Y – The Last Man 6 - Japanische Nächte

 Y – The Last Man 6 - Japanische NächteJapanische Nächte
Y – The Last Man 6
Autor: Brian K. Vaughan
Zeichnungen: Pia Guerra, José Marzán Jr., Goran Sudzuka
Paperback, 148 Seiten, 16,95 €
ISBN: 978-3866076235

Panini

Man(n) stelle sich einmal vor, es gebe von einer Sekunde auf die nächste keinen Mann mehr auf Erden. Keine Menschen, Säugetiere, Fische oder Insekten. Und all das ohne dass es eine konkrete wissenschaftliche Erklärung dafür gibt. Wobei die Männer nicht einfach verschwunden sind, nein, nein. Vielmehr brachen alle plötzlich und unerwartet zusammen, während sich ein guter Teil ihres Blutes aus allen denkbaren Körperöffnungen dorthin ergoss, wo sie gerade gingen, lagen oder standen. Während manche weibliche Leserin im ersten Augenblick vielleicht erleichtert an den rapide abnehmenden Beziehungsstress denken wird, den ein solcher Vorfall automatisch mit sich bringen würde, wird die männliche Fraktion unserer Mitbürger wohl doch ein ungutes Gefühl bei solch einer Vorstellung beschleichen.

 

Aber vielleicht hat man ja (das zweifelhafte) Glück, dass dem Protagonisten von „Y – The Last Man“, Yorick Brown widerfahren ist, und man bleibt als einziger menschlicher Mann in einer Welt voller Frauen zurück. Yorick Brown, von Beruf Sohn einer Politikerin und Hobby-Entfesselungskünstler sowie Fachmann für alles, was man nicht so wirklich dringend wissen muss, ist aber nicht wirklich der einzige Mann auf dem Planeten. Auch sein zahmer (männlicher) Affe Ampersand ist Immun gegen die die Seuche. Warum gerade diese zwei die globale Vernichtung alles männlichen Lebens überlebt haben, ist immer noch nicht klar. Nachdem unser Planet zunächst im Chaos zu versinken drohte (kein Wunder, wenn man bedenkt wie viele weibliche Kapitäne, Piloten, Lokomotivfüher, Politiker, Ordnungshüter usw. es weltweit gibt), hat sich Im vorliegenden achten Band, der die amerikanischen Ausgaben 43-48 der auf 60 Ausgaben limitierten Serie beinhaltet, Yorick und seinen Affen auf getrennten Wegen ins fernöstliche Japan verschlagen. Yorick wird hierbei von der amerikanischen Geheimagentin Agent 355 und der Biochemikerin Dr. Allison Mann begleitet, die gemeinsam mit ihm nach Ampersand suchen, welcher in der vorangegangenen Ausgabe entführt wurde. Da zu vermuten ist, dass ohne Ampersand auch kein Heilmittel gegen die Seuche gefunden werden kann, hat das Auffinden des Äffchens oberste Priorität für die Gruppe. Doch nebenbei gibt es natürlich Probleme, u.a. mit Yakuzas, Teenie-Gangstern und einem abgedrehten (natürlich weiblichen) Popstar.

 

Bereits als ich zum ersten Mal etwas über „Y - The Last Man“ auf einer englischsprachigen Internetseite gelesen hatte, war sofort mein Interesse geweckt – mittlerweile bin ich stolzer Besitzer der kompletten englischsprachigen Heftreihe und kann nur sagen, dass sich die Anschaffung wirklich gelohnt hat. Neben den einfach anmutenden, doch stets passenden, erfreulich unaufdringlichen Zeichnungen von Pia Guerra lebt die Serie vor allem von den wunderbaren Dialogen, sowie dem ausgezeichneten Wortwitz, den Vaughan an den Tag zu legen imstande ist. Gepaart mit intelligentem Storytelling, sowie einer Vielzahl an Seitenhieben gegen die moderne Gesellschaft und (bei dem Thema meiner Meinung nach absolut unabdingbar) einer gehörigen Portion Gesellschaftskritik, versteht es Vaughan immer wieder aufs Neue, überraschende Wendungen in die Geschichten einzubauen, so dass die Serie vom Anfang bis zum Ende stets spannend und unterhaltsam bleibt.

 

Paninis Präsentation lässt auch nichts zu wünschen übrig (neben einigen einleitenden Worten sind auch alle US-Covers im Band enthalten), so dass es keinen guten Grund gibt, nicht zuzugreifen, wenn man an intelligenter Endzeit-SciFi mit hohem Unterhaltungsfaktor Interesse hat. Ein Comic, der geradezu nach einer Verfilmung schreit – und als ob meine Gebete erhört worden sind, bahnt sich eine (Gerüchten zufolge) dreiteilige Verfilmung von New Line Cinema an. Hoffentlich wird diese dem hohen Standard des Comics gerecht werden können.

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