DreamLand-Grusel (9) Tödliche Knochenhände
Mörderische Knochenhände
Und muss die junge Julia di Cosimo wirklich sterben, noch bevor sie ihr siebzehntes Lebensjahr vollendet hat?
Die junge Lehrerin Carlotta Vespari will den Geheimnissen auf den Grund gehen, doch die Zeit und unheimliche Geistererscheinungen spielen gegen sie.
Mit einer Mischung aus Vorfreude und banger Angst vor Entäuschung ging ich an die neue Folge von DreamLand-Grusel heran. Waren doch einige Vorgänger nicht sehr überzeugend. Doch die lange Wartezeit hat sich geloht, denn mit Folge 9 ist wieder ein Schmuckstück der Reihe gelungen. Hier ist wirklich vieles, als die ganz alte Schule zu bezeichnen. Wie Carlotta in den Ort kommt und gleich mit mysteriösen Leuten konfrontiert wird, das erinnert stark an einige Folgen der H.G. Francis-Gruselserie. Selbst einige Dialoge waren entliehen, wie "
heilige Mutter Gottes, steh uns bei". Ein sehr universeller Satz, der aber auch in Folge 3 der klassischen Gruselserie zu hören ist. Und nicht zu vergessen: Dr. Finistra. Ein Name, der hier für eine Ärztin verwendet wird. In "Dracula trifft Frankenstein", dem Kulthörspiel aus der alten Francis-Serie, ist Dr. Finistra die finstere Assistentin von Frankenstein. Diese Faktoren, liebevoll in die Geschichte eingestreut, erhöhen den Reiz des Hörspiels ungemein. Dazu kommen viele Dialoge und wenig Erzählertext (aber auch nicht zuwenig), was eben auch die Folgen der Vorbild-Serie aus den frühen 80er Jahren ausmachte.
"Tödliche Knochenhände" war letztlich eine Wahl der Fans. Produzent Thomas Birker fragte die Hörer nach ihren Wünschen für die Vertonung von Folge 9, und stellte einige Titel vor. Zunächst war ich etwas unglücklich über die Wahl, freue mich nun aber, dass eine so schöne Folge daraus geworden ist.
Im Ganzen gesehen, hätte man die Geschichte jedoch etwas kompakter und rasanter gestalten können, denn zum Ende hin, zieht sich das ganze etwas. Also, nicht ganz ohne Längen.
Man hätte diese Folge übrigens auch "Der Fluch der bernsteinfarbenden Augen" nennen können, den die tödlichen Knochenhände spielen hier kaum eine Rolle.
In der Familie di Cosimo werden seit Generationen immer mal wieder Zwillinge geboren. Eines der Kinder hat schwarze Augen, das andere bernsteinfarbene. Das Kind mit den bernsteinfarbenen Augen muss mit 17 Jahren sterben, da sich auf diese Weise ein Jahrhunderte alter Fluch erfüllt. Die Geistererscheinungen mit denen es die Heldin Charlotta im Verlauf der Story zutun bekommt, sorgen übrigens für wirklich wohlige Gruselschauer.
Christian Rode ist wieder der Erzähler, und es ist schön, dass DreamLand hier eine klare Linie einhält. Rode ist einfach glänzend gewählt, als Erzähler für diese Reihe. Schließlich ist er einer der alten Sprechergarde aus EUROPA-Zeiten, und erzählte damals auch Folge 6 der H.G. Francis-Serie. Ihn zu besetzen war nicht nur ein Glücksgriff, sondern auch ein genialer Schachzug.
Marie Bierstedt kennt man u.a. aus der Serie "Offenbarung 23". Hier spielt sie eine sehr klassische Romanheldin, was ihr vortrefflich gelungen ist. Man verzichtet bewusst auf moderne Ausdrucksweisen in den Dialogen, da es sich um eine klassische Story handelt. Und Marie Bierstedt setzt das auch in ihrer Darstellung sehr glaubhaft um. Unwillkürlich erinnert sie dabei an ältere Helden der H.G. Francis-Reihe, wie zum Gabi Libbach in der "Monsterspinne" oder "Gräfin Dracula".
Karin Lieneweg, bekannt als Tante Mathilda aus den drei ???, ist hier, endlich einmal in einer düsteren Rolle zu erleben. Sie darf ähnlich dominant sein wie bei den drei Detektiven, aber weniger nett. Und das ist prompt gelungen. Eine sehr schöne Darstellung, der Sprecherikone.
Reent Reins und Gernot Endemann gehören ebefalls zum Cast. Die restlichen Rollen werden vom DreamLand-Team besetzt. Hier merkt man zwar die Unterschiede zu den alten Profis, aber nur wenn man so genau hinhört wie ich.
Die Musik stammt ebenfalls aus der alten Serie. Carsten Bohn hat die Sounds nur ein wenig aufgepeppt. Ein Gefühl der Nostalgie kommt auf beim hören. Sehr schön gemacht, ohne haschige Effekte und lautes Getöse. Eben wie früher.
Das Cover lehnt an die Serie an und zeigt eine Szene aus dem Hörspiel. Das Booklet ist einfach gehalten und orientiert sich damit auch an ihrem Vorbild.
Fazit: Ein Hörspiel ganz nach meinem Geschmack und eben die alte Schule. So müssen Hörspiele klingen. Allerdings gibt es Punktabzug, wegen der teilweise auftretenten Langatmigkeit.