Torn 22 - Legion des Grauens
Legion des Grauens
Torn 22
von Christian Montillon
nach einer Story von Michael J. Parrish
erschienen: Mai 2008 (Deutschland)
255 Seiten, 14.95
Zaubermond Verlag der Phantastik
Das Unfassbare ist geschehen: Nach dem Angriff von Torn auf Severos ist es zum Bruch zwischen dem Wandererkorps und den Lu'cen gekommen. Es bleibt jedoch keine Zeit, die Konsequenzen dieser Entwicklung zu bedenken, denn schon droht eine Gefahr, wie sie nie zuvor da gewesen ist: Der Fluss der Zeit gerät aus den Fugen was das Gefüge des Omniversums zerbrechen könnte.
Zentrum der unerklärlichen Phänomene, die den Zusammenbruch des
Zeitflusses verursachen, ist die Erde. In der Hoffnung, die Apokalypse abwenden
zu können, machen sich die Wanderer getrennt auf, die rätselhaften Ereignisse
zu untersuchen. Im Alten Rom stoßen Tattoo und Cassius dabei auf einen Feind,
wie er schrecklicher nicht sein könnte.
Mathrigo befindet sich unterdessen auf Keforia, dem Planeten, den er vor Äonen als Exil für die verbannte Legion des Grauens erwählte. Bei seinem Versuch, die monströsen Krieger wieder unter seine Kontrolle zu bringen, macht er eine ungeheuerliche Entdeckung, die allem widerspricht, was er bisher für möglich gehalten hat.
Doch zurück zu den Wanderern: Während seine einstigen Waffenbrüder um das Schicksal des Omniversums kämpfen, möchte Krellrim dieses ändern. Noch immer befindet er sich auf der Festung am Rande der Zeit, allerdings weit in der Vergangenheit, zur Zeit des Großen Kriegs. Hier trifft er auf Ferrotor, den Wandererschüler, der einmal zu Mathrigo, dem Obersten aller Dämonenfürsten, werden soll. Es ist eine Begegnung, die den Menschenaffen aufs Tiefste erschüttert und die ihm sein Schicksal offenbart: Krellrim ist überzeugt davon, dass er Ferrotor töten soll, bevor dieser die Wanderer verraten kann...
Ich gebe es zu: Zu Beginn des 22. Hardcovers der Torn-Reihe hatte ich so meine Bedenken, ob er mir überhaupt gefallen könnte. Was da am Ende von Band 21 geschehen ist, der Angriff Torns auf die Lu'cen, hat mir nämlich so gar nicht in den Kram gepasst. Ich war noch nie ein besonderer Fan der Streitigkeiten zwischen dem Ersten Wanderer und den Richtern der Zeit, und diese Eskalation des Konflikts ist nun wirklich ein Handlungsstrang, auf den ich liebend gerne verzichtet hätte. Der Kampf gegen die Grah'tak ist um so vieles interessanter und fesselnder als die Unstimmigkeiten der Kämpfer des Lichts untereinander. Ist dieser Handlungsstrang denn wirklich notwendig gewesen?
Glücklicherweise befasst sich nur der Beginn des Romans mit diesem Thema, dann treten wichtigere und deutlich fesselndere Probleme in den Vordergrund.
Am uninteressantesten erweist sich dabei noch die Storyline um Krellrim. Diese ist von Montillon zwar mit einer Menge Action routiniert in Szene gesetzt worden, handlungstechnisch ist dieser Handlungsbogen allerdings der Schwächste, der im Roman eine Rolle spielt. Gerade die Figur der Sarjina, Krellrims Begleiterin, bleibt überraschend blass und erscheint reichlich stereotyp, und auch sonst wirkt dieser Abschnitt des Romans eher wie ein Lückenfüller, der die Zeit bis zum interessanten Teil, dem Anschlag auf Ferrotor, überbrücken soll.
Deutlich überzeugender gestaltet sich da schon der Teil der Story, der sich um Mathrigo und die Legion des Grauens dreht. Hut ab vor dem Einfallsreichtum, den Christian Montillon und Michael J. Parrish hier an den Tag legen. Die Handlung weiß mit jedem weiteren Kapitel erneut zu überraschen; die Storyline ist ebenso ungewöhnlich wie brillant.
Als echte Überraschung erweisen sich in diesem Zusammenhang die Figuren der Dokaten, die ja seit einigen Romanen immer mehr an Profil und Tiefe gewinnen und so langsam aber sicher eine wirkliche Bereicherung der Serie darstellen. Früher dienten die dämonischen Wissenschaftler allenfalls als Opfer für Mathrigos Wutanfälle; mittlerweile zeigt sich, dass die Autoren durchaus mehr mit diesen Kreaturen anzufangen wissen als sie bloß zu Dämonenschleim zerfließen zu lassen. Eine tolle Entwicklung, die das Potential von Torn Erbe der Wanderer so richtig zur Geltung bringt.
Geradezu begeistert war ich allerdings von dem Handlungsbogen rund um den drohenden Zusammenbruch des Flusses der Zeit. Wanderer, die undercover in mörderischen Missionen unterwegs sind, Grah'tak, die ihr blutiges Unwesen treiben, spannende Kämpfe an exotischen (bzw. historischen) Schauplätzen das ist Torn, wie ich die Serie liebe. Genau darum habe ich einst angefangen, die Heftserie zu lesen, und bis heute sind die Geschichten, die genau diese Elemente beinhalten, meiner Meinung nach die wahren Highlights der Reihe.
Das Abenteuer von Tattoo und Cassius ist fantastisch. Die Erlebnisse der beiden Wanderer haben mich durchweg ans Buch gefesselt und von Anfang an mitfiebern lassen. Nicht nur, dass sie exzellent geschrieben sind und ihnen eine Handlung zugrunde liegt, wie man sie aus der Zeit kennt, als Torn noch im Heftformat erschien; es taucht zudem noch ein Feind auf, wie er besser nicht gewählt sein könnte.
Kurz und gut: Die Lektüre des Romans hat sich alleine schon wegen dieses Handlungsstrangs gelohnt.
Legion des Grauens ist ein Torn-Roman, der zwar durchaus seine schwachen Momente hat, die aber mühelos von den starken Storylines rund um Mathrigo, Tattoo und Cassius aufgefangen werden. Alles in allem also ein mehr als gelungener Band, der großes für den nächsten Roman erwarten lässt.
Jeder Fan von Torn, der die Art der Abenteuer, wie sie in der Heftserie auftauchten (und wie sie in den Büchern aufgrund des stärker zyklischen Charakters, den die Reihe angenommen hat, ein wenig zu kurz kamen), gemocht hat und mal gerne wieder eine neue Mission dieser Art erleben möchte, für den ist Legion des Grauens Pflichtlektüre. Aber auch für alle anderen Leser actionreicher Spannungsliteratur gilt: Dieses Buch sollte man sich keinesfalls entgehen lassen, denn es hat alles, was man für einige aufregende Stunden besten Lesevergnügens benötigt: Action, Dramatik und jede Menge faszinierender Wendungen.