Hardebusch, Christoph: Die Werwölfe
Die Werwölfe
Opulentes Zeitgemälde, tragischer Liebesroman, temporeiches Abenteuer Hardebusch vereint eine Vielzahl buntschillernder Facetten in seiner jüngsten Erzählung. Dunkle, stimmungsvolle und mitunter wahrhaft schaurige Elemente aus dem Bereich der Horrorliteratur sind dabei natürlich elementarer Bestandteil der Geschichte. Mit einer zweitklassigen, auf Blut und Gewalt setzenden Horrorstory hat das Buch allerdings nichts gemein. Stattdessen präsentiert Hardebusch seinen Lesern ein atmosphärisch dichtes, ungemein fesselndes Schauermärchen, das ein wahres Fest ist für Liebhaber dunkler, intelligent gemachter Gruselgeschichten vor historischem Hintergrund.
»Die Werwölfe« spielt im Europa des frühen 19. Jahrhunderts, zur Hochzeit der klassischen Romantik. Ganz dem damaligen Vorbild für große Gefühle und schaurig-schöne Momente folgend, gestaltet sich Hardebuschs Roman.
Der junge italienische Adlige Niccolo Viviani wird von seinem Vater auf eine Grand Tour geschickt, eine Reise quer durch Europa, die ihm einen Eindruck von der Welt verschaffen und ihm die jugendlichen Flausen aus dem Kopf treiben soll. Begeistert von der Möglichkeit, die weite Welt zu erkunden, kommt Niccolo dem Anliegen nach.
Am Genfer See trifft er den berühmten Poeten George Gordon, Lord Byron, der ihn in einen kleinen Kreis intellektueller Denker einführt. Ein überwältigender Moment für den jungen Mann, der ohnehin eine Vorliebe für die Schönen Künste hat, insbesondere für die Literatur. Schon bald muss Niccolo allerdings erkennen, dass an den Gerüchten, die über Lord Byron und seine Bekannten die Runde machen, mehr dran ist, als es zunächst den Anschein hat. Der Poet verbirgt ein dunkles Geheimnis.
Noch ahnt Niccolo nicht, dass sich sein Leben in Kürze auf dramatische Art und Weise verändern wird. Vampire und Werwölfe, all die Kreaturen, die er bislang für Gestalten aus Erzählungen gehalten hat, gibt es wirklich. Und damit nicht genug. Niccolo wird selbst Teil jener vermeintlichen Legenden und erfährt das düstere Vermächtnis der Wolfsmenschen am eigenen Leib ...
Christoph Hardebusch, 1974 in Nordrhein-Westfalen geboren, kennt man bislang hauptsächlich als Autor von Fantasyepen wie »Die Trolle« oder »Sturmwelten«. Dass er sich auch auf andere Genres versteht, stellt er nun eindrucksvoll mit »Die Werwölfe« unter Beweis. Ohne zu übertreiben lässt sich sagen: »Die Werwölfe« ist Hardebuschs bislang bestes Werk.
Von Beginn an weiß Hardebuschs historische Mysteryerzählung dadurch zu überzeugen, dass sie eben, wie eingangs bereits erwähnt, nicht auf möglichst drastische Horrorelemente und blutige Schockeffekte setzt, sondern ihre Wirkung ganz gezielt durch den Aufbau einer stimmungsvollen, unheimlichen Atmosphäre erzielt. Dem Autor gelingt dabei sensationell gut das, woran viele Schriftsteller, die sich mit ähnlichen Thematiken befassen, kläglich scheitern: Er schafft es, nicht nur ein dunkles, spannungsvolles Schauermärchen voll angenehm grusliger Momente zu entwerfen, sondern dies gleichzeitig auch mit einem wuchtigen, reich ausgestalteten Bild des frühen 19. Jahrhunderts zu verbinden.
Als Leser weiß man natürlich, dass die Personen, die im Laufe der Handlung auftauchen, lediglich der Vorstellungskraft des Autors entspringen oder zumindest derart gestaltet sind, dass sie ihren realen Vorbildern nur noch bedingt ähneln. Und dennoch: »Die Werwölfe« ist derart kraftvoll geschrieben, dass man während der Lektüre geneigt ist, der Erzählung glauben zu schenken und sie für nicht ganz so phantastisch zu erachten, wie sie eigentlich gedacht ist. Schauplätze und Personen erwachen geradezu zum Leben, führen einen hinein in eine längst vergangene Zeit bzw. eine phantastisch-schauerliche Welt, die es zwar so in Wahrheit niemals gegeben hat, die aber nicht halb so fiktiv anmutet, wie man eigentlich annehmen sollte. Einmal eingetaucht in das lebendig geschilderte Universum von Niccolo Viviani, fällt es ungeheuer schwer, sich wieder von diesem zu lösen, so plastisch, so stimmig setzt Hardebusch seinen Kosmos in Szene.
Schön mitanzusehen ist dabei der Wandel der Geschichte mit fortschreitender Handlung. Mal anrührend, mal unheimlich, mal reich an großen Gefühlen, mal erschreckend ob eindringlicher Szenen in Gefangenschaft und auf der Flucht, mal historischer Schicksalsroman, mal mysteriöses Horrormärchen. Hardebusch spielt genussvoll mit einer Vielzahl verschiedener Stilmittel und Genres und bietet seinem Publikum so mit jedem neuen Kapitel neue Einsichten in die Leben seiner Protagonisten. Das erzeugt Stimmung, das lässt einen immer weiterlesen und ergibt letzten Endes ein ungemein vielschichtiges Gesamtwerk, das zu jeder Zeit zu überzeugen weiß. Einzig zu Beginn des letzten Viertels, wenn der Roman sich von der historischen Schauermär hin zur klassisch-mysteriösen Abenteuererzählung wandelt, verliert der Roman ein wenig an Ausdruckskraft. Die beeindruckende Opulenz der vorangegangenen Seiten geht hier leider etwas verloren. Doch zum einen kriegt der Roman gegen Ende noch einmal die Kurve, zum anderen sind auch die in Albanien spielenden Szenen (auch wenn sie den übrigen Passagen des Buchs deutlich unterlegen sind) spannend geschildert, sodass man geneigt ist, dem Werk auch diese kleine Schwäche zu vergeben; an der Klasse des Romans insgesamt ändert dies nämlich nichts.
Neben der inspirierenden Atmosphäre und dem Spiel mit Genres und Stilmitteln dürfen sich Leser auf eine ganze Reihe weiterer Aspekte freuen. Die Handlung von »Die Werwölfe« mag im Grunde ein wenig altbacken sein, doch dies wird durch die vorzügliche Ausgestaltung der übrigen Bestandteile des Buchs mühelos wieder ausgeglichen. Die Charaktere sind durch die Bank sauber gezeichnet und glaubhaft mit Ecken und Kanten versehen, die Schauplätze knapp, aber mehr als ausreichend beschrieben. Darüber hinaus fällt es angenehm auf, wie gut Hardebusch mit den verschiedenen von ihm entworfenen Szenarien zurechtkommt. Bewegende Charaktermomente sind ebenso gekonnt in Worte gefasst wie Sequenzen, in denen die Horroraspekte des Romans deutlicher zum Tragen kommen (und in denen es gelegentlich auch mal heftig zur Sache geht). Die Actionszenen des Romans wirken zwar hin und wieder etwas holprig und nicht ganz so rund, wie man das von Autoren wie Christian Montillon und Markus Heitz gewohnt ist, sind aber größtenteils temporeich und fesselnd beschrieben.
Rundweg gelungen ist das Ende des Romans. Ob man nun Happy Ends liebt, es lieber offen oder gar düster und bedrückend hat: Irgendwie ist hier für jeden etwas dabei. Ein beeindruckender Schluss, der dem beachtlichen Roman mehr als angemessen ist.
Der erste historische Mysteryroman von Christoph Hardebusch ist ein in sich abgeschlossenes Werk, das zwar eine Fortsetzung erlaubt, diese aber nicht zwangsläufig erforderlich macht. In einer Zeit, in der Autoren prinzipiell ellenlange Reihen schreiben, eine sehr erfreuliche Sache. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich nicht dagegen hätte, Hardebuschs Werwolf-Universum einen weiteren Besuch abzustatten.
»Die Werwölfe« ist ein wundervoller Roman, den sich Fans dunkler Spannung ebenso wenig entgehen lassen sollten wie alle Freude historischer Gruselerzählungen. Wer Marcus Heitz Werwolfs-Romane »Ritus« und »Sanctum« gelesen und gemocht hat, der wird Hardebuschs Buch schlichtweg lieben.
Romane wie dieser sollten häufiger geschrieben werden!
»Die Werwölfe« spielt im Europa des frühen 19. Jahrhunderts, zur Hochzeit der klassischen Romantik. Ganz dem damaligen Vorbild für große Gefühle und schaurig-schöne Momente folgend, gestaltet sich Hardebuschs Roman.
Der junge italienische Adlige Niccolo Viviani wird von seinem Vater auf eine Grand Tour geschickt, eine Reise quer durch Europa, die ihm einen Eindruck von der Welt verschaffen und ihm die jugendlichen Flausen aus dem Kopf treiben soll. Begeistert von der Möglichkeit, die weite Welt zu erkunden, kommt Niccolo dem Anliegen nach.
Am Genfer See trifft er den berühmten Poeten George Gordon, Lord Byron, der ihn in einen kleinen Kreis intellektueller Denker einführt. Ein überwältigender Moment für den jungen Mann, der ohnehin eine Vorliebe für die Schönen Künste hat, insbesondere für die Literatur. Schon bald muss Niccolo allerdings erkennen, dass an den Gerüchten, die über Lord Byron und seine Bekannten die Runde machen, mehr dran ist, als es zunächst den Anschein hat. Der Poet verbirgt ein dunkles Geheimnis.
Noch ahnt Niccolo nicht, dass sich sein Leben in Kürze auf dramatische Art und Weise verändern wird. Vampire und Werwölfe, all die Kreaturen, die er bislang für Gestalten aus Erzählungen gehalten hat, gibt es wirklich. Und damit nicht genug. Niccolo wird selbst Teil jener vermeintlichen Legenden und erfährt das düstere Vermächtnis der Wolfsmenschen am eigenen Leib ...
Christoph Hardebusch, 1974 in Nordrhein-Westfalen geboren, kennt man bislang hauptsächlich als Autor von Fantasyepen wie »Die Trolle« oder »Sturmwelten«. Dass er sich auch auf andere Genres versteht, stellt er nun eindrucksvoll mit »Die Werwölfe« unter Beweis. Ohne zu übertreiben lässt sich sagen: »Die Werwölfe« ist Hardebuschs bislang bestes Werk.
Von Beginn an weiß Hardebuschs historische Mysteryerzählung dadurch zu überzeugen, dass sie eben, wie eingangs bereits erwähnt, nicht auf möglichst drastische Horrorelemente und blutige Schockeffekte setzt, sondern ihre Wirkung ganz gezielt durch den Aufbau einer stimmungsvollen, unheimlichen Atmosphäre erzielt. Dem Autor gelingt dabei sensationell gut das, woran viele Schriftsteller, die sich mit ähnlichen Thematiken befassen, kläglich scheitern: Er schafft es, nicht nur ein dunkles, spannungsvolles Schauermärchen voll angenehm grusliger Momente zu entwerfen, sondern dies gleichzeitig auch mit einem wuchtigen, reich ausgestalteten Bild des frühen 19. Jahrhunderts zu verbinden.
Als Leser weiß man natürlich, dass die Personen, die im Laufe der Handlung auftauchen, lediglich der Vorstellungskraft des Autors entspringen oder zumindest derart gestaltet sind, dass sie ihren realen Vorbildern nur noch bedingt ähneln. Und dennoch: »Die Werwölfe« ist derart kraftvoll geschrieben, dass man während der Lektüre geneigt ist, der Erzählung glauben zu schenken und sie für nicht ganz so phantastisch zu erachten, wie sie eigentlich gedacht ist. Schauplätze und Personen erwachen geradezu zum Leben, führen einen hinein in eine längst vergangene Zeit bzw. eine phantastisch-schauerliche Welt, die es zwar so in Wahrheit niemals gegeben hat, die aber nicht halb so fiktiv anmutet, wie man eigentlich annehmen sollte. Einmal eingetaucht in das lebendig geschilderte Universum von Niccolo Viviani, fällt es ungeheuer schwer, sich wieder von diesem zu lösen, so plastisch, so stimmig setzt Hardebusch seinen Kosmos in Szene.
Schön mitanzusehen ist dabei der Wandel der Geschichte mit fortschreitender Handlung. Mal anrührend, mal unheimlich, mal reich an großen Gefühlen, mal erschreckend ob eindringlicher Szenen in Gefangenschaft und auf der Flucht, mal historischer Schicksalsroman, mal mysteriöses Horrormärchen. Hardebusch spielt genussvoll mit einer Vielzahl verschiedener Stilmittel und Genres und bietet seinem Publikum so mit jedem neuen Kapitel neue Einsichten in die Leben seiner Protagonisten. Das erzeugt Stimmung, das lässt einen immer weiterlesen und ergibt letzten Endes ein ungemein vielschichtiges Gesamtwerk, das zu jeder Zeit zu überzeugen weiß. Einzig zu Beginn des letzten Viertels, wenn der Roman sich von der historischen Schauermär hin zur klassisch-mysteriösen Abenteuererzählung wandelt, verliert der Roman ein wenig an Ausdruckskraft. Die beeindruckende Opulenz der vorangegangenen Seiten geht hier leider etwas verloren. Doch zum einen kriegt der Roman gegen Ende noch einmal die Kurve, zum anderen sind auch die in Albanien spielenden Szenen (auch wenn sie den übrigen Passagen des Buchs deutlich unterlegen sind) spannend geschildert, sodass man geneigt ist, dem Werk auch diese kleine Schwäche zu vergeben; an der Klasse des Romans insgesamt ändert dies nämlich nichts.
Neben der inspirierenden Atmosphäre und dem Spiel mit Genres und Stilmitteln dürfen sich Leser auf eine ganze Reihe weiterer Aspekte freuen. Die Handlung von »Die Werwölfe« mag im Grunde ein wenig altbacken sein, doch dies wird durch die vorzügliche Ausgestaltung der übrigen Bestandteile des Buchs mühelos wieder ausgeglichen. Die Charaktere sind durch die Bank sauber gezeichnet und glaubhaft mit Ecken und Kanten versehen, die Schauplätze knapp, aber mehr als ausreichend beschrieben. Darüber hinaus fällt es angenehm auf, wie gut Hardebusch mit den verschiedenen von ihm entworfenen Szenarien zurechtkommt. Bewegende Charaktermomente sind ebenso gekonnt in Worte gefasst wie Sequenzen, in denen die Horroraspekte des Romans deutlicher zum Tragen kommen (und in denen es gelegentlich auch mal heftig zur Sache geht). Die Actionszenen des Romans wirken zwar hin und wieder etwas holprig und nicht ganz so rund, wie man das von Autoren wie Christian Montillon und Markus Heitz gewohnt ist, sind aber größtenteils temporeich und fesselnd beschrieben.
Rundweg gelungen ist das Ende des Romans. Ob man nun Happy Ends liebt, es lieber offen oder gar düster und bedrückend hat: Irgendwie ist hier für jeden etwas dabei. Ein beeindruckender Schluss, der dem beachtlichen Roman mehr als angemessen ist.
Der erste historische Mysteryroman von Christoph Hardebusch ist ein in sich abgeschlossenes Werk, das zwar eine Fortsetzung erlaubt, diese aber nicht zwangsläufig erforderlich macht. In einer Zeit, in der Autoren prinzipiell ellenlange Reihen schreiben, eine sehr erfreuliche Sache. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich nicht dagegen hätte, Hardebuschs Werwolf-Universum einen weiteren Besuch abzustatten.
»Die Werwölfe« ist ein wundervoller Roman, den sich Fans dunkler Spannung ebenso wenig entgehen lassen sollten wie alle Freude historischer Gruselerzählungen. Wer Marcus Heitz Werwolfs-Romane »Ritus« und »Sanctum« gelesen und gemocht hat, der wird Hardebuschs Buch schlichtweg lieben.
Romane wie dieser sollten häufiger geschrieben werden!