Meyer, Kai: Frostfeuer
Im Sankt Petersburg des Jahres 1893 treffen die junge Frau und die Schneekönigin erneut aufeinander. Die eine will ihre Feindin endgültig vernichten, die andere mit aller Macht ihr gefrorenes Herz zurück. Im Luxushotel Aurora kommt es zu einem magischen Duell zwischen den Kontrahentinnen. In diesem Etablissement arbeitet auch die Heldin der Geschichte, das junge Mädchen Maus. Unverhofft gerät sie zwischen die Fronten und wird schon bald zur entscheidenden Figur in diesem seit langer Zeit andauernden Kampf.
Moderne Märchen habe ich in den letzten Wochen so einige lesen dürfen. »Frostfeuer« ist dabei das mit Abstand überzeugendste Werk. Wirklich verwundert hat mich das nicht, stammt es doch aus der Feder von Kai Meyer, Deutschlands phantasievollstem Autor.
Wie schon in seinen anderen Romanen beweist Meyer auch in »Frostfeuer«, dass er sich meisterhaft auf wirklich alle Aspekte einer mitreißenden Geschichte versteht:
Die handelnden Charaktere sind mit viel Liebe zum Detail gezeichnet und wieder einmal vollkommen einzigartig. Aufgrund der Kürze des Romans fehlt es ihnen ein wenig an der Tiefe, die Meyers Figuren sonst auszeichnet; das ändert aber nichts daran, dass man Maus, Kukuschka und all die anderen umgehend ins Herz schließt.
Die Handlung des Romans hält genau das, was der Name Kai Meyer auf dem Deckblatt verspricht: Der Leser darf eintauchen in eine phantastische Welt voll einfallsreicher Storylines und magischer Momente. Meyer erzählt ein wunderschönes Märchen, dessen Handlung einerseits dynamisch und originell ist, auf der anderen Seite aber beim Lesen eine zauberhafte, altmodisch-heimelige Stimmung erzeugt.
Überhaupt gelingt es Meyer einmal wieder, eine unnachahmlich dichte Atmosphäre zu erzeugen. »Frostfeuer« spielt im tiefsten Winter, was der Autor seinen Lesern wunderbar vermitteln kann: Schon während des ersten Kapitels meint man regelrecht, die eisige Kühle des Nordens zu spüren. Meyers Geschichte kann zweifellos für sich in Anspruch nehmen, eine jener Erzählungen zu sein, bei denen man die Welt um sich herum regelrecht vergisst.
Nicht minder gelungen wie die übrigen Elemente ist auch die Darstellung des Schauplatzes: Ein Großteil der Handlung spielt sich im Hotel Aurora ab, das von Meyer in eindrucksvollen Bildern in Szene gesetzt wird. Leser, die schon andere Jugendbücher des Autors gelesen haben, werden zu Beginn vielleicht die exotischen Handlungsorte, die Meyer üblicherweise einbaut, vermissen. Dank immer neuer Details, die dem Hotel im Laufe der Story angedichtet werden, vergeht dieses Gefühl allerdings sehr schnell.
Mit »Frostfeuer« hat Kai Meyer ein wunderschönes Märchen geschaffen, den idealen Roman für einen gemütlichen Leseabend am heimatlichen Kamin, wenn es draußen mal wieder so richtig nasskalt ist. Wer Romane wie Cornelia Funkes »Tintenherz« oder C.S. Lewis »Die Chroniken von Narnia Der König von Narnia« mag, der wird an »Frostfeuer« nicht vorbeikommen. Eine phantastische Geschichte, die in ihrem liebevollen Einfallsreichtum allenfalls von dem ein oder anderen weiteren Roman Meyers getoppt wird.
Kommentare
Hört sich ja wieder mal zum Davonlaufen an, also nichts gegen seine Werke, die sind echt genial, aber seine Namenskreationen sind sowas von sch... Schon deswegen würd ich mir das Buch nicht zulegen - ich möcht ja nicht bei jedem "Maus" die
Faust gegen die Wand schlagen
Du kannst es glauben oder nicht: Genau den gleichen Gedanken hatte ich auch, als ich das Buch zum ersten Mal in der Hand hatte! Eine Hauptfigur namens Maus? Das wollte ich mir zuerst auch nicht antun.
Aus diesem Grund hat es ein paar Monate gedauert, bis ich mich getraut habe, zuzugreifen (meine Neugier hat meine Skepsis irgendwann doch noch besiegt). Ich habe es dann nicht bereut, ganz im Gegenteil.
Mein Tipp daher: Einfach über den Namen hinwegsehen und das Buch lesen. Es lohnt sich!
Also wenn ich da Lektor gewesen wär, ich hätte das nicht in den Druck gehen lassen, auch wenn der Rest brillant ist...