Perry Rhodan 2444 - Vor der Finalen Schlacht
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Auch in »Vor der Finalen Schlacht« gibt es mehrere Handlungsebenen, die an Personen festgemacht sind. Davin Abangy ist der Prior der Nega-Cypron, einer Subrasse von Mutanten, die sich dem Rassenstamm längst entfremdet hat. Ki-Myo, der Vetreter der Superintellligenz aus dem Volk der Aeganer und natürlich Perry Rhodan, der sich einen Handlungsfokus mit dem Regierungschef der Cypron teilt. Und dann ist da noch die schwule Echse...
Vielleicht liegt es ja daran, dass mir Thurners Schreibstil nicht liegt. Nein, ganz sicher liegt es in diesem Fall daran. Der Roman plätschert so an einem vorbei und kann mich trotz dramatischer Entwicklungen und Schicksale nicht mitreißen, nimmt mich nicht »mit auf die Reise« ins Perryversum.
Michael Marcus Thurner schreibt anders als andere PR-Autoren und meiner Ansicht nach schreibt er schlechter. Da ist sein ständig zu findender und für mich nicht nachvollziehbarer Drang nach Ekelszenen. Das begann in einem seiner ersten Romane in der Serie mit ständig Nasenrotz verspritzenden Aliens und setzt sich durch seine weiteren Werke fort. Auch in 2444 finden sich wieder solche Passagen, als Beispiel: »Zuzulo G'yo leckte sich nachdenklich mit der von halb versunkenen Metallringen überzogenen Zunge über die eitrige Wunde auf der rechten Wange.« Solche oder ähnliche Passagen finden sich in Thurners Romanen immer wieder mal und ich frage mich jedes Mal, was er damit bezweckt? Alien-Exotik aufbauen? Das geht auch anders und sicher besser, wie seine Co-Autoren immer wieder beweisen.
Auch befleißigt sich MMT eines bisweilen umgangssprachlichen Schreibstils, der von Profanitäten und Anzüglichkeiten durchsetzt ist. Man verstehe mich nicht falsch, ich habe durchaus nichts gegen sexuelle Anspielungen oder Beschreibungen in der Serie (auch wenn viele Fans das ganz anders sehen, ich erinnere mich immer wieder mit Vergnügen an die Reaktionen auf Uwe Antons »Alien Blowjob« oder erzürnte Zuschriften wie »wenn ich 'sowas' lesen will, kaufe ich mir einen Liebesroman!«), aber die Figuren sollen doch bitte charaktertreu bleiben. Oder zumindest nicht sprachlich aus der Rolle fallen.
Beispiele gefällig? Bitteschön: Mondra Diamond zu Perry: »... Dem Nächsten, der dich entführen will, trete ich höchstpersönlich zwischen die Beine. Aber erst, nachdem ich Stahlspitzen an die roten Schaftstiefel angeschraubt habe.« Und Rhodan entgegnet: »Eine atemberaubende Vorstellung.«
Jemand, der unbedarft und ohne Vorkenntnisse diesen Roman aufschlägt und solche »verhinderten Bonmots« liest, bekommt alle seine Vorurteile in Sachen Heftroman bestätigt.
Ein weiteres Beispiel? Abgang Mondra Diamond aus der Zentrale der JULES VERNE. Und Thurner verbricht anders kann man das nicht bezeichnen als Gedankengang Rhodans den Absatz: »Seltsam. Wie schaffte sie es bloß, trotz einer sackartigen Borduniform derart aufreizend mit dem Hintern zu wackeln...«
Tut mir leid, Herr Thurner, solche Formulierungen sind vielleicht im postapokalyptischen MADDRAX passend, ich könnte sie mir auch von zahllosen Personen im Perryversum gedacht vorstellen (Bully wäre hier definitiv ein Aspirant), aber sicher nicht von Perry Rhodan. Wenn das der Versuch sein sollte, den unsterblichen Terraner ein wenig »volkstümlicher« zu gestalten, dann ging das böse ins Auge. Auch ohne rote Schaftstiefel.
Eine Handlungsebene beleuchtet das Schicksal eines Mitglieds der Terminalen Kolonne. Offensichtlich ist es bei denen üblich, dass Truppenangehörige, die einen Einsatz so richtig verpatzt haben, als Kanonenfutter und Ablenkung für den Feind in schrottreifen Raumschiffen quasi ohne Überlebenschance in die Schlacht zu werfen. Wenn das der Versuch war, Sympathien für die Soldaten der Kolonne zu wecken, dann war auch das nicht von Erfolg gekrönt. Wie so etwas erfolgreich gemacht werden kann, zeigen die Beschreibungen um den Effremi Jothadún oder sogar um die Qualen, die zwei Lebewesen ertragen mussten, als sie zum Dual wurden, somit zum hochrangigen und skrupellosen Gegenspieler. Bei der Echse funktioniert das aber nicht und man verfolgt ihr Schicksal und ihr Ableben eher beiläufig und ohne jegliche Anteilnahme.
An manchen Textstellen schimmert durch, was Michael Marcus Thurner könnte, wenn er denn wollte, denn diverse Passagen sind wirklich nicht schlecht. Leider fehlt zu oft das gewisse Quäntchen für einen mitreißenden Roman und man kann nur hoffen, dass sich die vorhandenen guten Ansätze entwickeln, zukünftig einen breiteren Raum in seinen Romanen einnehmen und er subtilere Mittel als Ekel und Profanitäten zum Aufbau von Stimmung und Charakterisierung einzusetzen lernt.
Die einzige Figur, die in dieser Geschichte glaubwürdig rüberkommt, ist Davin Abangy, der Anführer der Nega-Cypron, der am Ende seines Lebens eine Enttäuschung erfahren muss. Ansonsten überzeugt 2444 nicht.
Der vorliegende Roman bekommt von mir gerade noch die Schulnote vier, mit Rücksicht auf die Eltern... äh... die Redaktion. ;o)
Titelbild 2444 (Al Kelsner) Copyright VPM
Musik der Audio-Rezension: Kryptonic - Eagles Eternity (Creative Commons Lizenz)
Sorry wegen der durchwachsenen Soundqualität, aber meine alte Soundkarte muss mal gegen eine bessere ausgetauscht werden...
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