Glukhovsky, Dmitry: Metro 2033
Man schreibt das Jahr 2033. Nach einem verheerenden Krieg liegen weite Teile der Welt in Schutt und Asche. Auch Moskau ist von den schrecklichen Kriegsfolgen nicht verschont geblieben und hat sich in einen Hort des Schreckens verwandelt.
Dennoch: Auch knapp zwanzig Jahre nach der Katastrophe leben noch Menschen in der russischen Hauptstadt. Tief unter der Erde, in den Stationen und Tunneln der weitläufigen Metro, fristen sie ein trostloses Dasein und kämpfen Tag für Tag ums Überleben. Einer dieser Menschen ist Artjom.
Gemeinsam mit seinem Stiefvater lebt Artjom in einer der Randstationen der Untergrundbahn, deren Bewohner sich Tag für Tag der Angriffen mordgieriger Mutanten von der Oberfläche erwehren müssen. Bislang konnten sie die Attacken jedes Mal zurückschlagen, doch die Vorstöße der durch die Strahlung verwandelten Bestien werden immer heftiger.
So kommt es, dass sich Artjom aufmacht, um Hilfe für seine Freunde und Bekannten zu holen. Mutig wagt er sich in die ihm unbekannten Weiten der Metro und wird mit einer mitleidlosen Welt konfrontiert, die seine kühnsten Erwartungen und Befürchtungen bei Weitem übertrifft...
Ich habe echt schon eine Menge Bücher gelesen, aber selten hat mich ein Roman derart gepackt wie Dmitry Glukhovskys »Metro 2033«. Dem russischen Autor ist hier ein düsteres Meisterwerk gelungen, das vielleicht beste Buch, das dieses Jahr auf dem deutschen Buchmarkt erschienen ist (neben Scott Lynchs »Sturm über roten Wassern«, versteht sich).
Endzeitthriller gibt es viele, doch ich kenne keinen, der es auch nur ansatzweise mit »Metro 2033« aufnehmen kann. Glukhovskys Roman ist so eiskalt und gnadenlos wie der SF-Thriller »Equilibrium« mit Christian Bale, düster und voller starker, unberechenbarer Charaktere wie die Neufassung von »Battlestar Galactica«, und was Stimmung und Atmosphäre anbelangt, so übertrifft er jene Szenen aus »Der Omega-Mann« und »I am Legend«, in denen Charlton Heston bzw. Will Smith ganz alleine durch ein verödetes New York laufen, bei Weitem.
In »Metro 2033« stimmt einfach alles. Glukhovsky entwirft ein ebenso erschreckendes wie realistisch anmutendes Bild einer Gesellschaft, deren Mitglieder mehr oder weniger verzweifelt ums Überleben kämpfen. Stationen, deren Bewohner eifrig Handel betreiben und denen es relativ gut geht, liegen nur wenige Schritte entfernt von Stationen, in denen Elend, Angst und Armut herrschen. Verschiedene Gruppierungen haben sich herausgebildet, die unterschiedlichsten Ideologien prallen aufeinander und nicht selten kommt es zu blutigen Auseinandersetzungen. Es gilt das Recht des Stärkeren, und wer da nicht mitkommt, geht gnadenlos unter.
Möglicherweise noch faszinierender sind die Gegebenheiten außerhalb der eigentlichen Metro-Gesellschaft. Mutanten, düstere Tunnel, in denen regelmäßig Menschen verschwinden, fanatische Sektierer, mörderische Kannibalen wer sich auf eine Reise durch den Moskauer Untergrund macht, den erwartet eine Welt, wie sie tödlicher nicht sein könnte.
Ebenso gelungen wie das Setting sind die Charaktere des Romans. Die gesamte Handlung ist frei von Helden oder Anti-Helden; es gibt nur ganz gewöhnliche Menschen, die den unterschiedlichsten Motivationen folgen und im Endeffekt nichts anderes wollen als schlichtweg zu überleben. Freundschaft oder Mitgefühl zählt hier wenig, was sich unter anderem auch darin äußert, dass Artjom auf den unterschiedlichen Etappen seiner Reise immer wieder von verschiedenen Personen begleitet wird und keine festen Anhängsel oder Sidekicks hat.
Ein echtes Highlight ist auch die Stimmung, die den Roman durchweg beherrscht. Glukhovsky gelingt es, eine vor Spannung knisternde, bedrückende Atmosphäre zu erzeugen, die den Leser von der ersten bis zur letzten in ihrem Bann hält. Man kann die Angst, die Reisende in den Tunneln immer wieder erfahren, genauso mitfühlen wie die Erleichterung Artjoms, wenn er eine gefährliche Situation überstanden hat. Immer neue Storywendungen, der vollkommene Verzicht auf eine überflüssig rührselige Liebesgeschichte und das ständige Gefühl der Bedrohung tragen das Ihre dazu bei, die Lektüre ungeheuer intensiv zu machen.
Wo wir gerade bei Highlights sind: Das wahre Highlight des Romans ist sein Ende. Oftmals ist die Auflösung eines Romans bestenfalls okay; Glukhovsky zeigt, dass man sich im Finale durchaus noch steigern kann (was bei dieser Story eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit ist). Die letzten Seiten von »Metro 2033« sind schockierend und schlicht umwerfend. Selten habe ich ein derart gelungenes Ende lesen dürfen.
»Metro 2033« ist genial. Glukhovsky hat den perfekten Endzeitthriller geschaffen, ein Werk, das rundum zu begeistern weiß. Wer düstere, stimmungsvolle SF mag oder überhaupt einfach mal nur ein exzellentes Buch lesen will, der wird an »Metro 2033« nicht vorbeikommen. Ein Roman, den man einfach gelesen haben muss!
Oder, wie man es mitunter in diversen Kundenrezensionen findet: Geil! Einfach nur geil! Unbedingt lesen! Ein echt geiles Buch!!!
Treffender kann man es diesmal echt nicht ausdrücken...