Fairchild, Melissa: Himmelsauge - Die Geheimnisse des Brückenorakels
Jemand anders allerdings scheint den Jungen zu kennen: Kellen, ein unheimliches Wesen mit übernatürlichen Kräften, setzt alles in seiner Macht Stehende daran, den Jungen in seine Finger zu bekommen. Nur mit Müh und Not entkommt dieser seinem geheimnisvollen Häscher.
Auf der Flucht vor Kellen stolpert der Junge in ein unglaubliches Abenteuer und muss erkennen, dass es jenseits dieser Welt eine weitere gibt, die nach ganz eigenen Regeln funktioniert ...
Will man den Debütroman »Himmelsauge« der britischen Autorin Melissa Fairchild in einem Wort umschreiben, so trifft es die Bezeichnung gewöhnlich wohl am besten. Im Grunde lässt sich auch nicht viel mehr über den Roman sagen.
»Himmelsauge« ist ein All Age-Roman, wie es sie derzeit zu Dutzenden auf dem Markt zu finden gibt. Leichte Kost ohne jeglichen Tiefgang. Die einzelnen Bestandteile der kindgerechten Handlung reihen sich in rascher Abfolge aneinander und werden in aller Eile abgehandelt. Das sorgt zwar dafür, dass keine Langeweile aufkommt, verhindert jedoch zugleich jeglichen Spannungsaufbau.
Die Story als solche ist recht banal und hält spätestens nach vier Kapiteln für jemanden, der auch nur ab und zu phantastische Geschichten liest, keinerlei Überraschungen mehr parat: Der Held des Buchs entdeckt nach und nach, dass die Welt der Elfen und Feen tatsächlich existiert, und dass im Grunde nur er dafür sorgen kann, dass die Pläne eines Feindes, der diese Welt bedroht, durchkreuzt werden können. Das kennt man von unzähligen anderen Erzählungen her, weshalb einen der Plot nicht im Mindesten vom Hocker haut. Viel zu selten nur lässt Fairchild echte Originalität durchblitzen, etwa dann, wenn die Hauptfigur des Buchs in die geheimnisvolle Welt der Erinnerungshüter eintaucht. Solche Stellen sind aber rar gesät, weshalb man die Geschichte eher lustlos als begeistert durchliest.
Dass die Protagonisten zudem reichlich blass bleiben und Fairchild scheinbar kein Gespür für den Umgang mit bzw. das Erzeugen von Emotionen hat (wann immer etwa in dem Buch Personen ihr Leben lassen oder nahe dran sind, dies zu tun, verkneift sich die Autorin jegliche echte Gefühlsregungen und geht nur rasch über die betreffende Stelle hinweg), macht die Sache auch nicht besser.
Nein, »Himmelsauge« ist kein Buch, das man gelesen haben muss. Allenfalls sehr jungen Lesern und all denjenigen, die absolut nicht genug bekommen können von All Age-Fantasy, zu empfehlen. Alle anderen sollten lieber zu den Werken von Jay Amory oder D.J. MacHale greifen. Storymäßig sind diese All Ager zwar ähnlich dünn beschaffen, in allen anderen Belangen (von den Protagonisten bis hin zur Darstellung der Romanuniversen) Fairchilds Werk allerdings deutlich überlegen.