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Go West! - 04. Juli 2014

Go WestEine Reise in den ›Wilden Westen‹
4. Juli 2014

Jedes Jahr führe ich zwei kleine Reisegruppen durch den Westen der USA.

Dazu lege ich in Facebook ein Reisetagebuch an, das auch im Zauberspiegel erscheinen soll. Es geht zu legendären Orten des Wilden Westen auf den Spuren von Cowboys, Indianern und eines spannenden Stücks Geschichte. - Folgt mir ...


Go WestGlacier Park, ein bisschen Lewis & Clark und die Blackfoot Reservation
Der Glacier Nationalpark gehört sicher zu den schönsten Naturparks der Welt. Er liegt im äußersten Nordwesten von Montana und grenzt an Kanada.

Das Gebiet wurde 1910 unter Schutz gestellt, es dauerte allerdings bis 1932, bis die berühmte „Going to the Sun Road“ fertiggestellt wurde, eine grandiose Leistung der Straßenkonstrukteure. Wer diese Strecke jemals gefahren ist, kann nur den Hut vor den Bauarbeitern ziehen, die die Straße angelegt haben.

Auf dieser Route gelangt man in das Herz des Parks und durchkreuzt ihn über schwindelerregende Pässe, auf denen immer Schnee liegt.

Der Glacier Park geht an der kanadischen Grenze über in den „Waterton Lakes Nationalpark“. Beide Schutzgebiete bilden seit 1932 den „Waterton-Glacier International Peace Park“, den ersten seiner Art. Die Vereinten Nationen erhoben diese Gebiete 1976 zum „Biosphere Reserve“ und 1995 zum „Weltkulturerbe“.

Schon vor etwa 10.000 Jahren siedelten hier Menschen. Zu den ersten Bewohnern in historischer Zeit gehörten die Cheyenne, die Salish, die Shoshone und Flathead. Um 1700 zogen die Blackfoot in dieses Gebiet und beherrschten bald die gesamte Region, inklusive die östlich liegenden Plains. Für die Blackfoot stellen die Gebirgszüge hier das „Rückgrat der Welt“ dar.

Als 1855 die Blackfoot-Reservation eingerichtet wurde, ge hörten große Teile des heutigen Parks dazu. 1895 erklärte sich Häuptling White Calf damit einverstanden, über 3000 Quadratkilometer für 1,5 Millionen Dollar an die US-Regierung zu verkaufen. Die damals festgelegte Grenze bildet noch heute die Trennung zwischen Park und Reservation.

Ab 1885 bemühte sich der bekannte Wissenschaftler und Autor George Bird Grinnell darum, diese Region als Nationalpark unter Schutz zu stellen.

Von den einst über 150 Gletschern um 1850 sind inzwischen sehr viele abgeschmolzen. Heute existieren wohl noch 25 – 30 davon. Klimaforscher rechnen damit, daß um 2020 möglicherweise alle Gletscher verschwunden sind.

Den Glacier Park zu durchfahren ist immer ein besonderes Erlebnis. Wir hatten gestern leider nur eine „Teilfreude“.

Bis vor ca. 4 Wochen hat es hier noch geschneit; es war ein extrem langer Winter. Dann wurde es plötzlich sehr warm. Das Ergebnis sind schwere Lawinenabgänge, die die Going-To-The-Sun-Road verschütteten. Die Straße wird noch mindestens eine Woche gesperrt sein.

Das war natürlich eine Enttäuschung. Wir konnten ca. 20 Meilen hineinfahren und mußten dann umdrehen. Uns blieben dennoch, z.B. am Lake McDonald, einige wunderschöne Ausblicke, bevor wir nach West Glacier zurückkehrten und auf einer ebenfalls herrlichen Straße um den Park herum bis Nach Browning ins Blackfoot-Gebiet fuhren.

Bei den Fotos habe ich ein früher aufgenommenes Bild hinzugefügt, um zumindest einen Repräsentanten der reichen Tierwelt im Park zu haben, ein Columbian Ground Squirrel, eine Eichhörnchenart, die in großen Höhen vorkommt.


Go WestMit dem Begriff „Blackfoot“ werden 3 miteinander verbundene Indianervölker in Kanada und Montana bezeichnet, die Piegan, die Kainaa und die Siksikawa. (Nur die letztere Gruppe sind die eigentlichen „Blackfoot“.) Wie viele Plainsvölker hatten die Blackfoot in prähistorischer Zeit ihren Lebensraum eher im nordöstlichen Nordamerika nahe der Großen Seen; sie wanderten nach und nach westwärts, verdrängten andere Völker und erreichten schließlich die Großen Ebenen.

Hier lebten sie als Bisonjäger; sie trieben in der Vor-Pferdezeit Bisonherden über „Buffalo Jumps“ (Klippen in der Prärie). Um etwa 1750 gelangten sie in den Besitz von Pferden und Feuerwaffen, sowohl durch Handel als auch durch Raubzüge. Das machte nicht nur ihre Jagd effizienter, sondern sie wurden auch zu einem der dominantesten Völker dieser ausgedehnten Region und führten häufig Kriege gegen die Shoshone und Arapaho.

Die Legende sagt, daß die Siksika über abgebrannte Prärien zogen und sich die Sohlen ihrer Mokassins schwarz färbten; davon leitete sich der Name „Blackfoot“ ab.

Die Ausrottung der Bisons durch euro-amerikanische Häutejäger veränderte das Leben der Völker auf den Great Plains in einschneidender Weise. Zwischen den 1850er und 1870er Jahren schlossen auch die Blackfoot Verträge, die letztlich zur Aufgabe ihrer nomadischen Lebensweise führten; 1887 entschieden sie sich mit dem Vertrag von Sweetgrass Hills für das Reservationsleben. Die Umstellung ihrer von Jagd und Kriegsführung geprägten Lebensweise auf eine sesshafte, landwirtschaftliche Existenz fiel ihnen zunächst sehr schwer. Ihr starkes traditionelles Denken gab ihnen aber auch die Kraft, sich erfolgreich gegen den Assimilierungsdruck des Staates zu wehren. Sie nahmen zwar die Hilfe des Staates beim Übergang zur Farmwirtschaft, bei der Gesundheits- und Lebensmittelversorgung an, bewahrten aber ihre überlieferten Bräuche und ihre Sprache.

Die größte Gruppe der Blackfoot-Konföderation sind die Piegan (auch Peigan geschrieben), oder auch „Pikuni“. Es gibt eine nördliche Gruppe in Alberta (Kanada) und eine südliche in Montana, die eine riesige Reservation unmittelbar neben dem Glacier Nationalpark bewohnt.

In Montana leben heute etwa 15.000 Blackfoot auf Reservationsland. (Wie bei den Flathead ist auch diese Reservation nicht vollständig Treuhandland unter Stammeskontrolle, sondern ca. 40% des Landes sind in Privatbesitz.) In Kanada sind es ca. 16.000 Angehörige dieses Volkes.

1934 verabschiedete die Regierung Roosevelt den „Indian Reorganization Act“, der den Stämmen die Selbstverwaltung ermöglichte. Damit wurden auch ihre kulturellen Beschränkungen aufgehoben. Ein Jahr später führten die Blackfoot ein „Tribal Business Council“ ein, das die Wirtschaftsentwicklung des Stammes vorantreiben sollte. Sie beschlossen eine Stammesverfassung und werden seither von einer gewählten Stammesführung regiert.

Damit endete auch ein Kulturkampf; denn auch Blackfootkinder waren aus ihren Familien gerissen und in sogenannten „Boarding Schools“ untergebracht worden, um sie ihrer indianischen Wurzeln zu entfremden. Diese Phase einer „Umerziehungspolitik“ ist auf allen Plainsreservationen noch nicht vergessen. Seither legen die Blackfoot großen Wert auf intensive Pflege der Traditionen ihres Volkes, um die eigenen Wurzeln in einer „Schmelztigel-Gesellschaft“ zu behaupten.

Die Lage ihrer riesigen Reservation, entfernt von großen Städten, begünstigt diese Politik.

Die Bilder zeigen die Grenze der Blackfoot-Reservation mit den metallenen Kriegerskulpturen und das neugebaute große Casino-Hotel in Browning.

Die Hauptstadt der Blackfoot-Reservation ist Browning, heute eine vitale Durchgangsstation zum Glacier Nationalpark. Die Stadt hat gut 1000 Einwohner. Hier ist der Sitz der Stammesregierung und des Parlaments der Blackfeet.

In Browning befindet sich das „Blackfeet Heritage Center“ und das „Museum of the Plains Indian“. Dieses Museum der Plainsindianerkultur wurde von dem unvergessenen Senior Ethnologist der Smithsonian Institution, Dr. John C. Ewers, eingerichtet; er war auch dessen erster Kurator. (Ewers hat das bis heute gültige Standardwerk über dieses Volk verfaßt: „The Blackfeet. Raiders of the Northwestern Plains“.)

Ich hatte nach seinem Tod die Ehre, 2 Gedenkbände an diesen großen Wissenschaftler verlegen zu dürfen: „People of the Buffalo“.

In diesen Büchern sind Beiträge seiner Schüler über die Plainskultur gesammelt; die Autoren sind, wie ein Rezensent schrieb, „die Cremé de la Cremé der amerikanischen und kanadischen Völkerkunde.“

Herausgegeben wurden diese Bände von dem ebenfalls unvergessenen britischen Wissenschaftler Colin F. Taylor und dem wohl besten kanadischen Kenner der Blackfeet, Hugh Dempsey.

In Browning hat die Eisenbahn dieser Region ihre Verwaltung, es gibt ein großes indianisches Hospital, und die hier angesiedelten indianischen Schulen zählen zu den besten schulischen Einrichtungen im ganzen Staat Montana.

Das erste Foto zeigt das Museum of the Plains Indian, das zweite einen Blick in die Hauptstraße von Browning - eine der Durchgangsstraßen von und zum Glacier Park.


Go WestAm Rande von Browning, auf einer Anhöhe gelegen, befindet sich die LODGEPOLE GALLERY des wohl prominentesten lebenden Blackfoot-Künstlers, Darrell Norman.

Ich kenne Darrell und seine deutsche Frau Angelika (aus Hamburg) seit ca. 15 Jahren. Ein Besuch in seiner Galerie ist immer ein Erlebnis. Darrell ist ein traditionell denkender Blackfoot, dessen Kunst – sowohl Gemälde als auch Skulpturen – immer starken Bezug zur Kultur seines Volkes haben, aber auch Elemente heutigen Lebens aufnehmen.

Darrell vermietet Tipis an Urlauber, die Blackfoot-Leben hautnah erfahren wollen. Stammesangehörige bereiten auch traditionelle Mahlzeiten zu.

Für Besucher hat er immer etwas selbstbereitetes Buffalojerky bereit.

Darrell ist ein wunderbarer Geschichtenerzähler und unterhält die Besucher gern mit Legenden und Mythen seines Volkes.

Neben der bildenden Kunst, war er auch erfolgreich als Sänger und Tänzer. Zu seinen weltweit erfolgreichsten CDs gehörte das Album „The Return of the Buffalo Horses“. Er wurde in internatioalen großen Magazinen wie „National Geographic“ portraitiert und war 1998 auf der Titelseite der „New York Times“.

Darrell ist Mitglied der alten Blackfoot „Thunder Pipe Society“ und de „Crazy Dogs“. Sein Blackfeetname ist „Ee-nees-too-wah-see“, d.h. „Buffalo Body“.

Die Fotos zeigen einen Blick auf das Tipicamp unterhalb der Galerie, sowie Darrell Norman, der meiner Gruppe sein Dream-Tipi erklärt.

Noch ein Blick auf Darrell Normans Dream-Tipi, das vermutlich aus der Zeit von ca. 1900 stammt - manchmal wird es von seiner Katze bewohnt. Dazu noch ein Foto aus seiner Galerie.


Go WestSeit einem Zusammenstoß der Blackfeet mit der Lewis & Clark Expedition 1806 herrschte zwischen diesem Volk und den amerikanischen Pelzjägern ein angespanntes Verhältnis.

Nachdem der geniale Pelzhändler Kenneth MacKenzie den großen Posten Fort Union – heute North Dakota – errichtet hatte, versuchte er intensiv, Kontakt zu den Blackfeet zu knüpfen, die den Einzugsbereich der Ströme Marias und Teton, die in den Oberen Missouri mündeten, kontrollierten; die besten Biber- und Bisonjagdgründe der Region.

Nach mehrmaligem Scheitern gelang es ihm, 1831 einen Vertrag mit den Blackfeet zu schließen. Er schickte den sehr fähigen Händler James Kipp mit 75 Mann und einem Kielboot voller Tauschwaren zur Mündung des Marias. Der Handel lief gut an, aber im Winter verließen die Händler den neugebauten Posten Fort Piegan, und die Indianer waren darüber so erbost, daß sie das Fort niederbrannten.

1832 kehrte eine weitere Händlerbrigade zurück und errichtete einige Meilen entfernt Fort MacKenzie, das immerhin 12 Jahre Bestand hatte.

1847 begann der Bau eines neuen Forts, das der Leiter, Alexander Culbertson, 1850 zu Ehren von Senator Thomas Hart Benton – einem der stärksten Befürworter der Westward Expansion und Freund Johann Jacob Astors, „Fort Benton“ taufte.

Der Pelzhandel hier war kurzlebig; denn das große Geschäft mit dem Biberfell war schon dabei, abzuflauen.

Culbertson tat sein Bestes. Er lebte mit seiner Blackfoot-Frau Natawista bis 1854 hier, dann übernahm er die Oberaufsicht über die Obere Missouri Region und zog nach St. Louis.

1865 entschlossen sich die Inhaber der „American Fur Company“, Chouteau & Co., die die Firma von Astor gekauft hatten, den Pelzhandel aufzulösen. Sie verpachteten Fort Benton an die Armee. Der letzte Bourgeois – wie die Manager im Pelzhandel hießen – war I. G. Baker, der in einem komfortablen Haus an der Riverfront lebte.

Fort Benton war die erste Siedlung des Gebiets, aus dem der Staat Montana wurde, weshalb dieser Ort als „Birthplace of Montana“ bezeichnet wird.

Schon zu Zeiten des Pelzhandels hatten sich kleine Handwerker und Geschäfte rings um den Posten angesiedelt. Mit dem Einzug der Armee entwickelte sich entlang des Flusses eine Stadt. Die günstige Lage machte Fort Benton zu einem Wirtschaftszentrum. Bis in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts waren die großen Ströme im Westen die „Highways“ - hier wurden alle Verbrauchsgüter transportiert. Landwege gab es nur wenige, und sie waren schlecht und gefährlich.

Die großen Dampfschiffe konnten enorme Warenmengen transportieren. Zu Zeiten von Kenneth MacKenzie waren sogenannte „Mountain Boats“ entwickelt worden, Dampfschiffe mit extrem flachgängigen Rümpfen, die bis Fort Benton fahren konnten.

Hier wurden die Waren aus St. Louis auf Frachtwagen umgeladen und rollten entweder südwärts in die Goldfelder rings um Virginia City, Bannack und Helena oder bis nach Oregon oder Kanada.

 Die Riverfront sieht stellenweise noch immer aus wie zu Zeiten der Pelzhändler.

Das weiße Haus gehörte I. G. Baker, dem letzten "Bourgeois" der American Fur Company.

Die Stadt blühte auf. Es entstanden große Geschäfte. 1882 wurde das „Grand Union Hotel“ errichtet, das luxuriöseste Hotel im amerikanischen Westen. Bis ca. 1890 legten über 900 Dampfschiffe in Fort Benton an.

Die Ausweitung des Eisenbahnnetzes, dessen Hauptlinie weit an Fort Benton vorbeiführte, beendete die wirtschaftliche Vorrangstellung des Ortes. Fort Benton versank in einen Dornröschenschlaf. Die alten Adobemauern des Postens schmolzen durch Witterungseinflüsse dahin.

Heute ist das Fort teilweise wieder aufgebaut. Es repräsentiert den Höhepunkt der großen Zeit des Handels im amerikanischen Westen, als das Land erobert wurde. Der Missouri bietet sich dem Besucher in einer Weise dar, daß man sich ins 19. Jh. versetzt fühlt.

Die Fotos zeigen die Pelzpresse vor dem alten Handelshaus und das Grand Union Hotel.

Bevor die Siedlung entstand, lagerte die Expedition von Lewis & Clark hier. Aus diesem Grund entstand in Fort Benton die vermutlich beste Statue der beiden Entdecker und der Indianerin Sacagawea und ihrem Sohn Pompey am Ufer des Missouri.

Die Statue wurde von dem Blackfoot-Künstler Bob Scriver (1914-1999) aus Browning modelliert.

Das Kielboot Mandan, das ebenfalls an die beiden Entdecker erinnert, stammt aus einem Film der 1960er Jahre, entspricht aber genau dem Kielboot, das die Expedition benutzte.

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