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Indianerkriege sind ein eigen Ding - Winklers »Adobe Walls und der Red River Krieg 1874 - 1875«

Adobe Walls und der Red River Krieg 1874 - 1875Indianerkriege sind ein eigen Ding
Winklers »Adobe Walls und der Red River Krieg 1874 - 1875«

Der Durchschnittseuropäer stellt sich unter einem Krieg vor, dass sich zwei Heerhaufen gegenüberstehen und diese dann geordnet aufeinander losgehen. Die Feldherren dirigierten von ihren Hügeln. Die Artillerie spricht eine deutliche Sprache. Oder ein paar Jahrhunderte früher ritten Ritterhaufen aufeinander zu und Bogenschützen feuerten. Jedenfalls war Krieg eine geordnete Aktion und am Ende gab es einen Sieger der Schlacht oder des Krieges.

Adobe Walls und der Red River Krieg 1874 - 1875

Indianerkriege sahen etwas anders aus ...

Auch die Auseinandersetzungen 1874/1875, die mit dem Kampf um Adobe Walls begannen und 1875 mit dem Red River Krieg endeten waren weit entfernt von dem was zu dieser Zeit und auch heutzutage so gemeinhin unter Krieg verstanden wurde. Man nehme nur den Deutsch-Französischen-Krieg 1870/71. Da warfen sich Heere aufeinander, die nach Tausenden zählten und alle brav uniformiert waren und sich durch klare Hierarchien auszeichneten und am Ende hatte das deutsche Heere unter preußischer Führung gewonnen und im Schloss des Sonnenkönigs wurde das Deutsche Kaiserreich ausgerufen. Oder auch den Bürgerkrieg in den USA, in dem zum Teil Zehntausende auf jeder Seite antraten und an gewissen Tagen auch zu Tausenden starben.

Indianerkriege waren im Vergleich zu diesen Massenaufmärschen dann eher nur Scharmützel mit eher wenigen Beteiligten und mit vergleichsweise geringen Opferzahlen. Oft war man in der Weite des Landes in Bewegung, Überfälle kennzeichneten diese Form des Krieges. Man möchte sagen, dass diese Kriege eher etwas von Guerillakriegen hatten. Und doch, es waren Kriege von Kultur gegen Kultur. Auch waren die Konsequenzen dieser Kriege dieselbe wie bei den 'richtigen' Kriegen.

Es mag verwundern, dass die (zweite) Schlacht um Adobe Walls zwischen Büffeljägern und Indianern ausgetragen wurde und sich die Armee erst nach dieser Schlacht in den Krieg zog. Aber wie gesagt, das erste was der Europäer vergessen muss, sind die Bilder von Heerhaufen, die aufeinander prallen, von gewaltigen Aufmärschen und einem Massensterben.

Albert Winkler (PhD)Albert Winkler (Ph.D.) zeigt das mehr als deutlich, wenn er die Ereignisse um die Schlacht von Adobe Walls und den folgenden Krieg vor den Augen des Lesers wieder aufleben lässt. Winkler ist Historiker an der Brigham Young Universität im US-Bundesstaat Utah. Ich hatte bisher das Vergnügen sein Buch über Red Cloud's Krieg zu lesen und zu empfehlen. Mit »Adobe Walls und der Red River Krieg 1874 - 1875« ist das nicht anders (und wenn ich ehrlich bin, hätte ich das auch gar nicht anders erwartet).

Winkler ist ein Autor, der versucht nicht zu akademisch zu schreiben, sondern verständlich zu bleiben, um seine Bücher, die faktisch und wissenschaftlich nichts zu wünschen übrig lassen, auch Interessierten außerhalb der akademischen Welt zugänglich zu machen. Auch mit »Adobe Walls und der Red River Krieg 1874 - 1875« ist ihm dieses Kunststück gelungen.

Adobe Walls und der Red River Krieg 1874 - 1875

Er dokumentiert akribisch die Abläufe, vergisst aber nicht die Leser, die dabei mit wissenschaftlichen Termini nicht allzuviel anzufangen wissen und diese ermüdend finden. Winklers Buch ist spannend, unterhaltsam und im besten Sinne ein Sachbuch, das dem Leser vor Augen führt, was da passierte, warum es passierte und welch gravierenden Folgen es für die amerikanischen Ureinwohner und deren Kultur hatte. Dabei wird Winkler nicht pathetisch oder verliert sich in Sentimentalitäten. Er schildert die Ereignisse und ihre Folgen so wie sie waren. Dabei baut er Zitate, unter anderem und vor allen Dingen von Zeitzeugen sehr geschickt in seinen Text ein, dass diese den Lesefluss nicht brechen. Es ist gerade zu ein Vergnügen dieses Buch zu lesen. Dazu hat der Verlag in Gestalt Dietmar Kueglers den Band mit vielen Bilder von damals und heute auch wunderbar illustriert.

Adobe Walls und der Red River Krieg 1874 - 1875Die Ankündigung des Verlages fasst die Ereignisse hervorragend zusammen.

Ende Juni 1874 griffen im nördlichen Panhandle von Texas Comanchen unter dem berühmten Häuptling QUANAH PARKER– verstärkt durch Kiowa und südliche Cheyenne – den Handelsposten Adobe Walls an, in dem sich 28 Bisonjäger aufhielten.
Die Häutejäger, die für die Vernichtung der riesigen Bisonherden verantwortlich waren, entzogen mit ihrer Schlächterei den freien Indianervölkern die Lebensgrundlage. Aber sie brachen auch die Verträge, die 1867 bei Medicine Lodge mit den südlichen Plainsvölkern geschlossen worden waren, wonach deren Jagdgründe geschützt waren. Weiße Jäger hatten demgemäß kein Recht, hier einzudringen.
Im Juni 1874 schlugen die Comanchen zurück. Es entwickelte sich ein zäher Kampf. Hunderte von Kriegern rannten immer wieder mit fanatischem Mut gegen den Handelsposten an, in dem die Lage der Jäger immer verzweifelter wurde. Bis einer von ihnen mit einem geradezu fantastischen Schuß über fast 1 Meile Entfernung einen indianischen Reiter tötete. (Die genaue Distanz ist bis heute umstritten.)
Nachdem der Medizinmann Isatai den Kriegern zuvor immer wieder versichert hatte, sie seien immun gegen die Kugeln der Weißen, ließ dieser Schuß die gesamte Motivation der Comanchen kollabieren.
Billy Dixon und sein Sharps-Gewehr wurden durch diesen Schuß zur Legende. Ein anderer junger Bisonjäger, Bat Masterson, nutzte den Ruhm, den die Jäger nach dieser Schlacht ernteten, um sich zum Sheriff des Ford County in Kansas wählen zu lassen.
Die Schlacht von Adobe Walls wurde als Sieg der Zivilisation gefeiert – keiner sprach darüber, daß sich die Jäger illegal im Indianergebiet aufgehalten hatten. Um die Ausrottung der Bisons kümmerte sich in jener Zeit ohnehin niemand.
Nach diesem Kampf begann ein neuer Feldzug gegen die südlichen Plainsvölker, der mit der Kapitulation der Comanchen, Kiowa und Cheyenne endete. Der sogenannte „Red River Krieg“ veränderte die südlichen Ebenen nachhaltig.
Professor Dr. Albert Winkler von der Brigham Young University hat die Schlacht von Adobe Walls, deren Hintergründe und Folgen im Detail recherchiert. Erstmals in deutscher Sprache wird dieses bedeutende Ereignis der Indianerkriege auf den südlichen Plains in Buchlänge dargestellt und mit allen Einzelheiten dokumentiert.
Mit diesem Buch setzt Professor Winkler seine eindrucksvollen Dokumentationen über die Indianerkriege fort.

Billy DixonBilly Dixon war einer der herausragenden Gestalten in diesem Kampf. Ihm gelang ein meisterlicher Glücksschuss (Wer waren herausragende Figuren bei Adobe Walls?). Er gehörte zu den Bisonjägern, die sich in Adobe Walls aufhielten. Aber auch der illustere Bat Masterson war in Adobe Walls und diente später mit Dixon als Armeescout. Als man versuchte, die Indianer unter Druck zu setzen, so dass sie nicht zur Ruhe kamen. Auf indianischer Seite war eine bekanntesten Figuren Quanah Parker, der sich später dann der weißen Lebensweise anschloss. Dazu die auf der einen Seite tragische Gestalt des Medizinmanns Isatai, der behauptete seine Medinzin mache die Krieger unverwundbar gegen die Kugeln, der auf der anderen Seite viele Indianer in den Tod schickte.

Solche Geschichten findet man in solch überschaubaren Konflikten leichter als in den großen Kriegen mit viel mehr Beteiligten und ein Chronist kann sich diesen Ereignissen widmen, denn auch sie sind Schlüssel zum Verständnis des Kampfes um Adobe Walls. Eben so wie die Rüge die General Pope von General Sheridann kassierte. Pope war nicht begeistert davon, den Büffeljägern, die sich illegal auf Indianerland bewegten herauszupauken. Sheridan sah das anders und verpasste seinem Untergebenen eine scharfen Verweis und den Befehl, Versäumtes nachzuholen.


Dietmar Kügler (Übersetzer) und Albert Winkler (Autor)Übersetzt wurde der Text von Dietmar Kuegler, dessen Verlag das Buch auch auf den Markt brachte. Es ist in der Reihe Indianerkriege integriert. Dieses Buch wird den bisher erschienenen Titel mehr als gerecht.

Das Fazit kann nur lauten, dass Albert Winkler mit »Adobe Walls und der Red River Krieg 1874 - 1875« ein bemerkenswertes Buch gelungen ist, dass sowohl einzelnen Schicksalen Beteiligter gerecht wird, aber auch nicht das große Ganze aus den Augen verliert. Er schreibt so, dass man das Buch auch lesen will und verweigert sich Sentimentalität und bleibt der sachliche Chronist dieses Krieges von Kulturen, die unweigerlich den Niedergang der Lebensweise der Prärieindianer zur Folge haben musste. 

Dabei verliert sich Winkler nie in weitschweifigen Schilderungen oder schindet Zeilen mit Überflüssigen. Er bleibt immer eng am Thema, aber das mit großer Akribie. Was er da auf knappen 120 Seiten zum Besten gibt ist lebendige Geschichte. So macht das Lesen solcher Bücher Spaß. Eine großartige Arbeit.

Adobe Walls und der Red River Krieg 1874 - 1875

»Adobe Walls und der Red River Krieg 1874 - 1875«
von Albert Winkler (PH. D.)
ins Deutsche übertragen von Dietmar Kuegler
Gebundene Ausgabe: 120 Seiten
27,00 €
ISBN-10: 3895101362
ISBN-13: 978-3895101366
auch direkt zu bestellen: amerikanistik(at)web.de
Verlag für Amerikanistik; Auflage: 1 (15. Januar 2018)

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