Meyer, Kai: Die Geisterseher (Hörspiel)
Immer häufiger bemüht man sich von Seiten der Audioverlage um die Werke des Autoren Kai Meyer. Mit die "Geisterseher" wird ein sehr frühes Werk aus seinem Schaffen vertont. Was die Geschichte ausmacht sind eine akribische Recherche seitens des Autoren nach Originalfiguren, Schausplätzen und Geschehnissen. Somit ist "Die Geisterseher" bei aller Phantastik und Fiktion eine Geschichte mit sehr realen Hintergrund.
So sind vor allem die handelnden Personen sehr real, weil sie einmal lebten. Und doch agieren sie in einer Story voller Phantasie. Abenteuer gesellt sich zu Action und Gruselspannung. Alles beginnt mit der Jagd nach einem seltsamen Manuskript, welches der Dichter Schiller hinterlassen hat. Die Brüder Grimm sind hier die Hauptfiguren, die nach dem Werk fahnden.
Sie reisen nachdem sie entführt wurden nach Warschau und begegnen der hübschen Anna von Brockdorf, die ein Geheimnis hegt. Im weiteren Verlauf stoßen sie auf einige imposante Personen der Literaturgeschichte. E.T.A. Hoffmann ist genauso zu Gast wie Elemente seiner recht abstarkten Figur "Der Sandmann". Goethe taucht sogar als Mörder des großen Schiller auf. Da wird mit realen Größen ein wenig Ping-Pong gespielt, was jedoch nicht uninteressant ist, und dem Werk einen Touch Superlative verleiht.
Das Hörspiel ist wie eine Zeitreise durch die literarische Vergangenheit unseres Landes. Dabei werden die Zeit um das Jahr 1805, sowie die Handlungsorte Weimar und Warschau atmosphärisch in meisterlicher Form eingefangen.
Liebe und Geheimnisse spielen eine ebenso große Rolle wie Dramatik und Übernatürliches. Phantastik und Krimi in Einem.
Zum Ende der Geschichte, relativiert die Thematik sich etwas. Man wird sich nicht verbiegen, und die Geschichte neu schreiben. Somit bleibt die Fiktion erhalten, und "die Geisteseher" bleibt doch nur eine gewöhnliche Geschichte.
Viele bekannte Stimmen reichern das Hörspiel an. Matthias Habich und Andreas Mannkopff (beide bekannt aus "Jack Holborn"), sowie Brigitte Grothum. Große Schauspieler also, die sich hörbar wohl gefühlt haben in ihren Rollen. Als Gebrüder Grimm hört man Marius Clarén und Markus Pfeiffer, die den beiden Figuren viel Authenzität verleihen, aber dennoch neutral bleiben. Hasso Zorn spricht als Erzähler die Texte und ist gleichzeitig der alte Wilhelm Grimm.
Als E.T.A. Hoffmann brilliert der Drei ???-Sprecher Andreas Fröhlich.
Der unglaublich tiefstimmige Gerlach Fiedler ist in einer seiner größten Rollen als Baron Zbigniew zu hören, während man Hans-Werner Bussinger in einer seiner letzten Rollen hört.
Die gewohnte Zaubermond-Musik ist qualitativ auf gewohnt hohem Nivau. Besonderheiten gibt es jedoch nicht. Doch eine gute Hörspielmusik ist heutzutage eine Selbstverständlichkeit. Hier noch neue Maßstäbe zu setzten ist fast unmöglich.
Die Aufmachung sucht Ihresgleichen. Es entsteht der Eindruck man experimentiere bei Zaubermond mit Formaten. "Leon-Traumgänger" erschien in drei Teilen. Dieser Roman wird auf 6 CD´s verteilt und erscheint kompakt als eine Art Digipack. Diese Art der Aufmachung weiß zu gefallen, da man alle Teile komplett hat. Das Booklet ist voll mit Sprecherfotos, Sprecherportraits, Kai-Meyer-Vorwort und Hörspielzitaten. Das Cover ist atmosphärisch gut gelungen und gibt die Stimmung des Hörspiels sehr gut wieder.
Die einzelnen Cd´s sind ca. 40 - 45 Minuten lang. Eine wirklich ohrenfreundliche Länge, die es möglich macht die Geschichte CD für CD in kleinen Häppchen zu genießen.
Fazit: Ein Hörspielgenuß
Hörspielzitat: "Spindels gesamte Kopfhaut war mit Wörtern bedeckt. Zitate, Sprüche aus der Bibel, dem Alten und Neuen Testament. Doch die Worte, die mir sonst so viel Trost und Wärme gespendet haben, flößten mir an so widernatürlicher Stelle nacktes Grauen ein
"
Zu dem Hörspiel ist die Fortsetzung bereits geplant. Der zweite Fall der Brüder Grimm trägt den Titel "Die Winterprinzessin".