Johnson, Jean - Der Kuss des Wolfes
Der Kuss des Wolfes
Die "Sons of Destiny", so der Reihentitel in den USA, hat dort vor allem in Kreisen der Romantic Fantasy-Liebhaberinnen für Furore gesorgt und hat dort zahlreiche Verehrerinnen. Auch wenn es angeblich eine ansehnliche Anzahl von Männern geben soll, die mit ähnlicher Begeisterung die Geschichten der acht Brüder lesen, werden es vor allem Frauen sein, die von den Abenteuern der Brüder angezogen werden.
Nachdem im ersten Band der älteste der magischen Brüder eine Frau fand, wird im zweiten Band der folgende Bruder mit einer Herzensdame versorgt.
Schon der Titel deutet an, dass es sich bei Wolfer of Corvis um einen Gestaltwandler handelt. Seine bevorzugte Form ist - na ... richtig, ein Wolf. Ebenso wie die anderen Brüder ist er neidisch und reichlich unsicher, was auf ihn zukommen wird, denn es gibt da dieses eigenartige Lied, das in seinen Strophen von den Aufgaben und (weiblichen) Belohnungen der Männer des Clans Corvis berichtet.
In seinem Fall ist diese Frau Alys, eine junge magiebegabte Frau, die vom machthungrigen Onkel der Brüder wie eine Gefangene gehalten wird. Sie bricht aus, dank der Hilfe eines der Brüder, und kommt auf die Insel, die das unfreiwillige Exil der Brüder darstellt.
Es kommt was kommen muss: Alys ist natürlich die vom Schicksal für Wolfer vorgesehene Frau, sie verlieben sich heftigst ineinander, es gibt Missverständnisse, Krisen, Sex und Gefühl, Bedrohung, "Kämpfe" und natürlich ein (vorläufiges) Happy End.
Der böse Onkel ist weiter hinter den Brüdern her und nur dank der cleveren Frau aus der "Anderswelt" schaffen sie es, auch im zweiten Band ihr Leben zu retten.
Damit ist der Inhalt auch schon umrissen, und für die literarische Qualität des Buches wäre das schon zu viel der Worte.
Im Vergleich zum ersten Band verzichtet Jean Johnson im zweiten Buch auf pubertärpickelige Hormonexzesse, explizit sexuelle Szenen sind weniger geworden, sie versucht offenbar den "animalischen" Aspekt der Sexualität zu beleuchten (zur Erinnerung: Es geht um Gestaltwandler). Das Ergebnis sind Szenen (nicht so viele und nicht so entsetzliche wie in Band1), bei denen mir denn doch vor Lachen fast die Tränen kamen. So zum Beispiel als Alys auf dem Rücken des Wolfer of Corvis, der sich aus Gründen des schnelleren Vorankommens in einen Hengst verwandelt hat, zur Festung der Brüder ... *hüstel* reitet. Die eindeutigen Sprachbilder und Anspielungen sind einfach großartig :-).
Wie auch im ersten Band bin ich auch hier etwas empört über den Betrag, der für dieses Buch verlangt wird. Meiner Ansicht nach ist dies eindeutig überteuert!
Die Bedrohung durch den mächtigen Zauberer, den Onkel, versucht man sehr drastisch zu gestalten, verfehlt aber leider völlig seine Wirkung und wirkt einfach nur albern. Liebhaber von Fantasy-Romanen werden sich einfach nur ärgern über die schlechte Umsetzung und erkennen, dass es vor allem um eine Garnierung der Liebesgeschichte geht, nicht um eine Erzählung einer wirklichen Geschichte.
Was bleibt ist erneut die Frage, was so viele Käufer an dieser Serie finden.