Shaw, Bob: Orbitsville

Bob Shaw

Orbitsville 

(Orbitsville)

Goldmann SF Taschenbuch 0216

Originaljahr:1975            Deutsches Jahr: 1978

Übersetzer: Tony Westermayr

Titelbild: nicht angegeben

159 Seiten

ISBN:  3-442-23216-3

 

Das Sonnensystem irgendwann in der Zukunft: die Menschheit verfügt zwar über die Technologie des überlichtschnellen Raumflugs (mit sog. „Flackerflug-Schiffen“, die Sonnenausbruchs und -teilchen-Strahlen folgen), doch in der näheren Umgebung des Sonnensystems ist nur ein einziger erdähnlicher Planet gefunden worden, der Auswanderer aufnehmen kann. Zudem ist die Flackerschiff-Flotte unter der Kontrolle eines einzigen Konzerns, an der Spitze die selbstherrliche, tyrannischen Elisabeth Nordstrom. Kapitän Vance Garamond muss ohne eigene Schuld den Unfalltod Elisabeths Sohn miterleben und flüchtet vor der lebensbedrohlichen Rache mit seiner Familie auf sein Forschungsschiff, um alles auf eine letzte Karte zu setzen: ein Sternsystem aufzusuchen, das uralte, auf einem atomkriegszerstörten Planeten aufgefundene Metallkarten noch als „Geheimnis“ verzeichneten.

Er ist erfolgreich, denn er findet das Wunder ORBITSVILLE: Ein gigantischer Hohlkörper aus unzerstörbaren Metall, durch unbekannte, ausgestorbene Überwesen erbaut, von etwa der Größe der Erdbahn um die Sonne -  und darin, auf der inneren Hülle,  eine erdähnliche Sauerstoff-Welt mit unendlichen Grasebenen,  Wäldern, Hügeln, kleineren Bergen und Meeren, beleuchtet von der ursprünglichen, nun „eingeschlossenen“ Sonne, zugänglich durch die „Sternenteiche“, eng begrenzte Membranzonen, die einerseits die innere Atmosphäre bewahren, aber auch von außen leicht zu durchdringen sind. Zahllose Raumschiffe treiben verlassen außerhalb des Hohlkörpers, zahlreiche Rassen sind (wie man später feststellt) bereits in den gigantischen Lebensraum eingezogen, der nun auch den Terranern zur  Verfügung steht – die Fläche einer ganzen Erde für jeden einzelnen Menschen....

Nachdem er sich solcherart Verdienste erworben hat, wird Garamond von Elisabeth Nordstrom „offiziell verziehen“, doch sie hat ihre Leute, die Garamonds Schiff sabotieren. Nach Untersuchung des äußeren Systemplaneten rast es steuerlos durch den Sternenteich und strandet  tief im Inneren Orbitsvilles. Aber Garamond gibt nicht auf.... er kehrt zurück (nach einem 3 Millionen Kilometer langen Flug mit selbstgebauten Flugzeugen.....), Elisabeth Nordstrom wird gestürzt, die Menschheit ergibt sich nach und nach den Weiten von Orbitsville.

 

Mit Romanen von Bob Shaw, einem britisch-nordirischen Autoren, liegt man kaum daneben. Er hat zahlreiche, gut fundierte, solide SF-Romane geschrieben, und in etlichen sind ungewöhnliche Ideen („Throu a glass brightly“ <Augen der Vergangenheit> schildert die Erfindung lichtverzögernden Glases, aus dem sich eine regelrechte Industrie entwickelt, in der „getragene“ Gläser jeweils 12 Stunden eines anderen Erlebens vermitteln können; und die „Floating Worlds“-Trilogie beschreibt gar Astronauten im Heißluftballon....).

 

„Orbitsville“ jedoch ist sein (und in der SF-Literatur ebenfalls...) wirklich „größtes“ Werk. Legionen von Autoren schickten ihre Helden durchs Weltall und reduzierten dessen immer noch unvorstellbare Größe zu simpler raumflugtechnischer Wegbewältigung, das tut Shaw zwar auch, aber nur, um sein Ziel, die erdbahngroße Hohlwelt zu erreichen (die, nebenbei, die esoterischen Theorien von „Hohlwelten“ durch physikalische Stimmigkeit ad absurdum führt) und dann wieder in den Status menschlicher Wahrnehmung umzuwechseln; gigantischer Lebensraum, Größe, Entfernungen, die überwunden werden müssten (das abstürzende Raumschiff fliegt nur einige Sekunden mit All-Geschwindigkeit, doch sind auch das bereits mehrere Millionen Kilometer....unvorstellbar, aber für den echten Helden mit der Motivation, seine Familie wiederzusehen, immer noch kein Grund aufzugeben....).

Und dann ist da schließlich noch die Moral (von Orbitsville, der großen „Honigfalle“ im All...), die in den letzten Sätzen des Buches wunderschön beschrieben wird:

 „Es gab eine magische Zeit. in der, um tausend Sternenteiche gruppiert, tausend neue Nationen entstanden. Sie alle fühlten sich frei, auf ihre eigene Art zu gedeihen, aber allen war bestimmt, unter dem Einfluss der unwandelbaren Savannen von Orbitsville eins zu werden.Mit der Zeit hörten sogar die Flackerflug-Schiffe auf, die Handelsrouten zwischen den Zugangsportalen zu befliegen, weil es sich für den Reisenden nicht lohnt, wenn zwischen Abreisepunkt und Ziel kein Unterschied mehr besteht.Die Stille des letzten. langen Sonntags umgab eine ganze Region des Weltraums.Orbitsville hatte seinen Zweck erreicht.“ 

Wunderschön.

Endgültig.

Sollte man meinen.... aber auch hier gab es leider später noch eine Fortsetzung („Orbitsville II“). Wenn man dies einfach ignoriert, erhält man sich die Vorstellung eines wahren Klassikers.

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