Meyer, Kai: Loreley
Loreley
In den folgenden Wochen und Monaten wird aus dem einstmals so fröhlichen Mädchen eine verschlossene junge Frau, deren einziger Freund ihr Lehrmeister, der griesgrämige Burgschmied Erland, ist. Doch so sehr sich Ailis auch vor der Welt abschottet, vor dem, was im Brunnen gefangen ist, kann sie sich nicht verbergen. Eine geheimnisvolle Macht zieht sie unwiderstehlich zu dem unheimlichen Gefängnis, und schon bald gerät sie in den Bann einer Wesenheit, die älter ist als das Geschlecht der Menschen...
»Loreley«, die phantastische Interpretation der Loreley-Saga von Kai Meyer, mag zwar als Historischer Roman deklariert worden sein, doch wer zu dem Buch greift, dem sollte bewusst sein, dass er hier weniger einen Historienschmöker als vielmehr ein im Mittelalter spielendes Fantasybuch zur Hand nimmt. Meyers Werk vermischt Elemente klassischer Historischer Romane mit der reichen Sagen- und Mythenwelt Europas. Shakespeares »Mittsommernachtstraum« lässt grüßen.
»Loreley« ist eine kurzweilige, gut geschriebene Erzählung, die beim Lesen angenehm unterhält, die allerdings keinen bleibenden Eindruck hinterlässt. Die Story an sich ist zwar interessant und abwechslungsreich, kommt aber erst im zweiten Teil, wenn Ailis die geheimnisvolle Welt der Spielmänner betritt, wirklich in Gang. Die Charaktere sind gut gezeichnet, wirken teilweise aber etwas eindimensional. Sprachlich ist das Buch erstklassig, ganz so, wie man es von Meyer gewohnt ist, inhaltstechnisch kommt es aber nicht an andere Romane aus seiner Feder heran.
Wer phantastische historische Romane mag und schon an Meyers »Das Buch von Eden« viel Freude hatte, der wird sich auch mit »Loreley« bestens unterhalten fühlen. Kein Meilenstein, weder der Fantasyliteratur noch aus dem Bereich der Historienromane; für einen gemütlichen Abend auf dem heimischen Sofa aber allemal geeignet.