Seiten, 1.85€

VPM

Marc A. Herren zum Zweiten. Nach »Die Plasma-Pendlerin« ist »Tarkalons Abgrund« der zweite Roman, den der Autor zum »Kristallmond-Zyklus« beisteuert.

Es ist eine Szene wie aus einem Albtraum: Hilflos muss Perry Rhodan mit ansehen, wie das Wrack des Posbiraumers unkontrolliert auf die Oberfläche des Planeten Tarkalon zurast – genau auf jene Stelle zu, an der sich der Großadministrator und seine Gefährten – Tanisha Khabir, Betty Toufry und der Provisorische Verweser Mechter – gerade aufhalten. Es bleiben nur noch wenige Sekunden, bis der Stahlkoloss aufschlägt, viel zu wenig Zeit, um dem sicheren Tod zu entgehen.

Hilfe kommt von unerwarteter Seite: Ein Rhodan unbekannter Tarka führt den Terraner und seine Begleiter in ein unterirdisches Höhlensystem, wo sie den Aufprall des Raumschiffs überleben. Doch kaum ist die erste Erleichterung vorüber, bemerkt Rhodan, dass er vom Regen in die Traufe geraten ist: Ungewollt haben er und der Provisorische Verweser sich in die Hände einer aggressiven Rebellentruppe begeben, die das Chaos nach dem Posbi-Angriff nutzen und die amtierende Regierung Tarkalons stürzen will...

Mit »Tarkalons Abgrund« legt Marc A. Herren einen hochinteressanten Roman vor. Gleichzeitig ist das Heft aber auch das wohl ungewöhnlichste Werk, das PRA bislang hervorgebracht hat, und das in so mancher Hinsicht.

Zum einen wäre da die Story zu nennen. »Tarkalons Abgrund« konzentriert sich in weiten Teilen nicht auf den Angriff der Posbis oder die Gefahr, die von dem unheimlichen Kristallmond ausgeht, sondern vielmehr auf die politischen Probleme Tarkalons und den Versuch einer Rebellengruppe, das herrschende System zu ersetzen. An sich ist diese Handlung, die ja nicht mal zur Rahmenhandlung des Zyklus gehört, nicht sonderlich aufregend. Das Vorgehen der Nertisten und der Ablauf der Gefangenschaft der Protagonisten hat man in ähnlicher Weise schon in unzähligen anderen SF-Serien (und auch in Reihen aus anderen Genres) gesehen bzw. gelesen. Dank Marcs fesselndem Erzählstil und den gelungen charakterisierten Figuren macht es dennoch viel Spaß, die Entwicklung der Geschichte zu verfolgen.

Ein zweiter, für Leser, die PRA seit dem ersten Heft verfolgen, eher ungewöhnlicher Punkt ist die Intensität, mit der sich der Autor seinen Protagonisten widmet. Schon in »Die Plasma-Pendlerin« hat Herren dem Innenleben seiner Figuren viel Raum eingeräumt. In »Tarkalons Abgrund« setzt sich dieser Trend nahtlos fort; der Leser erhält tiefe Einblicke in die Vergangenheit und das Seelenleben der auftauchenden Personen, allen voran von Betty Toufry und Tanisha Khabir.

Gegen alle anders lautende Kritik kann ich nur sagen: Schon der erste Zyklus PRA enthielt mehr als nur bloße Action; auch hier wurde Wert auf die Figuren und ihre Entwicklung gelegt. So persönlich wie die zweite Staffel war die erste allerdings nie (und wenn doch, dann allenfalls im Roman »Der Zündermutant« von – wen überrascht es? - Mark A. Herren), weshalb man die ausgiebige Beschäftigung mit den Protagonisten durchaus als ungewöhnlich für PRA erachten darf..

Ist das schlecht? Ganz im Gegenteil. Durch die ausführliche Auseinandersetzung mit seinen Protagonisten gelingt es Herren exzellent, diese dem Leser glaubwürdig näher zu bringen. Man fiebert regelrecht mit Rhodan und Co mit und ist gespannt, wie sie sich aus den brenzligen Lagen, in die sie immer wieder hineingeraten, heraus manövrieren wollen.

Actionmäßig gibt sich der Roman durch die Konzentration auf die Figuren und den politischen Teil der Handlung ein wenig ruhiger als sein Vorgänger, doch dank so manch dramatischer Kampfsequenz gerade gegen Ende des Hefts kommen auch Freunde actionreicher Szenen auf ihre Kosten. Apropos Schluss: Auf den letzten zehn Seiten nimmt die Handlung eine abrupte Wendung. Gerade hierzu ließe sich ungeheuer viel sagen, um niemandem die Spannung zu nehmen, lasse ich es aber lieber bleiben. Nur so viel: Wem die zweite Staffel PRA bisher zu ziellos war und wer der Ansicht ist, der »Kristallmond-Zyklus« steuere ein wenig planlos durch den Raum, der dürfte sich über das Finale der sechzehnten Bandes freuen. Man mag sich darüber streiten, wie gut, schlecht oder auch überraschend die dort geschehenen Ereignisse nun sind (ich bin mir sicher, dass dies im PR-Forum auch heftig getan wird), sie geben der Handlung jedenfalls einen kräftigen Schubs in eine neue Richtung.

Kritisieren kann man an »Tarkalons Abgrund« eigentlich nur die Anfangssequenz: Diese ist zwar durchaus spannend und dramatisch, wirkt aber doch arg in die Länge gezogen. Das Ende des Vorgängerbandes hatte vermuten lassen, das deutlich weniger Zeit zur Verfügung steht, als die Helden letztendlich haben. Der Dramatik der Szene tut dies aber, wie gesagt, keinen Abbruch, weshalb man diese Sequenz, trotz des kleinen Anschlussfehlers, klaglos genießen kann und sollte.

»Tarkalons Abgrund« ist, mal wieder, ein sehr gelungener PRA-Roman aus der Feder von Marc A. Herren. Der Autor beweist, dass er sich famos auf das Innenleben seiner Charaktere versteht, und man kann nur hoffen, bald wieder einen Beitrag von ihm zu lesen. Wer politische SF mag (insbesondere solche Episoden von Serien wie »Battlestar Galactica«, »Stargate« oder »Star Trek«, in denen einiger der Protagonisten in die Fänge radikaler Umstürzler geraten sind), der wird auch diesen Roman voll und ganz genießen können.

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