Clarke, Arthur C.: Im Mondstaub versunken
Goldmanns Weltraum-Taschenbücher 027
Originaljahr: 1962: deutsch 1964
Übersetzung: Tony Westermayr
Titelbild: Eyke Volkmer
194 Seiten
Der Mond, irgendwann in der Mitte des 21. Jahrhunderts: Mit 30 Passagieren, einem Piloten und einer Stewardess an Bord bricht Staubkreuzer „Selene“ von Port Luna aus zu einer ihrer regelmassigen Ausflugsfahrten ins „Meer des Durstes“ auf, eine Ebene mit feinpuderigem Staub, trockener als die Sahara, deren Verhalten sich wie eine Flüssigkeit auf den irdischen Meeren ausnimmt; eine Routinefahrt und eine der wenigen touristischen Attraktionen des immer noch nur sehr schwach „besiedelten“ Mondes, doch gerade, als man sich dem „Gebirge der Einsamkeit“ mitten im Durstmeer nähert, gibt es eines der sehr seltenen schwachen Mondbeben, das den Kreuzer 20 Meter rief im Staub versinken lässt. Man sucht ihn zunächst vergeblich sucht, vermutet ihn sogar unter einer herabgefallenem Steinlawine für zerschmettert, kommt durch den Geistesblitz eines genialischen, unkonventionellen Astronomen aus der Raumstation in der Umlaufbahn auf das wahre geschehen, stochert förmlich im Staub des Durstmeeres herum, findet ihn und beginnt, unter den Augen der gebannten Öffentlichkeit der ganzen Welt (durch die Live-Übertragung des Fernsehen vom nahen Gebirge, auf dem ein Nachrichtenteam mit einer „Raumschiffs-Punktlandung“ sich positioniert) die verschiedenen technischen Möglichkeiten der Bergung; währenddessen sich die eingeschlossenen Passagiere über all die Probleme (Sauerstoffmangel, Überhitzung, Platz-. und Überlebensangst und, nicht zuletzt, drohender tödliche Langeweile....) hinwegbringen bis zur letztlich glücklichen Rettung in buchstäblich allerletzter Sekunde.
Arthur C. Clarke ist einer der ganz „Großen Alten“ (inzwischen ja auch schon fast 90 Jahre alt) der Science Fiction, hat seinen Bekanntheitsgrad außerhalb des Genres natürlich fast nur der Verfilmung von „2001 – A Space Odyssey“ zu verdanken (wo der Film von Stanley Kubrick vielfach besser ist als das eher durchschnittliche Buch) und auch sonst eine Vielzahl von „wichtigeren“ Werken geschrieben, darunter den Band, der das faszinierende Bild eines regelrechten „Fahrstuhls zu den Sternen“ so entwirft, dass die Durchführbarkeit noch immer auch heutigem Standard genügt und ab und an immer mal wieder diskutiert wird (nur an der Finanzierbarkeit wohl scheitert...), und eine ganze Reihe klassischer Stories, die, im Gegensatz zu den langen Romanen, eher mit großem „philosophischem Tiefgang“ ausgestattet sind denn „hardcore“-technischer Vorausschau.
Und trotzdem ist und bleibt dieser „kleine“ ältere Roman (der in deutsch ganz unverständlicherweise nie neuaufgelegt wurde) das Lieblingsbuch des Rezensenten von diesem Autor. Mit unvergleichlich-britischem Understatement, Kauzigkeit und elegant-souveräner Erzähltechnik wird hier eine höchst einfache Ausgangsstory nach allen Regeln der Kunst dargeboten und zu einem immer wieder lesbaren Roman für wirklich alle Altersstufen aufgebaut. Das liegt wohl auch an der immer wieder brauchbaren Ausgangssituation von „Menschen im Unglück“, Eingeschlossenen in brennenden Hochhäusern, Bergwerksgruben oder, noch besser vergleichbar, den mannigfachen (besonders oft verfilmten) Schilderungen des Überlebens in havarierten Unterseebooten, denn mehr oder weniger ist es hier dasselbe; aber in einer fremdenfeindlichen und trotzdem wundersam-romantischen Umwelt wie dem Staubmeer auf dem Mond. Man weiß es vorher: alle werden gerettet (außer dem Wrack des Staubkreuzers), niemand kommt zu Schaden, alle haben einen Gewinn am Ende: der Cheftechniker von der Mondbasis den Ruhm gelungener Rettungsaktion (mit allen Möglichkeiten, die ihm zur Verfügung stehen und unter Beachtung technischer Machbarkeit); der findige Fernsehjournalist, der als erster hinter die zunächst geheime Aktion kommt und sich das Kameramonopol sichert; der Astronom, der unerwartet zum TV-Star avanciert; der alte und erfahrene Raumschiffskapitän, der unter den Touristen ist und noch einmal ein Abenteuer erleben darf; und nicht zuletzt der etwas schüchterne Kreuzerkapitän, der in der Notsituation durchhält und (natürlich) der Bordstewardess so nahe kommt, dass ein neuer zweiter Staubkreuzer ihm als Modell geschenkt wird von den dankbaren Passagieren zu seiner du ihrer Hochzeit...
Und so leuchtet denn auch am luftlosen Mondhorizont das Happy Ende eines altmodisch-schönen Klassikers!