My iz budushchego (DVD)
My iz budushchego
Back in Time (Europäischer Festival- / Englischer Titel)
We Are from the Future (Internationaler Titel)
mit: Boris Galkin, Yekaterina Klimova, Danil
Kozlovsky, Sergei Makhovikov, Daniil Strakhov, Andrey Terentyev, Dmitry
Volkostrelov, Dmitry Volkostrelov
Regie:
Andrei Malyukov
Buch: Kirill Belevich, Aleksandr
Shevtsov, Eduard Volodarsky
Kamera: Alexandr Soloviev
DVD / Laufzeit: 110 min
Russland 2008
Es
ist immer schön, wenn man Händler hat, die irgendwann erkennen, welche
Vorlieben ihre Kunden haben. Mein bevorzugter russischer Filmhöker hier in
Hamburg weiss inzwischen, dass ich die Filme auch in seiner Heimatsprache ohne
englische oder gar deutsche Untertitel nehme. So empfiehlt er mir bedenkenlos
jede für mich interessante Neuheit des russischen Kinos, so es sich um Filme
mit phantastischer Grundlage oder Thriller handelt.
Der
vorliegende Film heisst, frei übersetzt, Wir kommen aus der Zukunft. Er ist
ein Zeitreiseabenteuer, das aber den phantastischen Aspekt weiter in den
Hintergrund stellt, als ich es erwartet hatte.
Folgendes,
so ich es eben ohne Russischkenntnisse ableiten konnte, trägt sich zu:
Vier junge Männer, die Relikte aus dem zweiten
Weltkrieg ausgraben und diese gewinnbringend verkaufen, stoßen auf eine wahre
Goldgrube. Sie finden die Überreste einer alten Befestigungsanlage, in denen es
vor Schätzen aus dem zweiten Weltkrieg nur so wimmelt. Allerdings finden sie
dort auch Gegenstände, die ihnen seltsam vorkommen, denn es sind ihre eigenen.
Am nächsten Tag nehmen sie ausgelassen ein Bad im nahe
gelegenen See, der offenbar ein Zeittor ist, denn sie finden sich mitten in
einem Schlachtgetümmel mit den Deutschen wieder. Sie werden von russischen
Soldaten gefangen genommen, da man sie für Deserteure hält. Sie können den
Kommandanten jedoch überzeugen, dass sie Zivilisten mit besonderem Wissen sind,
denn sie verraten ihm einige Geheimnisse zum Ausgang des Krieges.
Wahrscheinlich aufgrund von Soldatenmangel werden die vier Freunde dennoch in
Uniformen gesteckt und in den Schützengraben geschickt. Obwohl sie in unserer
Gegenwart durchaus harte Kerle sind, geht das unmittelbare Kriegsgeschehen
ihnen an die Nerven. Um ihre patriotische Einstellung zu beweisen, lassen sie
sich auf eine Sondermission ein. Ein vorheriger Fluchtversuch zum See war
gescheitert. Sie sollen einen hochrangigen Deutschen entführen. Das Unternehmen
schlägt fehl. Nach einigen Verhören gelingt ihnen die Flucht. Die Russen entschließen
sich, das deutsche Lager frontal anzugreifen, was zu einem regelrechten
Massaker auf beiden Seiten führt. Das Ziel aber wird erreicht. Schwer
angeschlagen flüchten die vier jungen Männer zum See und kehren in unsere Zeit
zurück. Aber der Krieg hat Spuren hinterlassen...
Nun, der Phantastische Aspekt der Zeitreise scheint
mir eher nur ein Vorwand zu sein, um das Heute mit dem Gestern in Konfrontation
zu bringen. Das ist verzeihlich, wenn man das Hauptanliegen zugrunde legt.
Was dem Film fehlt ist etwas die Intensität. Nun will
mich hier nicht als Verfechter von Blut und Gewalt hinstellen, aber um die
Grausamkeiten, die den jungen Männern den Nerv rauben, nachempfinden zu können,
hätte der Film deutlicher werden müssen. In entscheidenden Momenten wird
abgeblendet oder die Szene spielt sich außerhalb des Bildes ab.
Überdies erliegen die Macher einem alten
Hollywoodklischee. Einer der Jungen verliebt sich in die Sanitätsoffizierin.
Diese Liebe wird in teilweise ungeheuerlich kitschigen Bildern dargestellt. Und
wenn sie dann während der abschließenden Schlacht stirbt, wird es beinahe
eklig.
Dem Film muss man zum Teil beeindruckend realistische
Bilder zugute halten (denen eben nur die letzte Konsequenz fehlt). Die
Charaktere wirken glaubhaft (wenn ihre charakterliche Entwicklung auch etwas
sprunghaft dargestellt wird). Zu den eindrucksvollsten Sequenzen gehören
überraschend jene, in denen die jungen Männer mit den Soldaten in
gesellschaftlicher Runde sitzen und mit modernen Musikelementen die Leute zum
Singen bringen (Auf diese Weise kommen der Rap oder das Scratchen in die
Vierziger Jahre), was weder aufgesetzt noch albern wirkt, sondern wirklich
glaubhaft und vor allem menschlich.
Sorgfältig gemacht sind auch die Sequenzen im
Deutschen Lager. Da nur einer der deutschen Offiziere Russisch spricht, werden
alle Unterhaltungen, außer jene mit den jungen Männern, in Deutsch geführt (man
erhält dazu russische Untertitel). Dabei sprechen sie so klar, dass man glauben
könnte, es handelt sich hier um deutsche Darsteller.
Die Schauspieler füllen die Charaktere mit Leben und
Seele, wirken überzeugend. Mir ist besonders der harte Gruppenführer ans Herz
gewachsen, der während der Flucht aus dem deutschen Lager heroisch für die vier
jungen Männer sein Leben opfert.
Ein gut gemachter, teils rasanter, teils
melancholischer Film, etwas sprunghaft in der Erzählweise, aber dennoch
schlüssig.
Auf einen internationalen Einsatz ist zu hoffen.
Meinem Händler zufolge war der Film in den russischen Kinos sehr erfolgreich.