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Die Bewandtnis mit Atlantis: 3. Der archäologische Befund - Malta

Die Bewandtnis mit Atlantis3. Der archäologische Befund
Malta: Älter als Ägypten

Ähnliches läßt sich auch von Malta sagen. Es hat die Anfänge seiner Vorgeschichte eindeutig den Megalithikern zu verdanken, verfolgte aber schon bald einen eigenen Weg, der es auf eine Kulturhöhe führt, die für seine Zeit einzigartig war. Zwischen 4000 und 2500 v. Chr. wurden hier Tempel gebaut, die zu den ältesten freistehenden Gebäuden der Welt gehören. Besonders gut erhalten ist der von Mnajdra an der Südküste.

 

Hier sind große Steinblöcke in einer komplizierten Verzahnung zu einer Trockenmauer aufgerichtet, die erkennbar in der Tradition der Großsteingräber steht. Hier und da sind sogar Dolme integriert, aber andererseits werden auch schon die zyklopischen Großbauten von Mykene und Hattusa vorweg genommen.

Zum Zwecke des Totenkultes schlug man Hypogeen in den Kalkstein, unterirdische Korridore und Kammern, die vom Ansatz her den von anderswo her bekannten Hügel- und Ganggräbern entsprachen. Auf diesem Eiland jedoch erreichten die Bauten zum Teil geradezu bombastische Dimensionen: Allein die Tempelkammer des Hypogeums von Hal Saflieni konnte 6000 bis 7000 Leute aufnehmen. Treppen führten zu insgesamt 30 größeren Räumen, die in drei Hauptetagen angeordnet waren.

Ein früher und noch relativ bescheidener Bau dieses Typs findet sich bei Brochtorff auf der Insel Gozo. An dieser Stelle wurde ein aus zwei Kammern bestehendes Grab angelegt, die über einen senkrechten Schacht zu erreichen waren. Die Knochen von 63 Menschen hat man nachweisen können, wobei von älteren Toten die Schädel- und Röhrenknochen entfernt wurden, um Neuzugängen Platz zu verschaffen. Zu den Beigaben gehörten Muschelketten, Stein- und Knochenanhänger, aber auch Töpfe mit dem von den Kurgan- Leuten bekannten Ocker (Offenbar spielte das orangefarbene Gemisch aus Ton und Brauneisenerz in großen Teilen Europas kulturübergreifend eine wichtige Rolle bei den Bestattungssitten). Ocker konnte man auch mit einer Muschelschale aus einem großen Gefäß schöpfen. Bewacht wurden die Verblichenen von einem Menhir in Menschengestalt.

Später ging man zu größeren Gemeinschaftsgräbern über, die im Falle von Brochtorff durch Ausbau eines natürlichen Höhlensystems angelegt wurden. Bezeichnerweise umgab man sie mit einem typisch megalithischen Steinkreis. Den Höhleneingang bewachten zwei Menhire, während sich im Zentrum eine große, nicht überdachte Tempelkammer befand. Steinplatten waren zu Dolmen aufgebaut, die als Altäre dienten. Hier sind kleine Statuetten gefunden worden, die zum Teil sehr naturnah und wenig standardisiert gearbeitet sind. Andere stellen wiederum „Mutter Erde“ dar, und sind den Verblichenen mit auf die Reise gegeben worden. Irritierend ist, daß es keinen einheitlichen Beisetzungsritus gab, und Einäscherung genauso vorkam, wie die Hockerbestattung.

Was Malta aber besonders interessant macht, ist das Ende dieser Kultur, denn viele der Tempel wurden vor der Küste gefunden: An dem Untergang war eindeutig eine Flutkatastrophe beteiligt! Doch die Bauten entsprechen mit ihrem megalithisch geprägten Stil ganz und gar nicht Platos Beschreibung. Das Gleiche gilt für die Farben der Felsen, die das Eiland gehabt haben soll. Zwar hat es hier in der Nacheiszeit auch Zwergelefanten gegeben; zur Zeit dieser Zivilisation waren sie allerdings längst ausgestorben.

Außerdem hieß Malta in der Antike „Melitta“, nach einer dortigen Kolonie der Phönizier. Hätte Plato dort sein Inselreich lokalisieren wollen, wäre er um den Namen nicht herumgekommen. Zumindest hätte er schreiben müssen: „dort, wo heute Melitta liegt“, und nicht: „jenseits der Säulen des Herakles“.

Damit haben wir auch schon die Hauptargumente angeführt, warum man das Mittelmeer selbst als Lokalität von Atlantis ausschließen kann. Ohnehin ist die am nächsten liegende Lösung eine andere, denn es ist nicht das Mittelmeer, das mit Platos legendärem Imperium den Namen teilt…

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