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... Jörg Kastner über Amerika, Bastei und die Neuauflage

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... über Amerika, Bastei und die Neuauflage

Vor kurzem ist im Bastei-Verlag die Heftserie »Amerika« (Amerika - Ein neuer (alter) Western bei Bastei - Mit Jörg Kastner in den Wilden Westen) wieder aufgelegt worden.

Der auch von Jerry Cotton und Trucker King bekannte Autor Jörg Kastner beantwortet dem Zauberspiegel einige Fragen zur Serie und zur Neuauflage.

Jörg KastnerZauberspiegel: Hallo Jörg Kastner! Gerade ist im Bastei-Verlag die Serie Amerika neu aufgelegt worden. Welche Rolle spielt der Autor dabei?
Jörg Kastner: Eine ganz und gar passive. Nachdem ich mehrmals versucht hatte, Bastei zu einer Wiederbelebung von AMERIKA zu bewegen, sei es im Heft oder im Taschenbuch, hatte ich die Hoffnung aufgegeben. Mittlerweile hat ja der Verlag hockebooks die vollständige Serie im E-Book herausgebracht, und an eine neue Printausgabe hatte ich gar nicht mehr gedacht. Michael Schönenbröcher, der ja bereits die Erstauflage von AMERIKA betreut hatte, meldete sich überraschend bei mir, weil er eine Serie im Western-Umfeld suchte, die er im Anschluss an FORT ALDAMO bringen könnte. Wir konnten uns über die Konditionen einigen, und so kam es zur Neuauflage von AMERIKA.

Zauberspiegel: Sie haben Rechtswissenschaften studiert. Man sollte annehmen, der sichere Weg ins Gerichtswesen und die Anwaltspraxis. Wie kam es, dass Sie Anfang der 90er Jahre für Bastei Heftromane und Taschenbücher verfasst haben?
Jörg Kastner: Das Schreiben ist schon immer meine Leidenschaft gewesen. Nach dem Abitur bin ich auf der Suche nach einem Volontariat bei diversen Tageszeitungen mit dem Hinweis abgeblitzt, man setze eine abgeschlossene Berufsausbildung oder ein abgeschlossenes Studium voraus. Im Sternbild des Schützen geboren und somit jemand, dem Ungerechtigkeiten tierisch auf die Nerven gehen, und als großer Fan der Anwaltsserie „Petrocelli" entschloss ich mich also, „erst mal" Jura zu studieren. Bis zum zweiten Staatsexamen dauerte es dann doch eine Weile, und mittendrin begann ich wieder zu schreiben. Artikel für diverse Phantastikmagazine, dann 1991 bei Goldmann „Das große Raumschiff Orion Fanbuch" und 1992 bei Bastei Lübbe „Das große Karl May Buch". Als ich wegen Letzterem im Verlag war, hat mich Cheflektor Rainer Delfs kurzerhand für JERRY COTTON angeheuert. Einer meiner Sherlock-Holmes-Romane, den ich bei Bastei eingereicht hatte und der aufgrund unglücklicher Umstände dann dort nicht erschienen ist, hatte bei ihm einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Das hat mir natürlich Auftrieb für die Schriftstellerkarriere gegeben, auch wenn mir mein Patenonkel, damals Polizist in Düsseldorf, bei dem ich wegen des zweiten Staatsexamens übernachtet hatte, nach bestandener Prüfung – mein Auto rollte schon vom Hof – nachrief: „Werde erstmal Staatsanwalt, Junge!"

Zauberspiegel: Bei Bastei haben Sie Krimis (Jerry Cotton) und Abenteuerromane (Trucker King) geschrieben. Dazu kamen einige wenige Western (Lassiter). Und dann noch die eigenständige Western-Serie Amerika! Ist Amerika überhaupt eine klassische Western-Serie? Oder hat sie nicht auch einiges vom Historischen Roman und vom Abenteuerroman?
Jörg Kastner: Für mich ist sie ein Mix aus Western und historischem Abenteuerroman. Das war übrigens damals verlagsseitig so gewünscht. Gustav Lübbe, der sich sehr für die deutsche Auswanderung nach Amerika interessierte, wollte gern eine solche Serie haben. Leider ist er verstorben, bevor sie herauskam.

AmerikaZauberspiegel: Amerika erschien 1995/96. Ist/war sie als Endlosserie konzipiert oder gab es ein anvisiertes Ende? Wenn ja, nach wie vielen Romanen sollte Jacob Adler ans Ziel kommen?
Jörg Kastner: Es gab kein fest geplantes Ende. Ich hatte diverse „kleine Enden" festgelegt, quasi als Abschluss eines Zyklus, nach dem dann ein neuer Handlungsbogen begonnen hätte. Theoretisch war es also eine Endlosserie. Wäre sie länger gelaufen, wären auch andere Autoren ins Spiel gekommen, für die ich die Exposés geschrieben hätte.

Zauberspiegel: Nach 22 Abenteuern war damals Schluss. Gibt es noch unveröffentlichte weitere Romane von damals? Wie weit reichte das Expose?
Jörg Kastner: Ich hatte die Handlung grob vorgezeichnet bis zu dem Punkt, an dem Jacob Adler seine Familie wiederfindet. Damit wäre aber ein neuer Konflikt entstanden, und ein neuer Zyklus hätte begonnen. Unveröffentlichte Romane gibt es nicht. Ich lag gerade mit einer schweren Grippe im Bett, als mich Michael Schönenbröcher anrief und mir mitteilte, man würde drei Serien einstellen: AMERIKA, TRUCKER KING und DÄMONENLAND. 21 Romane hatte ich fertig, und ich hätte noch Gelegenheit für einen Abschlussband. Ich habe mich dann beim Schreiben von Band 22 bewusst gegen ein Friede-Freude-Eierkuchen-Happy-End auf der ganzen Linie entschieden. Mir wäre das zu schnell gegangen und irgendwie zu märchenhaft erschienen. Also habe ich ein, wie ich es oben nannte, „kleines Ende", das erst später hätte eintreten sollen, vorgezogen, um einen Handlungsbogen abzuschließen. Natürlich hatte ich da auch im Hinterkopf, irgendwann die „Abenteuer in der Neuen Welt" wieder aufzugreifen und fortzusetzen.

Zauberspiegel: Hat die Hauptperson Jacob Adler ein historisches Vorbild?
Jörg Kastner: Nein.

Zauberspiegel: Gibt es einen besonderen Grund, warum Bastei die Serie jetzt nach 23 Jahren neu auflegt?
Jörg Kastner: Wie oben gesagt, nach FORT ALDAMO sollte der Programmplatz im Heftsegment nicht unbesetzt bleiben.

Amerika

Zauberspiegel: Ist mit Band 22 wieder Schluss? Wie sieht es mit neuen Romanen aus?
Jörg Kastner: Michael Schönenbröcher hat mich gefragt, ob ich, einen entsprechenden Verkaufserfolg der Serie vorausgesetzt, AMERIKA über Band 22 hinaus fortsetzen würde, und ich habe mein grundsätzliches Interesse bekundet. Allerdings haben wir über einen entsprechenden Vertrag oder gar vertragliche Details noch nicht gesprochen, und als Jurist achte ich darauf vermutlich mehr als andere Autoren. Es gibt also zwei Voraussetzungen für eine Fortsetzung: Erstens muss es der Markt rechtfertigen, und zweitens müssen Verlag und Autor über die Bedingungen Einigkeit erzielen.

Zauberspiegel: Zwischenzeitlich haben Sie die Serie auch als eBook herausgebracht. Wird es diese weiterhin geben?
Jörg Kastner: Ja, die E-Book-Serie wird weiterhin existieren, da ich mit hockebooks einen Vertrag über mehrere Jahre abgeschlossen habe. Wer sich über die teilweise abweichenden Titel zwischen Heft- und E-Book-Ausgabe wundert: Zum Teil habe ich meine Originaltitel, die Bastei damals abgeändert hat, wiederhergestellt (z.B. „Die Todesreiter von Missouri" statt „Der Fluch von Starcrest"), zum Teil hatte hockebooks Änderungswünsche, weil zwischenzeitlich gleich oder ähnlich lautende Titel auf dem Buchmarkt erhältlich sind (z.B. „Hafen der Verzweifelten" statt „Flucht in die Neue Welt").

Zauberspiegel: Handelt es sich bei der Neuauflage um die Originaltexte von früher oder hat eine Bearbeitung stattgefunden?
Jörg Kastner: Ich habe keine Veränderungen an der neuen Heftausgabe vorgenommen, bis auf einen nebenbei erwähnten Charakter, den ich frankensteinlike wiederbelebt hatte, obwohl er im vorangegangenen Roman gestorben war. Ob Michael Schönenbröcher für die Neuausgabe etwas verändert hat, weiß ich nicht. Ich nehme an, im Wesentlichen sind es dieselben Texte wie damals. Es kann leichte Textabweichungen zur E-Book-Ausgabe geben. Für diese habe ich nämlich meine Originalmanuskripte - und nicht die Bastei-Fassung - genommen und sie durchgehend überarbeitet.

Jörg KastnerZauberspiegel: Warum haben Sie damals aufgehört Heftromane zu schreiben?
Jörg Kastner: Ich hatte quasi „nebenher" auch andere Sachen geschrieben, z.B. für Basteis Taschenbuchprogramm einen umfangreichen historischen Roman über die Germanen, Varus und die sogenannte Schlacht im Teutoburger Wald („Thorag oder Die Rückkehr des Germanen"). Der war so erfolgreich, dass er vier Fortsetzungen (das Ganze ist heute als zwölfteilige Saga im E-Book und als ungekürztes Hörbuch bei Audible erhältlich) und diverse andere historische Romane nach sich gezogen hat. Das alles zu schreiben, erfordert natürlich Zeit. Ich empfand es auch als angenehm, mehr Zeit für ein einziges Projekt zur Verfügung zu haben. Um als Heftautor anständig zu verdienen, muss man doch ziemlich hart am Wind segeln. Hinzu kam: Das Erscheinen meines ersten Germanen-Romans ging zeitlich mit der Einstellung von AMERIKA einher. Für mich war es quasi ein natürlicher Übergang. Bei TRUCKER KING, wo ich Horst Friedrichs ersetzt hatte, bin ich schon vorher ausgestiegen, um genügend Zeit für AMERIKA zur Verfügung zu haben. Das Schreiben von LASSITER hatte mich nicht so wirklich vom Hocker gerissen, daher nur drei Romane. Bei JERRY COTTON habe ich mich dann „durch die Hintertür" verabschiedet, habe auf Nachfrage von Peter Thannisch damals aber gesagt – und es auch so gemeint -, dass ich, sollte sich die Gelegenheit ergeben, gern wieder den einen oder anderen COTTON schreiben würde. Aber die Gelegenheit hat sich nie ergeben.

Zauberspiegel: Welche anderen Projekte verfolgen Sie gerade?
Jörg Kastner: Ich schreibe – unter einem derzeit noch geschlossenen Pseudonym - eine Krimiserie mit einem wiederkehrenden Ermittler für einen großen Taschenbuchverlag. Der dritte Band ist kürzlich erschienen, und den vierten habe ich gerade abgegeben. Zudem entwickle ich im Augenblick eine weitere Krimiserie mit historischem Hintergrund. Neues, sobald es spruchreif ist, erfährt der Interessierte unter kastners-welten.de.

Uwe Weiher

 

Die Fragen für den Zauberspiegel stellte: Uwe Weiher

 

Foto Jörg Kastner Copyright © by Corinna Kastner.

Kommentare  

#1 martin baresch 2018-07-08 17:56
Lieber Uwe Weiher, das ist ein klasse Interview! Da die ersten Romane der AMERIKA!-Serie 2.0 noch nicht in den südlicheren Gefilden Deutschlands aufgetaucht sind, hat`s mich auch gefreut, via Zauberspiegel-Interview mal ein kleines Update von Jörg Kastners aktuellen Aktivitäten zu bekommen. "Im Schatten von Notre Dame" hab ich vor gefühlten Jahrzehnten gelesen und bin noch immer hin und weg von der düsteren Atmosphäre. @ Jörg Kastner: Alles Gute für die Krimiserie und für AMERIKA!

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