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Go West! - 15. Juni 2014

Go WestEine Reise in den ›Wilden Westen‹
15. Juni 2014

Jedes Jahr führe ich zwei kleine Reisegruppen durch den Westen der USA.

Dazu lege ich in Facebook ein Reisetagebuch an, das auch im Zauberspiegel erscheinen soll. Es geht zu legendären Orten des Wilden Westen auf den Spuren von Cowboys, Indianern und eines spannenden Stücks Geschichte. - Folgt mir ...


Go WestAuf dem Santa Fé Trail nach Taos
Die vorgestrige Nacht verbrachten wir im APACHE GOLD CASINO HOTEL auf der San Carlos Reservation der Mescalero-Apachen. Eine gigantische Anlage.

In Deutschland gibt es einige Puristen, die die Nase darüber rümpfen, daß Indianer Spielkasinos betreiben. Es tut mir leid – aber diese Leute haben meist niemals eine Indianerreservation gesehen und wissen nicht, wie Indianer heute leben. Und sie sehen Indianer leider nicht als Menschen unserer Zeit.

Kultur ist ein dynamischer Prozess. Zu allen Zeiten haben sich Völker an Entwicklungen der sie umgebenden Welt angepasst, um zu überleben. Auf diese Weise konnte sich der eigene Kulturkern erhalten. Das war auch bei den alten Völkern Europas so.

Die Zeit der Bisonjäger ist vorbei. Indianer sind Menschen, die auch im 20. und 21. Jahrhundert leben wollen. Sie sind keine Museumsstücke.

Wenn sie ihre Kultur und Tradition bewahren wollen, brauchen sie eine wirtschaftliche Existenz. Reservationen bieten dafür nicht allzu viele Möglichkeiten.

Reservationsland ist Treuhandland – und das entspricht dem Wunsch der Stämme, um die eigene Landreserve, die ihnen geblieben ist, zu erhalten. (Es gab einmal eine Periode, in der Reservationen parzelliert wurden; viele Indianer haben ihr Land sofort verkauft und damit die Reservation verkleinert. Der individuelle Landbesitz wurde daher rasch wieder abgeschafft -. er entspricht auch nicht indianischer Tradition. Entsprechend den traditionellen Vorstellungen der Indianer gehört das Land in der Regel allen. )

Daraus ergibt sich, dass Industrien oder Arbeitgeber von außen keine Möglichkeit haben, Land als Sicherheit für Investitionen, für Fabriken, o. ä. zu erwerben. Daher sind die Arbeitsmöglichkeiten auf Reservationen sehr begrenzt. Die Stämme müssen also selbst aktiv werden

Spielkasinos sind Ausdruck der Souveränität der Reservationen. In den umliegenden Staaten ist das Glücksspiel meist verboten. Indianer dürfen es auf ihrem Land zulassen. Das ist ein Privileg. Jedes Kasino schafft – je nach Größe – 100, 200 und mehr Arbeitsplätze. Die Gewinne ermöglichen es den Stämmen, in andere Unternehmen zu investieren und das Vermögen des Stammes zu vergrößern.

Auf diese Weise haben die Seminolen in Florida die weltweit operierende Kette der Hard Rock Cafes erworben. Andere Stämme – etwa die Pequot – besitzen große Medienunternehmen. Die Cherokee besitzen Transportfirmen und Tourismusprojekte.

Oft klaffen die individuelle Armut auf den Reservationen und der Reichtum der Stämme unverständlicherweise auseinander – dieses Problem müssen die Stämme selbst lösen -, aber insgesamt haben die Kasinos den Indianervölkern eine starke Position gegeben. Sie können davon auch mehr in Bildung und Gesundheitsversorgung investieren.

Die Kasinos sind „der neue Büffel“, wie die Indianer sagen, Unternehmen, die sie mit allem versorgen. Sie sind Ausdruck neuer Stärke und Unabhängigkeit, und sie haben zum wachsenden Selbstbewußtsein beigetragen. Ohne die Kasinos wäre das soziale Elend weitaus größer.

Durch die Kasinos konnte die Bürokratie des Staates, konnten die Einmischungen von außen zurückgedrängt werden. Reservationen sind selbstverwaltet. Die Stammesregierungen haben ihre Schwächen – aber ist das bei unseren Regierungen anders? In jedem Fall gibt das wachsende Vermögen durch die Kasinos diesen Regierungen eine gewichtige Verhandlungsposition mit dem Staat.

Go WestDas wachsende Selbstbewusstsein kam auch in den letzten Präsidentschaftswahlen zum Ausdruck, als intensiv um indianische Stimmen geworben wurde und die Mehrheit der Indianer für Obama stimmte – diese Stimmen haben starken Einfluss auf seine Wahl gehabt, und sie zahlen sich in größerer Aufmerksamkeit der Regierung für die Wohlfahrt der Stämme aus.

Indianer brauchen Unterstützung – individuell ist, wie gesagt, der soziale Status in vielen Fällen niedrig; auf manchen Reservationen haben ältere Leute und arme Familien im Winter häufig nicht genug Feuerholz und Heizöl, und es fehlt an anderen Versorgungsgütern. Die Jugend braucht Zukunftsprogramme. Aber die Völker brauchen keine Einmischung; davon hatten sie genug. Sie wissen selbst, was gut für sie ist, und sie können sich ganz gut vertreten – sie sind keine naiven Naturkinder.

Die Kasinos waren – wenn man die amerikanische Mentalität kennt – eine zukunftsweisende Entscheidung, mit der die Stämme sich eine gute wirtschaftliche Basis geschaffen haben.

Als passionierter Nicht-Spieler wünsche ich den Indianern weiter große Umsätze mit ihren Kasinounternehmen – nach letzten Statistiken sind es derzeit gut 9 Milliarden Dollar im Jahr. Es wäre mir manchmal nur sympathischer, wenn die Gewinne ein bißchen gerechter aufgeteilt würden.

Zur Einleitung - Die erste Gruppe - Die zweite Gruppe

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