Perry Rhodan Action 18 - Tod über Ekhas (Der Kristallmond-Zyklus 6)
Tod über Ekhas
Timothy Stahl mag eine ganz eingängige Schreibe haben, aber für mich gehört mehr zu einem PR-Autoren. Insbesondere sollte der in der Lage sein, einen Roman von gerade mal knapp 60 Seiten ohne übermäßig viele Logiklöcher abzuliefern, eine fremde Kultur mehr als höchst oberflächlich zu beschreiben und glaubwürdige Charaktere mit ebenso glaubwürdigen Dialogen darzustellen. All das konnte Stahl im vorliegenden Roman nicht.
Ich will hier mal mit meinen Kritikpunkten ins Detail gehen, um nicht haltlos zu Meckern. Angefangen zu wundern habe ich mich bereits, als in dem Gleiter der Rhodan und Co. aus der Kuppel abholte, die ekhonidische Regierungschefin saß (zumindest habe ich es so verstanden, dass Liarr eben dies ist). Die Chefin eines Planeten? In einem kleinen Gleiter? Und dann auch noch persönlich? Auf einen Anruf eines Sklaventrainers hin, der behauptete der Großadministrator des Vereinten Imperiums sei plötzlich und unerwartet in seiner Kuppel erschienen? Tut mir mal einen Gefallen, mehr an den Haaren herbeigezogen geht wohl kaum. Zumal Liarr später damit prahlt, was für tolle und zahlreiche Raumschiffe die ekhonidische Koalition hat, das macht es noch unglaubwürdiger, dass eine derart hochrangige Person mit einem popligen Gleiter persönlich unterwegs ist, statt irgendwelche Ordonnanzen zu schicken, um nachzusehen, wer sich da einen schlechten Scherz erlaubt. Wenn sie wenigstens mit einem Kreuzer gekommen wäre...
Dann die Beschreibung der Regierungschefin, die als eiskalte Sexbombe dargestellt wird, auf die der Gladiatorsklave Rettkal (bisher eigentlich ein ganz patentes Kerlchen) auch gleich anspringt und sich in ein Testosteronbündel verwandelt. Ich bin ja ein Fan von Klischees, aber das hier ist so dermaßen dick aufgetragen, dass es weh tut (laßt sowas den Kneifel schreiben, der kann das wenigstens). Und dann gleich der nächste Knüller: Ein offensichtlich feindseliger Mond bewegt sich auf die Hauptwelt zu, zerlegt quasi nebenbei eine Abwehrstation und Frau Regierungschefin hat nichts besseres zu tun, als in dieser Krisensituation erstmal ein Schäferstündchen mit Rettkal (samt anschließendem Schlummer) abzuhalten? Man möge mir die harten Worte vergeben, aber: Das ist ein so hanebüchener Schwachsinn, dass einem schlichtweg die Spucke wegbleibt und ich mich ernsthaft frage, wie der Roman durchs sonst gute Lektorat gerutscht ist.
Die Dialoge zwischen den handelnden Figuren sind hölzern bis peinlich. Die Krone war Rhodan, der ernsthaft über den Gegner (immerhin eine unglaublich fremdartige Intelligenz in Form eines Mondes) den Satz verbricht: »Vielleicht wollen sie einfach nur ernst genommen werden...« Argh. Sicher. Vielleicht hatten sie auch eine schwere Kindheit. Überhaupt benimmt Perry sich im ersten Viertel des Romans wie ein Vollidiot.
Später schickt Liarr dann Rhodan und Betty Toufry ganz selbstverständlich los, um den Tod zweier Ekhoniden zu untersuchen. Ja, ne, ist klar. Der Planet steht vor dem Untergang und den zufällig auf Besuch vorbei gekommenen Großadministrator des wahrscheinlich wichtigsten Sternenreiches der Milchstrasse läßt man dumme Polizeiarbeit machen. Das war die Stelle, wo ich zum ersten Mal den hartnäckigen Drang verspürte, das Lesen sofort einzustellen. Die andere Stelle war übrigens die Feststellung, dass zukünftige Raumschiffe doch prima wie ein Zylinder mit zwei Kugeln dran aussehen könnten, weil das so cool ist. Ich habe es nicht geglaubt...
Die Welt Ekhas mit ihren Bewohnern bleibt dem Leser trotz der Versuche Stahls fremd, denn es gibt nicht wirklich glaubwürdige Facetten und Alleinstellungsmerkmale der Zivilisation der Arkonidenabkömmlinge und die Schlaglichter auf Bewohner der Welt blieben aufgrund unzureichender Beschreibung flach. Einziger Lichtblick die kurze Zwischensequenz mit dem Künstler, der offenbar an seinem Sarkophag arbeitete und seinem Sklaven, das aber zu kurz, um die restlichen Unzulänglichkeiten in Sachen »Beschreibung der Welt und ihrer Bewohner« auszugleichen.
Ich bin wirklich kein Erbsenzähler, was PR-Romane angeht, aber was hier geboten wurde, war so eine geballte Inkompetenz in diversen Gebieten, mit zahllosen Logiklöchern, durch die man ein Ultraschlachtschiff hätte fliegen können, dass es mich durch den gesamten Roman gegruselt hat. Dazu die Tatsache, dass Stahl nicht stilsicher ist und mal schwülstig abschwallt, um später wieder in SF-tauglichere Beschreibungen zu verfallen und während der gesamten Geschichte zwischen den Stilen pendelt. Von zukünftigen PR-Romanen aus der Tastatur von Timothy Stahl werde ich mich entweder fern halten, oder wenn es gar nicht anders geht sie quer lesen. »Tod über Ekhas« ist ein absoluter Tiefpunkt der PR-Serien allgemein und von PRA im Besonderen, daran können auch die überraschenden Eröffnungen am Ende nichts ändern. Naja, ein einziges Gutes hat das Ganze dann doch: Ich freue mich umso mehr auf den Montillon nächste Woche...
Bildnachweis:
Cover Perry Rhodan Action 18 - »Tod über Ekhas«, Copyright 2008 VPM
Kommentare
Wie ich an anderer Stelle bereits schrieb, habe ich bei Weitem nicht alle zu kritisierenden Stellen in dieser Rezension angesprochen, da ichs nun auch nicht übertreiben wollte. Es hätte aber noch diverse davon gegeben.
@Harantor: Ich keineswegs der Meinung, das war gut. Dass du diese Meinung vertrittst, ist allerdings nachvollziehbar.
Gut wäre es gewesen, wenn man nicht mit der Keule auf den Autor einprügelt. Vom absoluten Tiefpunkt aller PR-Reihen zu schreiben, ist in meinen Augen einfach nur schwach vom Rezensenten. Offenbar liest er den Quark, der so manchesmal in egal welcher der PR-Reihen verfasst wird, mit verbundenen Augen.
Ich bin aber dann dochmal gespannt, was Jochen dann dazu sagt, der ja bekennender Stahl-Fan ist. Immerhin sucht Jochen ja das Gute im Roman. - Er ist halt der "Klinsmann", der Redaktion, der das gute sucht, um die Stärken zu stärken
Ansonsten kann ich nur sagen: Lies Dir meine Rezensionen durch: Ich bashe nicht um des Bashens Willen. Ich will damit auch niemand ärgern oder sowas. Aber ich habe eine Meinung, sage und vertrete sie. Was hätte ich denn Deiner Ansicht nach tun sollen? Eine Rezension schreiben, hinter der ich nicht stehe, nur um dem Autoren oder dessen Fans einen Gefallen zu tun? Ganz sicher nicht.
ich bin weder hier, um Schuld auf mich zu nehmen,noch von mir zu weisen. Was im Expo steht und was nicht, bleibt geheim.
aber ein detail: der sol-vorverwei stand natürlich nicht im expo - und ich fand ihn KLASSE!
Außerdem sehe ich nicht, dass es hier um irgendwelche Schuldzuweisungen geht... Mir ist durchaus bewußt, dass andere den Roman vielleicht toll finden, so wie er ist. Meine Meinung ist ja keine universelle Konstante. (sonst würden hinterher noch die Kosmokraten kommen und mirnix dirnix die Meinungsimpedanz ändern)
Zuerst mal: Ein ganz großes und offizielles Dankeschön an Holzi, der sich freundlicherweise dazu bereit erklärt hat, mich diesmal zu vertreten. Die letzten Tage hatte ich echt so viel um die Ohren, ich weiß immer noch nicht, wo mir der Kopf steht. Gott sei Dank gibt es Zugfahrten, auf denen man nichts anderes machen kann als lesen und den ein oder anderen Text (wie etwa diesen hier) in seinen Laptop zu hämmern.
Doch zum Roman. Was die Logikfehler angeht, kann ich mich dem Rezensenten nur anschließen. In diesem Roman tauchten definitiv zu viele davon auf. Was mich am meisten irritiert hat, waren die Geschehnisse rund um die sich bewegenden Monde. Zum einen: Ich dachte immer, solche Himmelskörper haben Einfluss auf die Bedingungen der Planeten, die sie umkreisen (siehe etwa Ebbe und Flut). Nun lösen sich gleich 8 (!) Monde aus ihrer Umlaufbahn um Ekhas, und was passiert auf dem Planeten? Nix! Keine Unwetter, keine sonstigen Auswirkungen, gar nichts. Nachdem ich an die Stelle gekommen bin, an dem die Bewegung der Monde offenkundig wurde, dachte ich an den Romantitel »Tod über Ekhas« und war mir sicher, dass nun ein albtraumhaftes Katastrophenszenario folgen würde. Dass dann so gar nichts passiert ist, hat mich schon ein wenig enttäuscht.
Zum anderen gibt es da jene Szene, in der Lok-Aurazin vorgibt, Hellquarze kaufen zu wollen. Das Gespräch mit der Händlerin findet just in dem Augenblick statt, in dem sich die Monde auf Ekhas zubewegen. Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber wenn ich erfahren würde, dass sich der Mond auf die Erde zubewegt, hätte ich andere Sorgen, als meine Produkte zu verkaufen. Da wäre Panik angesagt!!! Nicht so bei der Händlerin...
In Hinsicht der Logikfehler hat mich der Roman wirklich geärgert, da stimme ich Stefan voll und ganz zu. Den Roman allerdings als schlechtesten Rhodan überhaupt zu bewerten...? Ich weiß nicht. Ich habe schon den ein oder anderen schlechteren gelesen, und das, ob wohl ich noch nicht sooo lange PR lese. Denn trotz seiner offenkundigen Mängel hat mir die Lektüre des Romans gefallen. Ich mag Timothys Stil, und er hat den neusten PRA-Beitrag flott inszeniert. Alles in allem eine sehr kurzweilige Lektüre, auch wenn man, zugegebenermaßen, hin und wieder ein Auge zudrücken muss. Ich freue mich jedenfalls schon auf Timothys nächsten Roman (ob bei PRA oder anderweitig).
Wirklich gut gelungen fand ich das Ende des Romans. Mit der Wendung hatte ich nun echt nicht gerechnet. Kompliment an die Macher der Serie! So sehen Überraschungen aus, die zu gefallen wissen!
Was die Frage angeht, auf wessen Konto die Fehler gehen: Da könnte ich nur spekulieren, weshalb ich es lieber sein lasse. Fakt ist: Die Fehler waren nun mal da. Und solange sich solche Mängel in den kommenden Romanen nicht häufen, kann ich damit leben. Auch den größten Meistern unterläuft eben mal hin und wieder ein Missgeschick.
@ Holzi
Noch mal vielen Dank für deinen Einsatz! Eine wirklich interessante Rezi, die genau das ausgelöst hat, was ich mir von meinen auch immer hoffe: eine lebhafte Diskussion.
Du solltest dich noch öfter zu PRA zu Wort melden :-D
@ Paul
Herzlichen Dank für deine freundlichen Worte in meine Richtung. Ein Schreiberling liest es immer gern, dass andere seine Beiträge lesen und zu schätzen wissen! Kommentare wie dieser zeigen einem, dass sich die Arbeit, die man in eine solche Kolumne investiert, wirklich lohnt.
Da freue ich mich schon richtig drauf, in zwei Wochen selbst wieder Hand anlegen zu können!
herrlich!
schade holzi dass es dir gar nicht so gefiel. ich bin gespannt, was ich noch so zu hören bekomme.
Die Monde sind, wenn ich das korrekt verstanden habe, gar nicht um Ekhas gekreist, sondern um eine andere Welt des Systems. Muss ja so sein, wenn einer der Monde deutlich Stunden bis Ekhas benötigt, nachdem er die Abwehrstation zerlegt hat. Stand auch (meine ich) irgendwo. Das ist aber tatsächlich einer der weiteren Patzer: Die Ekhoniden sind eine technisch hochstehende Zivilisation und die haben nicht bemerkt, dass ihnen ein Mond abhanden gekommen ist (nämlich der, der im Tarka-System herumgefuhrwerkt hat)? Ähem... Aber lassen wir's gut sein...
Tja, was den "schlechtesten Roman" angeht, das liegt ganz bestimmt im Auge des Betrachters. Für mich war das aber tatsächlich der schlechteste Roman seit "In den Höhlen von Ertrus" , weil ich mich beim Lesen ständig über die Patzer geärgert habe. Das ging mir derart massiv bei PR echt lange nicht mehr so. Dennoch werde ich nicht die gesamte Serie wegen eines Romans schlechtmachen. Das wäre höchst unfair.
und zur richtigstellung: der tarkalon-mond hat mit ekhas mitnichten irgendwas zu tun. nada. nothing. niente.
wieder ein patzer weniger
im ernst: das war wirklich kein patzer. dass es patzer gab, vielleicht oder so, steht auf einem anderen blatt.
oder ist ansichtssache.
okay, liarr zieht in persona los. würde sie nie machen in der realität. stimmt. aber dann würde kaum ein roman in irendeiner serie funktionieren, ähem ... perryn würde das seit etwa 2500 romanen auch nicht machen.
so könnte man über vieles trefflich diskutieren.
Zu Liarr: Das ist wohl korrekt, aber ich sehe da durchaus Unterschiede zwischen den Serienhelden und dem "supporting cast". Sie hätte ja auch mit 'nem Kreuzer kommen können. Die Handlung hätte keinen Deut anders ablaufen müssen, wenn man sie erst auf Ekhas getroffen hätte. Hätte auch eher zu der arroganten [zensiert] gepaßt.
Dass Rhodan, Bull, Atlan und Co. immer selbst losziehen... naja. Da muss man durch. Besser als wenn die Romane nach zwei Seiten zuende wären. War beispielsweise bei Star Trek ja auch immer so.
Vorspann
"Captain eine potentiell hochgefährliche Subraum-Anomalie!"
"Gut, Spock, schreiben Sie's ins Logbuch, wir machen mit unserer eigentlichen Mission weiter."
Abspann