Foster, Alan Dean: Die denkenden Wälder & Der grüne Tod

CoverCover1. Die denkenden Wälder
(Midworld)
von Alan Dean Foster
Heyne SF 3660 (in Neuauflage: 4725)
erschienen: 1979 (deutsch), 1975 (Original)
207 Seiten; Taschenbuch; 5,80 DM
ISBN: 3-453-30575-2
Heyne

2. Der grüne Tod
(Mid-Flinx)
von Alan Dean Foster
Bastei SF Taschenbuch; SF 24367
erschienen: 2008 (deutsch),  1995 (Original) 
414 Seiten; Taschenbuch; 8,95 Euro
ISBN: 978-3-404-24367-9
Bastei Verlag

Die denkenden Wälder (MIDWORLD): Born ist ein begabter Jäger, aber auch ein Außenseiter in seinem, dem einzigen Stamm der Menschen, die im Heimbaum auf der dritten von sieben Ebenen der namenlosen grünen Welt leben – einer Welt, die ihresgleichen im Universum sucht, ist sie doch von einer gigantischen Biomasse bedeckt: 700 Meter hoch türmt sich die Vegetation über dem unergründlichen Boden, in jeder Ausprägung, jeder Spielart, die die Natur sich ausdenken konnte und mithin tödlich, herrscht doch ein ständiger Existenzkampf.


Die Menschen, Nachkommen eines abgestürzten Kolonialschiffs, haben sich mühsam an die Verhältnisse angepasst, sind aber nunmehr zusammen mit ihren Symbionten, den geschickten, kräftigen, aber auch unwahrscheinlich faulen „Pelzigern“ Bestandteil der Welt, die bei allem Kampf auch eine Art „Gemeinschaftsintelligenz“ aufweist.

Born der Außenseiter schaut nicht weg, als ein seltsames metallenes Ding aus dem Himmel stürzt, rettet die beiden Insassen, die sich ebenfalls als Menschen herausstellen und versucht, sie vor den unzähligen Gefahren zu schützen und zu ihrem weit entfernten Stützpunkt, einer illegalen Forschungsstation eines Biokonzerns zu bringen. Doch am Ziel müssen er und seine Begleiter (der um die Gunst eines Mädchens Rivalisierende und ihre Pelziger) erkennen, dass die Himmelspersonen der grünen Welt schaden wollen; und, als Bestandteil des Waldes, lassen sie dies nicht zu......

Der grüne Tod (MID-FLINX): Eine unbestimmte Zeit später („mehrere Generationen“ der Menschen auf der grünen Welt) erreichen Philip Lynx, genannt „Flinx“ und seine alaspinische Miniaturdrächin Pip eben diese Welt. Auf seiner etwas ziellosen Reise durch die bewohnten Gebiete des Commonwealth (Homanx-Territoriums) ist er in Konflikt mit einem ebenso mächtigen wie eigensinnigen und rachsüchtigen Händler-Magnaten namens Jack-Jax Coerlis geraten, der Pip unbedingt seinem galaktischen Zoo einverleiben will. Mit einiger Mühe und Hilfe sowohl durch die „Vereinte Kirche“ wie seinem Spezialraumschiff, der TEACHER, gelingt es ihm zwar, sich der unmittelbaren Bedrohung zu entziehen, doch Coerlis gibt so leicht nicht auf und folgt ihm schließlich zur „grünen Welt“, die Flinx rein zufällig entdeckte, als er die TEACHER-KI eine Notflugkurs zum Absetzen aus dem System, einfach entlang des gerade anliegenden Vektors unternehmen ließ.

Die faszinierende Welt schlägt ihn natürlich sofort in den Bann, er unternimmt einen kleinen Ausflug, den er mit Mühe überlebt und trifft schnell auf die Einheimische Teal, ihre zwei Kinder und ihre unvermeidlichen pelzigen Begleiter. Auf einer Nahrungs-Fourage ist Jeran, Ehemann und Vater, umgekommen und die Familie irrt einigermaßen orientierungslos durch die höllische Wildnis, ohne den genauen Rückweg zu ihrem Heimatbaum zu kennen. Flinx kann mit seinen und den   technischer Instrumenten des Shuttles dem insoweit abhelfen, als dass er den „bösen Ort der Himmelspersonen“ (die im ersten Buch erwähnte, zerstörte Station) anhand der Metallvorkommen identifizieren kann, von dem aus Teal den Weg zurück kennen würde. Die Gefahren der grünen Welt sind allüberall und immer noch gleichbleibend; aber nicht nur der auf Pip versessene Jack-Jax mit 6 Begleitern, sondern auch noch eine andere Gruppe, die speziell hinter Flinx und der TEACHER her ist, mischen kräftig mit.....

Ich begnüge mich mit der hoffnungsfrohe Annahme, dass die Eulen Athen in diesem Fall längst erreicht haben; sprich: jemand in diesem Bereich, SF-inzeressiert, weiß, dass Alan Dean Fosters Hauptwerk das Homanx/Commonwealth-Universum darstellt. Wenn wirklich doch nicht: es handelt sich um einen der ausführlichsten Entwürfe einer Zukunfts/Welt(raum)Ordnung, die es gibt, zugleich um einen der faszinierendsten und bekanntesten.

Thanks to the Web: Die Autoren-Homepage (www.alandeanfoster.com) weist inzwischen bereits 27 Romane (Novels) des Commonwealth-Zyklus auf. Es stehen durchaus noch einige aus, die bislang nicht in deutscher Übersetzung erschienen sind: nach der Zählweise des deutschen Erscheinens sollten dies die Bände 8 und 17 sein, ohne Berücksichtigung von Neuauflagen und Samplern. Bei letzterem empfiehlt sich natürlich eben jener, der Flinx erste 4 Abenteuer (die Tar-Aym-Krang-Trilogie und einen Kindheitsroman“) zusammenfasste 

Flinx wie Homanx spannt sich nun bereits über 36 Jahre, seit Foster mit eben der Trilogie um den Waisenjungen mit seinem hochgiftigen, aber anschmiegsamen „Schoßtier“ Pip, seinen besonderen Fähigkeiten (insbesonders der Emphatie) und seiner immer noch nicht ganz aufgeklärten Vergangenheit wie Zukunftsrolle den Homanx-Entwurf begann, und er steht auch (fast richtungsweisend?) für die Wiederbelebung der alten Space Opera Anfang der siebziger Jahre; mit neuem Schwung, durchdachten (logischen!) Handlungen, Berücksichtigung der jeweils neusten Wissenschaftsentwicklungen wurde dem Thema wieder neues Leben eingehaucht (dass es bald danach mit Star Wars beinahe wieder zugrunde hätte gehen könne, ist nur eine persönlich gefärbte Ansicht...). Der Weltraum ist weit, die Wunder sind vielfältig bis unendlich.

Und die Flinx-Romane (in deutsch zähle ich da bislang 7) sind nicht einmal die besseren. Die Figur ist etwas zu konstruiert; mal kleines Kind/Waisenjunge, der bedroht wird und von seinem Schoßtier und der resoluten Pflegemutter gerettet werden muss, dann Entdecker und immer wieder durch das Schicksal reich Beschenkter (kann er es sich doch leisten, mit eigenem Spezialraumschiff durchs Universum zu gondeln), aber auch vom düsterem Raunen einer noch immer nicht klaren „Rolle“ für die Geschicke dieses ganzen Universums überfrachtet. In dem neusten Roman ist er zwar ruhiger geworden (obgleich noch immer erst knapp über zwanzig), gerät aber immer noch zu oft in Situationen, die eigentlich voraussehbar und vermeidbar wären. Die Spannung ist natürlich nicht allzu hoch, wenn man weiß, wie und dass es gut ausgeht, weil ja da immer noch das von ihm zu rettende Universum seiner harrt....(und eben deshalb, wegen dem Minimum an Spannung, weigert sich der Rezensent auch, dem verlockenden Angebot des Netzes nachzugeben und nachzulesen, wie denn die bereits zwei weiteren im Original erschienenen Anschlussbände zu Flinx ausgehen...kann man nur hoffen, dass diese auch bäldigst dem deutschen Leser zukommen).

MIDWORLD dagegen (mit den „Denkenden Wäldern“ nicht unbedingt glücklich übersetzt und von dem deutschen Titelbild eines Wikingerhaften Barbaren mit angedeuteter Panzerfaust schweigt man lieber...) war und ist Legende.

Nie war ein Planet farbiger und vielfältiger, auch, angemessen, in der Beschreibung. Was es da alles gibt: riesige Flugdrachen, himmelsimitierende Pflanzen, Lockblumen, saulenhohe, blitzaufsaugende und –abgebende  Bäume, unaufhaltsam sich voranfressende Schwärme von hundeähnlichen Wesen, stahlzerreißende Pelzwesen mit Teddybärgemüt  und so weiter. Und wer je mit den Hauptpersonen in die tiefste der 7 Höllen hinabstieg, wo die Bakterien faustgroß und sichtbar sind, wird nie die Bedrohung durch die schrecklichste aller Kreaturen, die Silberglitsche, und deren abruptes Ende vergessen...Nebenbei auch noch eine glaubwürdige „Message“, die vom Zusammenleben mit der Natur und ihrer Bewahrung (nicht von ungefähr ist der Planet namenlos, aber „die grüne Welt“), und alles wunderschön und fast poetisch abgeschlossen....

...und dann kommt nun der Autor hierher zurück und siedelt die Weiterführung seine Flinx-Saga hier an. da hatte ich dann größte, allergrößte Befürchtungen, dass damit die Legende der Perfektion beschädigt werde.

Es hält sich glücklicherweise in engen Grenzen., Es ist ein anderer Blickpunkt, nicht der (logische, faszinierende, geprägte) der Einheimischen Menschen, sondern der des Außenweltlers Flinx, der schon viel gesehen hat und dem Ganzen, selbst der Faszination einer solchartigen Welt, eher rational gegenübersteht. Die Gefahren sind dieselben geblieben, doch Foster wiederholt sich nicht. Man hätte sich vom neuen Übersetzer gewünscht, sich etwas an die Bezeichnungen des Erstromans anzupassen; „Pelziger“ klingt halt besser als das übernommene „Furcot“, „Heimbaum“ als „Heimatbaum“ und bei „Pillaren“ weiß man zwar, was gemeint ist, aber die poetische Romantik von „Säulenbäumen“ ist da nicht drin. Es ist zu gleichen Teilen ein MIDWORLD- wie FLINX-Roman, bei dem der leuchtende Schein des ersteren

MIDWORLD muss man gelesen haben.

MID-FLINX kann, wenn nicht gar sollte man auch lesen, aber erst danach (und am besten auch nach einem kurzen Update der älteren Flinxabenteuer, ist doch einige Zeit vergangen...).

Romane aus dem COMMONWEALTH/HOMANX-Universum sollte man immer lesen.

Und andere von Alan Dean Foster auch (solange es nicht STAR DRECK- und weitere Broterwerb-Filmadaptation sind)

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