Gates, Robin: Feuer im Norden - Runlandsaga 2
Feuer im Norden
Der Sturm auf Runland hat begonnen! Einer alten Prophezeiung zufolge sollen die Menschen einst die Werkzeuge sein, die den Göttern des Chaos eine Rückkehr aus der Verbannung erlauben. Das können und wollen die Serephin, die ergebenen Diener der Mächte der Ordnung, nicht zulassen. Die Bedrohung, die von den Menschen ausgeht, muss ein für alle mal ausgeschaltet werden. So kommt es, dass die Drachenwesen mit dem Einmarsch in Runland beginnen. Das Ende der Menschheit scheint gekommen.
Die erste Stadt, die der Vernichtung anheim fällt, ist Andostaan. Hier halten sich auch der Elf Arcad und sein neuer Verbündeter, der junge Abenteurer Enris, auf. Vergeblich versuchen sie, die Bewohner Andostaans vor den herannahenden Truppen der Serephin zu warnen. Schon bald sehen sie sich inmitten eines gnadenlosen Schlachtgetümmels gefangen...
»Feuer im Norden« hebt sich, ganz wie der erste Band der »Runlandsaga«, vor allem durch zwei Aspekte von anderen Fantasyserien ab. Zum einen ist hiermit die außergewöhnliche Story gemeint, die dem Epos zugrunde liegt. Was die Handlung angeht, so ist Gates' Saga mit keiner anderen Fantasyserie vergleichbar, die zur Zeit auf dem Buchmarkt erhältlich ist. Das philosophische Grundkonzept und das ausgefallene Setting, das bekannte Fantasyelemente mit einer Vielzahl einzigartiger Ideen kombiniert, sorgen dafür, dass der Leser mit der »Runlandsaga« im wahrsten Sinne des Wortes Neuland betritt.
Zum anderen ist es der Erzählstil des Autors, der die Reihe so ungewöhnlich macht. Während manche Autoren, insbesondere im Bereich der Jugend- und All-Age-Romane, geradezu durch die Handlung hindurchhetzen, macht Gates das genaue Gegenteil. Er nimmt sich viel Zeit für die Ausgestaltung der Handlung und reichert seinen Roman mit einer Vielzahl von Passagen an, die die Story nur minimal weiterbringen, deren Lektüre aber dennoch sehr sehr interessant ist.
Gates' schriftstellerischem Können ist es dabei zu verdanken, dass der Roman trotz der eher schleppenden Erzählweise nicht todlangweilig wird. Dank des überzeugenden, sehr eingängigen Stils des Autors bleibt der Leser auch dann bei der Stange, wenn für viele Seiten nur wenig wirklich Wichtiges passiert.
Allerdings, und das muss auch gesagt werden, wirkt diese Erzählweise mit der Zeit ein wenig ermüdend. Hatte das langsame Erzähltempo im ersten Band des Epos noch den Reiz des Neuen, so hat es diesen mit Band zwei eingebüßt. Mitunter wünscht man sich daher, dass Gates einen Zahn zulegen und sich nicht so sehr an einzelnen Sequenzen aufhalten würde. Ein wenig mehr Dynamik hätte »Feuer im Norden« wahrhaft nicht geschadet.
Das Fehlen echter Höhepunkte innerhalb der Geschichte sorgt darüber hinaus dafür, dass der Roman keine Steigerung gegenüber seinem Vorgänger darstellt. Er fällt allerdings auch nicht wirklich ab, was vor allem der Einführung einiger neuer Charaktere zu verdanken ist. Wurde »Sturm der Serephin« größtenteils aus der Sicht der Menschen erzählt, so taucht in »Feuer im Norden« die Figur des Serephin Alcarasán auf, der es dem Leser ermöglicht, einen Einblick in das Leben und die Motivation der Drachenwesen zu erhalten. Dadurch wird die »Runlandsaga« um eine faszinierende Facette erweitert, insbesondere aus dem Grund, dass Alcarasán ein sehr sympathischer Zeitgenosse ist und man ihn und seine Absichten durchaus verstehen kann auch wenn diese den Tod der eigentlichen Protagonisten und den Untergang der Welt bedeuten.
Alles in allem ist »Feuer im Norden« ein gut geschriebener, langsam erzählter Fantasyroman, dem es leider an echten Höhepunkten fehlt. Dank seiner gelungenen Charaktere und einer außergewöhnlichen Handlung versteht es das Buch aber dennoch, den Leser in seinen Bann zu schlagen. Robin Gates mag kein zweiter Tad Williams sein (wie es die Coverrückseite den Leser glauben machen möchte), ein begnadeter Erzähler ist er aber allemal. Wer ein trotz so mancher Kampfszene eher ruhiges Fantasyepos sucht, wer Luca Trugenbergers Saga »Die Wege des Drachen« verschlungen hat oder wer ganz einfach mal einen Fantasyroman abseits aller bekannten Pfade lesen möchte, der sollte zur »Runlandsaga« greifen. Ein ungewöhnliches Abenteuer ist ihm gewiss.