Gruselkabinett (28&29) Der Glöckner von Notre Dame (Teil 1 und 2)
Der Glöckner von Notre Dame
TEIL 2 - Paris 1482: Quasimodo hat sich durch das Geschehen am Pranger merklich verändert. Dies bleibt seinem Meister, dem düsteren Erzdiakon Claude Frollo, nicht verborgen. Ebenso wenig, dass La Esmeralda neuerdings einen Begleiter an ihrer Seite hat, den Dichter Pierre Gringoire. Aber auch der schneidige junge Hauptmann Phoebus de Châteaupers hat ein Auge auf das schöne Zigeunermädchen geworfen. Das Unheil nimmt seinen Lauf...
Der Geschichte um die Qualen im Leben des schrecklich entstellten Quasimodo und seiner Liebe zu La Esmeralda, gebührt das Schlagwort Schauer-Romantik, wie kaum einer anderen Erzählung.
Hier werden Schicksale und Figuren auf eine spannende Art und Weise miteinander verknüpft. Geschichten dieser Machart beeindrucken mich immer wieder, auch wenn, wie in diesem Falle viele Klischees bedient werden.
Mit der Mär von der Schönen und dem Biest sind viele Erzählungen des 19. Jahrhunderts verknüpft. Und auch im Gruselkabinett gibt es bereits einige Abbilder. Man denke nur an das Phantom der Oper.
Dennoch ist Der Glöckner von Notre Dame wegen der Verwicklungen unter den Figuren allemal interessanter und spannender.
Nach Gruselfeeling sucht man vergebens, denn diese Geschichte ist eher dramatisch, als gruselig.
Die Beschreibung des missgebildeten Glöckners erweckt somit auch kaum Grusel, wohl aber wohlige Schauer. Doch ansonsten bleibt nur Mitleid für diese Figur, die von Tommy Morgenstern in beeindruckender Authentizität wieder gegeben wird.
Die übrigen Sprecher hatten ebenfalls hörbar Freude an dem Stoff. Die Stimmen von Patrick Bach und Udo Schenk jedoch schneiden sich etwas. Da ist eine gewisse Ähnlichkeit drin, die unter Umständen verwirren kann.
Auch musikalisch schöpft Titania Medien wieder aus dem Vollen, und liefert dem Hörer ein Feuerwerk an passender und atmosphärischer Musik und Effekten.
Eine Augenweide ist wieder das Cover. Besonders CD 1 ist da besonders gut gelungen, da man mit wenigen Farben auskommt, und somit dem Comic-Charakter entgeht.
Von den knapp 130 Minuten war ich begeistert, und kann dem Hörer nur empfehlen hier zu zugreifen. Dem Gruselkabinett-Fan wird eh nichts anderes übrig bleiben, denn zu den Klassikern des Grusel gehört natürlich auch Der Glöckner von Dame.
Ich ziehe das Hörspiel übrigens jeder Verfilmung vor. Hier wird die Romanatmosphäre besser wiedergegeben, da so ein Frühwerk durch visuelle Effekte immer schwer überzeugen kann. Das hat einen einfachen und einleuchtenden Grund. Romane wurden früher anders geschrieben, denn die Autoren heute werden durch visuelle Effekte geleitet und verleitet. Wenn sie z. B. einen Film sehen und dann unbewusst derlei erfolgreiche Konzepte übernehmen und in Romane einbauen. Zum Beispiel eine Explosion oder eine Jagd mit Booten, Pferden und was auch immer ?
Aus diesem Grund funktionieren auch manche Romane als Hörspiel nicht (siehe Die Alchimistin).
Die Autoren des 19. Jahrhunderts waren von derlei Verführungen frei.
Fazit: Ein klassischer Stoff einmal anders aufbereitet, der in dieser Form sicher noch einige Freunde dazu gewinnen wird.