... Wolfhart Luther über Bastei, Lübbe, Außendienst und Verlagsleitung
: Mit 10 Jahren als Knappe mit Erna Schlüter und Josef Greindl in PARSIFAL von Richard Wagner im Opernhaus Düsseldorf. Dann als Schüler Beleuchter, Gesangsunterricht bei Helmuth Fehn (Bass Bariton), Franz Reinhardt und Maria Alex Sprechtechnik und Schauspielunterricht.
Einrichtung der neuen Bücherei im HJ-Bann 39 Düsseldorf, Gründung der HJ-Laienspielschar. Schreiben des Trauerspiels "Andreas Hofer". Sehr gute Kontakte zu Herbert Eulenberg, unserem jahrzehntelangen Chefdramaturg in Düsseldorf.
Im zweiten Weltkrieg Rettungseinsätze während alliierter Bombenangriffe: Frauen, Kinder, Greise zu Tausenden schwer verletzt oder tot geborgen. Mehrfach Organisation und Gedichtvortrag zur Beerdigung von vielen tausend Bombenopfern auf dem Nordfriedhof Düsseldorf.
HJ-Haupt-Lagermannschaftsführer mit 3000 Schülern aus Düsseldorf (in Bad Wörishofen) in Landsberg/Lech beim ersten Düsenjäger-Testflug mit General Galland ("Du glaubst, dich schiebt ein Engel"). Da war ich schon Luftwaffen-Offiziersbewerber. Zuvor Reichsarbeitsdienst.
Auf Wunsch vom Vater Ausbildung zum Steuerinspektor, Berufung ins Beamtenverhältnis zum 1.4.1944. Bombenwache im Finanzamt Düsseldorf-Süd bei Luftangriff und Rettung vor Brandbomben mit Kameraden. Dafür nach dem Luftschutzorden noch das Kriegsverdienstkreuz.
Wir unterhielten gute Beziehungen zu Reichsfinanzminister Graf Schwerin von Krosigk . Aber als mein Vater nach Kriegsende entlassen wurde, schenkte ich meinem damaligen Chef im Finanzamt Düsseldorf-Nord meinen Beamten-Status per 1.6.1946 und trat am selben Tag bereits als Schauspieler im Theater des Westens auf. (siehe Zusatzinfo: Wolfhard Luthers Rollen).
In Wohnung der Schwiegereltern waren zwei beschlagnahmte Zimmer an eine fremde Familie vermietet, deren Ehemann die Abonnenten vom WOCHEND (Olympia-Verlag) betreute, jedoch die Abogelder falsch oder gar nicht abrechnete. In meiner Abwesenheit fragte ein Kontrolleur aus Nürnberg meine Frau, ob sie jemand wisse, der einspringen könne. Sie schlug mich vor. Ich stieg ein, wurde kurz darauf Vertreter für NRW und anliegende Gebiete. Dazu kam das SPORT-MAGAZIN (heute KICKER) mit Samstag und Sonntagsarbeit auf den Plätzen der Oberliga West. Nach sechs Jahren wurde der Außendienst eingestellt.
Ich ging zum LIBELLE-Verlag, Chefredakteur Heinz van Buggenum. Der holländische Verlag verkaufte nach drei Jahren an IHRE FREUNDIN, Karlsruhe.
Van Buggenum kannte Lübbe von der Osnabrücker Zeitung und wusste von dem kleinen Verlag, den er von seinem Schwager übernommen hatte. Wir fuhren nach Bergisch-Gladbach und schlossen beide die Verträge ab.
: Lübbe war ein Mann, der das Können seiner Leute erkannte und sie richtig einsetzte. Nur so gelang der rasante Aufstieg. Gustav Lübbe ließ Mitarbeiter selbständig handeln, wenn diese ihn begriffen und er mit ihnen einig war. Privat trafen wir uns in den Restaurants in Altenberg, in der Bastei Köln, oder in der Bar gegenüber Madaus-Pharma, wo der Pianist bei unserem Eintreten sofort den Jerry-Cotton-Marsch spielte.
: Die Romane waren gut verkäuflich, weshalb der Außendienst voll zuschlagen konnte. Erst waren es drei Vertreter, dann acht. Mein Bezirk reichte von NRW über Rheinland-Pfalz bis zu ganz Südwest, Schweiz, Südtirol und Italien.
Das ganze Geheimnis bestand in unermüdlicher Arbeit. Natürlich kannten wir die Daten von Grossisten und Bahnhofsbuchhändlern, mit fast allen war man persönlich bekannt. Ich traf mich mit mehreren öfter privat oder in ihren Ferienhäusern.
: Anregungen von Außen gab es massenhaft. Die Wichtigste: das Herauslösen der JERRY-COTTON-Romane aus der BASTEI-Kriminalroman-Reihe, der Kontakt zum Autor Kaufmann. Dann das Reinpauken der Auflage ins Grosso, in die Babus usw.
: Verlagsleiter wurde ich nach einem Gespräch mit Herrn Lübbe beim Urlaubs-Spaziergang am Murtensee CH, als ich ihm sagte, dass es für mich im Außendienst langweilig ist und ich eine neue Herausforderung brauche. Da reagierte er schnell das war eben Lübbe. Verantwortlich für den Vertrieb war neben den drei Vertriebsleitern Süd, Nord und Ausland der Hauptvertriebsleiter Helmuth Gutowski (ehemaliger Waffen-SS-Hauptsturmführer), womit die unglaubliche Schlagkraft des Vertriebs ausreichend erklärt ist.
Als Verlagsleiter verantwortete ich die Titelkonferenzen, koordinierte die Arbeiten der einzelnen Abteilungen, die Herstellungsfragen, Anzeigenverwaltung, Kostenkontrolle, Postbearbeitung, soziale Einrichtungen und eine Reihe von Sonderaufgaben, für die ein spezieller Impuls notwendig war. Wichtig war die Installation Datenverarbeitungsanlage, Fotolabor und Fernschreiber. Außerdem beaufsichtigte ich die Erstellung eines Neubaus und den Betriebsablauf. Herr Lübbe beauftragte mich mit den Kontakten zu unserem Rechtsanwalt und der Erledigung der anfallenden Rechtsfragen. Die Durchführung von Betriebsausflügen und Betriebsfesten, Straffung der Hausverwaltung, alle Kontakte zu Kollegenverlagen und v.a. erledigte ich im Sinne von Herrn Lübbe
: Bestseller wurden SILVIA, JERRY COTTON und BASTEI-Rätsel, nachdem das Team zwei bis drei Jahre voll im Einsatz war.
: Marketing, PR = Werbung: Unermüdlicher Einsatz. z.B. ich ließ per Hubschrauber zum Anpfiff von Bundesligaspielen den JERRY-COTTON-Ball abwerfen, Einsatz von TV-Prominenten wie Lou Van Burg usw. Die kamen in den Verlag und dann nicht mehr aus dem Staunen raus.
: Die Kinofilme JERRY COTTON. Produktion (Heinz Willeg) und Regie (Fritz Umgelter, Harald Philipp, Helmut Ashley u.a.) waren neben dem Verleih (Constantin-Film, Bartels)) und den erstklassigen Darstellern Garanten für Erfolg. Das Titelbild vom Filmtaschenbuch 1 Schüsse aus dem Geigenkasten mit Hans.E. Schons stammt von Wolfhart Luther. Regisseur Fritz Umgelter hatte zuvor den erfolgreichen TV-Mehrteiler Soweit die Füße tragen mit Heinz Weiss gedreht. Meine Aufgabe bestand in Unterstützung der Aufnahmen (Berlin, Bavaria München, Studio Hamburg Gyula Trebitsch und Claus Kühn), Promotion in mehreren Städten unter Einbeziehung von Darstellern in den wichtigsten Kinos. Kontrolle der Drehbücher gehörte dazu. Am Set musste aufgepasste werden, dass G. Nader als Nichtraucher wenigstens immer eine Zigarette zwischen den Fingern hatte.
: JERRY COTTON-Schokokrimis und die wenigen Fehlschläge kamen nach meiner Zeit.
Die Jerry-Cotton-Darstellersuche war Sache der Produktion Heinz Willeg, bei der wir auch Vorschläge machten. Aber z. B. beim Hauptdarsteller habe ich alle deutschen Darsteller abgelehnt. Es sollte auf alle Fälle ein Amerikaner sein. Mit Heinz Willeg hatte ich einen sehr guten Partner mit Ideen zum Einsatz von Darstellern und Szenengestaltung, dazu die Regisseure Umgelter, Philipp.
Übrigens: mit Helga Schlack, die später Hans E. Schons heiratete, habe ich im Ruhrgebiet mal Promotion gemacht. Schons habe ich sein kurz gebrauchtes BORGWARD-ISABELLA-Coupe abgekauft. Er hat mich auf der Fahrt zum Dreh in Berlin vor einem Zugriff der Ost-Polizei bewahrt, weil ich eine Pistole im Handschuhfach hatte.
: Der Umsatz hat sich in meiner Zeit um das 28-fache erhöht.
Rollen (Auswahl):
Kommentare
Als Leser merkt man jedoch an den knappen wohl unzensierten Antworten deutlich die militärische Vergangenheit und den Stolz des deutschen Wirtschaftswunders.
Nur den Spruch mit dem Waffen-SS-Hauptsturmführer fand ich persönlich etwas daneben, da kann sich jeder wohl seine eigenen Gedanken darauf machen wie dies wohl gemeint sein könnte...
Sicher, die Reihe ist Trash, aber ich fand viele Ideen ganz nett und die Romane die ich kenne (zu wenige, leider) lesen sich alle sehr flott. Aber die Index-Romane sind allesamt, die ich kenne, harmlos. Da sind "Non-Index" Romane dabei die wirklich brutaler und blutiger sind!