Martin, Gail Z.: The Summoner
Gejagt von den Truppen und dem Gold seines Bruders schwört der einstige Prinz, seine Familie zu rächen und Margolan von dem Tyrannen, der nun auf dem Thron sitzt, zu befreien. Doch der Weg zu diesem Ziel ist steinig. Martris muss lernen, seine Fähigkeiten zu beherrschen, denn Jared hat sich mit Mächten eingelassen, denen der junge Prinz noch lange nicht gewachsen ist...
The Summoner ist
das ersten Buch der Fantasysaga The Chronicles of the
Necromancer. Gail Z. Martin
erschafft eine klassische High-Fantasy-Story, in der es zwar an
Elben, Orks und Zwergen mangelt, die aber sonst genau das bietet, was
der geneigte Leser dieses Genres erwartet: Eine Gruppe sympathischer
Helden, die gegen einen schier übermächtigen Feind antreten muss,
finstere Gegenspieler, deren dunkle Pläne das Schicksal der Welt
bedrohen, und verschiedene Questen, die im Endeffekt alle ein und
dasselbe Ziel haben: zu verhindern, dass die Welt dem Bösen anheim
fällt.
Martin ist es dabei gelungen, einen Roman zu schreiben, der von der ersten Seite an zu gefallen weiß. Der Stil der Autorin lässt sich gut und flüssig lesen, und die Story wirkt durchdacht und mit Liebe zum Detail ausgearbeitet.
Sehr angenehm ist, dass Martin auf Elben und Co verzichtet und ihre Welt stattdessen mit anderen, nicht weniger mysteriösen Wesen und Kreaturen erfüllt. Neben der obligatorischen Magie, ohne die waschechte High-Fantasy-Werke ja gar nicht auskommen, sind es vor allem Geister und Vampire, die die Welt neben den Menschen bevölkern. Was die Blutsauger anbetrifft, so ist positiv anzumerken, dass Martin diese dezent im Hintergrund agieren lässt und weder als monströse Bestien noch als weinerliche Opfer eines finsteren Fluchs darstellt, sondern sie zu einem interessanten Volk macht, von dem man in den Folgeromanen gerne noch ein wenig mehr lesen darf.
Was die Darstellung der Geister und Untoten anbelangt, so muss man eines gleich vorneweg sagen: The Summoner ist, trotz der düster klingenden Thematik, alles andere als ein brutaler, dunkler Fantasyroman. Natürlich kommt das Werk nicht ganz ohne düstere Momente und schwere Schicksalsschläge aus; blutige Schlachten, verbitterte Protagonisten oder Menschen fressende Ungeheuer sucht man jedoch vergebens. Das Setting ist, trotz der allgegenwärtigen Bedrohung, recht hell geraten. Die Darstellung der Geister und Untoten ist daher zwar nicht immer freundlich, jedoch nicht annähernd so finster und gnadenlos, wie man es etwa von Markus Heitz' Ulldart-Saga her kennt. Ein Vergleich mit den rastlosen Seelen aus den Serien Ghost Whisperer und Medium ist weitaus treffender.
Störend wirkt diese Darstellung aber nicht. Bei all der dunkel Fantasyatmosphäre auf dem heutigen Buchmarkt tut es hin und wieder mal ganz gut, ein Buch zu lesen, dessen Welt nicht von Anfang an ein Platz ist, der der Hölle auf Erden gleicht.
Das einzige Problem von The Chronicles of the Necromancer liegt darin, dass die Reihe dem geneigten Fantasyfan nichts wirklich aufregend Neues zu bieten hat. Die meisten Storyelemente sind altbekannt, und wirklich überraschende Wendungen erwarten einen nicht. Wer Zyklen wie Jordans Rad der Zeit, Williams' Osten Ard-Saga oder die schon erwähnten Romane aus Heitz' Ulldart-Zyklus gelesen hat, der wird eine Menge Elemente finden, die im mehr oder weniger vage bekannt vorkommen. Martin kopiert zwar nicht einfach von anderen Autoren, allzu viel neue und originelle Ideen hat der Roman aber, bei aller Qualität der Story, nicht zu bieten.
Wer also viel und gerne Fantasy liest und nach etwas wirklich Neuem Ausschau hält, der sollte eher die Finger von Martins The Summoner lassen. Leser, die eher selten mit Fantasy zu tun haben und auf der Suche nach einem gut geschriebenen Buch mit sympathischen Protagonisten und einer abwechslungsreichen Story sind, werden dagegen ihre Freude an diesem Roman haben.
Eines sei aber auch den Fantasyveteranen gesagt: The Summoner mag das Rad vielleicht nicht neu erfinden, eine angenehme Lektüre für zwischendurch ist er aber allemal. Wer es also schafft, über den Mangel an absolut einzigartigen Ideen hinwegzusehen, der sollte ruhig einen Blick in das Buch riskieren, denn überzeugend umgesetzt und klasse geschrieben ist die Story zweifellos.