Bellem, Stephan R.: Bluttrinker
Aus diesem Grund berührt er den Geist des jungen Soldaten Andrul und verwandelt ihn in seinen Herold. Ausgestattet mit mächtigen magischen Kräften, soll Karandras, wie sich der Herold selbst nennt, Aurelion den Weg nach Kanduras ebnen.
Der Kampf um das
Schicksal der Welt nimmt seinen Lauf. Ein Kampf, in den eine Vielzahl
von Personen verwickelt ist. Etwa der einstige Krieger und jetzige
Bauer Throndimar, der nach dem Mord an seiner Frau und seinem
ungeborenen Kind nur noch für seine Rache lebt. Oder Fürstin
Iphelia, die an einer geheimnisvollen Krankheit leidet. Einzig der
Verzehr menschlichen Blutes vermag es ihr zu helfen, doch
gleichzeitig sorgt der Bluttrunk dafür, dass sie mehr und mehr dem
Wahnsinn anheim fällt.
Es sind wahrlich dunkle Zeiten, die über Kanduras hereingebrochen sind Zeiten wie geschaffen für die Rückkehr des wahnsinnigen Gottes ...
»Bluttrinker« ist Sword & Sorcery Fantasy (so mancher mag auch von Low Fantasy sprechen) in Reinkultur. Ein archaischer Weltenentwurf, eine Vielzahl zwielichtiger Charaktere, niedere Instinkte und Rache als Motivation für die Protagonisten sowie jede Menge Action und Gewalt Fans des Genres werden Bellems neuen Roman lieben. Die Geschichte ist flott erzählt und lässt sich ohne größere Anstrengungen genießen. Sofern man etwas mit Romanen anfangen kann, in denen die gerade erwähnten Motive dominieren, heißt das.
Mich persönlich hat »Bluttrinker« allerdings reichlich ernüchtert zurückgelassen. An Romane aus dem Genre der Low Fantasy stelle ich im Allgemeinen keine hohen Ansprüche, sondern möchte mich einfach kurzweilig von ihnen unterhalten lassen. »Bluttrinker« hat allerdings selbst diese niedrigen Erwartungen untertroffen. Der Roman konnte mich in keiner Hinsicht wirklich überzeugen. Die Geschichte als solche ist sehr einfach gestrickt, fast schon banal. Die einzelnen Handlungsbögen triefen nur so vor Klischees; allen voran die Geschichte um den rachsüchtigen Throndimar, der glücklich und zufrieden mit seiner schwangeren Frau lebt, bis diese im eigenen Heim von ein paar finsteren Barbaren gemeuchelt wird, folgt Mustern, die so altbekannt sind, dass man kaum glauben mag, dass sich ein Autor tatsächlich noch einmal gewagt hat, sie in eine Geschichte einzubauen.
Und nicht nur die Story weist deutliche Schwächen auf. Die Protagonisten wirken eindimensional und bis auf wenige Ausnahmen äußerst farblos. Der Weltenentwurf, den Bellem zum Besten gibt, erscheint roh und nicht bis zum Ende durchdacht. Zeitweise stellt sich beim Lesen das Gefühl ein, dem Autor sei es nur darum gegangen, ohne Rücksicht auf eine interessante, wohl überlegte Story möglichst viele negative Bilder in ein einzelnes Buch zu packen.
»Bluttrinker« ist ein Buch, an dem allenfalls eingefleischte Sword & Sorcery-Fans Gefallen finden werden. Fans anderer phantastischer Spielrichtungen werden sich aufgrund viel zu einfacher Zeichnungen von Story und Figuren schnell langweilen, während jemand, der bislang noch kein Fantasybuch zur Hand genommen hat, eine Menge alter Vorurteile gegenüber dem Genre bestätigt finden wird: gewalthaltiger, phantastischer Trash ohne erwähnenswerten Tiefgang. Kein Buch, das ich guten Gewissens weiter empfehlen kann.