Hennen, Bernhard: Elfenritter - Die Albenmark
Elfenritter Die
Albenmark
von Bernhard Hennen
Heyne Taschenbuch 52342
erschienen: Frühjahr 2008 (Deutschland)
605 Seiten, 9.95
ISBN: 978-3-453-52342-5
Heyne Verlag
Die Albenmark ist der zweite Band von Bernhard Hennens
Trilogie Elfenritter. Als mittlerer Band der Reihe hat er keine leichte
Aufgabe. Einerseits muss er die Erwartungen, die Band 1 beim Leser geweckt hat,
erfüllen oder, besser noch, toppen, andererseits darf er die Messlatte selbst
nicht zu hoch legen, um beim großen Finale in Band 3, das ja schließlich den
Höhepunkt der Saga bilden soll, nicht eine Menge langer Gesichter zu erzeugen.
Ein kompliziertes Unterfangen also, das Hennen hier angegangen ist.
Ob er es gelöst hat? Irgendwie schon, aber zu meinem Bedauern muss
sich ganz ehrlich sagen: nur zum Teil.
Die Albenmark setzt wenige Tage nach den Geschehnissen von Die Ordensburg ein. Der magisch begabte Luc und die Gishild, die entführte Prinzessin des Fjordlands, sind immer noch Novizen in einem Orden des heiligen Tjured und müssen schwierige Prüfungen meistern. Obwohl die beiden jungen Anwärter sehr verschieden sind, kommen sie einander immer näher und werden mit der Zeit ein Liebespaar.
Doch ihr Glück soll nicht von Dauer sein. Der Krieg zwischen den Anhängern Tjureds und den Albenkindern tobt mit unverminderter Wucht weiter. Während in Luc eine Macht schlummert, die die Elfen und ihre Verbündeten endgültig vernichten könnte, planen diese bereits die Befreiung Gishilds von Valloncour, der Heimatinsel des Ordens. Schon bald finden sich die beiden Liebenden inmitten eines Kampfes wieder, in dem sie eigentlich Todfeinde sein sollten und der sie jegliche Kontrolle über ihr eigenes Schicksal verlieren lässt...
Fangen wir einfach mal mit den Kritikpunkten an. Nach dem starken Auftakt in Band 1 hat man sich von Die Albenmark einiges erhofft, doch gerade was die Handlung angeht, erfüllt der Nachfolgeband diese Hoffnungen in keinster Weise. So etwas wie gute Tage scheint es für die Protagonisten nicht zu geben. Ausnahmslos stürzen sie von einer Katastrophe in die nächste, sei sie nun privater oder kämpferischer Natur. So, wie die Leben der Personen geschildert werden, grenzt es fast schon an ein Wunder, dass keine der Figuren im Laufe der Handlung Selbstmord begeht. Ich weiß ja, dass Fantasy nicht immer vor optimistischen Bildern sprüht, aber eine derartige Aneinanderreihung von Fehlschlägen und Trauer ist doch ein wenig zu viel des Guten.
Überhaupt scheint dem Roman, handlungstechnisch gesehen, recht früh die Puste auszugehen, und gerade im letzten Drittel jagt ein Klischee das nächste. Die Story ist häufig ärgerlich vorhersehbar, und das große Finale des Romans geschieht ganz nebenbei auf den letzten Seiten, sodass es schon vorbei ist, bevor man überhaupt merkt, dass es angefangen hat. Das ist wirklich enttäuschend, denn gerade bei der Konstruktion seiner Charaktere beweist Hennen, dass er es deutlich besser kann und sein Handwerk wirklich versteht.
Und damit zu den positiven Aspekten des Romans. Hennens große Stärke sind die Charaktere. Die einzelnen Protagonisten sind gut durchdacht und wirken enorm lebendig. Es gibt kein Schwarz und kein Weiß, ja nicht einmal mehr Grau. Der endlose Kampf zwischen Menschen und Albenkindern wird von beiden Seiten aus auf sehr unterschiedliche Art und Weise geschildert, und man hat nie das Gefühl, dass es hier eine gute oder eine böse Seite gibt; beide Lager streiten einfach nur für ihre Überzeugung, und als Leser bekommt man die Möglichkeit geboten, beide besser kennen und verstehen zu lernen. Das hierbei entstehende Szenario ist schlichtweg genial und stimmt sehr nachdenklich, denn einen echten Feind scheint es, anders als in sonstigen Fantasybüchern, nicht zu geben.
Der Roman als solches lässt sich sehr gut lesen. Hennen schreibt flüssig und abwechslungsreich, und es macht Spaß, ihm bei seinen Ausführungen zu folgen. Schade, dass man das von der Handlung nur bedingt sagen kann.
Die Albenmark ist ein Roman, der die Leser polarisieren dürfte. Die einen werden sich über die emotionale Tiefe und den einzigartigen Umgang mit Gut und Böse freuen, die anderen werden ihn als typischen Mittelband anprangern, der einfach nicht mit seinem Vorgänger mithalten kann und der eher eine Übergangslösung zwischen Band 1 und 3 zu sein scheint als ein wirklich gelungenes, eigenständiges Werk.
Wer Hennens Schreibstil mag und schon die anderen Elfenbücher mochte, der wird, bei allen Schwächen des Buches, mit Die Albenmark ein paar interessante Lesestunden vor sich haben. Man sollte aber auf alle Fälle Die Ordensburg lesen, bevor man sich an dieses Buch macht, denn ohne die ganze Vorgeschichte ist der Roman nur schwer zu verstehen.
Ich kann nur sagen, dass ich etwas enttäuscht war und hoffe, dass der finale Band der Elfenritter-Reihe wieder an die Stärke des ersten Romans heranreicht.