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Vom Vampyr zum Positronenhirn. Alte phantastische Literatur im Verbrauchertest: Teil 10: anonym - Der Luftpirat

Vom Vampyr zum Positronenhirn. Alte phantastische Literatur im VerbrauchertestTeil 10:
anonym - Der Luftpirat
(ca. 1907-12)

Fragte man mich nach den Glanzjahren des Heftromans, würde ich spontan die 1910er und die 1970er Jahre nennen. Beide Epochen waren quantitativ und qualitativ für Heft-Fans die paradiesischste Zeit. Genau wie in den inzwischen besser erforschten Serien der 70er war auch kurz nach der Jahrhundertwende beim ersten Boom des Heftromans 1906-16 viel Schrilles zu entdecken:


Die erste Gruselkrimi-Reihe „Minx“ entstand (lange vor Grasmück!), in vielen Heften der Serie „Aus den Geheimakten des Weltdetektivs“  etablierte sich erster Splatter-Horror. Und natürlich waren da die vielen Indianer-, Piraten- und Seeabenteuer, die einen literarischen Höhepunkt in der Serie „Kapitän Stürmers Abenteuer und Fahrten“ fanden, eine Reihe, die vermutlich von Robert Kraft konzipiert wurde. Aber keine dieser Serien reichte, was Innovation und abstruse Ideen betraf, an den „Luftpiraten“ heran, nach Einschätzung vieler Experten die erste Science-Fiction-Reihe der Welt überhaupt.

Der Luftpirat 7Zunächst die wenigen Fakten, die zu der Serie bekannt sind. Erschienen sind um 1910 genau 165 Abenteuer, die in einem Format herauskamen, das zwischen dem heutigen A5 und A4 angesiedelt war. Der Satz präsentierte sich als einspaltiger Block (wie im Buch), die Geschichten waren mit 30-31 Seiten relativ kurz. (Es gab keine Werbung im Text selbst, aber die letzten beiden Seiten waren meist reserviert für eine Skizze nebst Erklärung der Außen- und Innenräume von Luft- und Raumschiffen des Luftpiraten Kapitän Mors – eindeutig eine Vorwegnahme der Risszeichnungen bei Perry Rhodan.)

Die Geschichten sind Einzelabenteuer. Obwohl mit großer Wahrscheinlichkeit von mehr als zwei  Autoren geschrieben, gibt es einen roten Handlungsfaden. Zunächst erlebt der Kapitän mit seiner Mannschaft eine Menge bizzarer Abenteuer, die meist darin bestehen, dass er von schlauen fiesen Gegnern verfolgt wird oder umgekehrt er selbst düstere Rache-Pläne oder Raubpläne schmiedet, die er (und die Autoren) natürlich als „edel“ und „gerecht“ definiert. So überfällt er etwa frech Diamantenminen und Banken, um das Geld dann den Armen zu schenken. Allerdings nicht alles. Denn Käpt'n Mors hat ein teures Hobby, das selbst seine treuesten Anhänger mit leichtem Grauen verfolgen – er möchte ein Raumschiff bauen und das All bereisen. Dafür bracht man nicht nur Geld, sondern auch einige eingenartige Zutaten, wie ein seltenes Anti-Gravitations-Gestein, das, entsprechend bearbeitet, in der Lage ist, einen Anti-Schwerkraft- Motor zum Laufen zu bringen.  

In Folge 1-31 wird dieses Vorhaben immer wieder thematisiert, oder die Vorbereitungen werden eingehend besprochen. Dann kann das fertige Raumschiff (hier heißt es ganz im Terminus der Zeit „Weltenfahrzeug“) in zwei Heften (32 und 34) getestet werden, um dann endlich, mit Folge 34, zum ersten echten Abenteuer aufzubrechen.

Doch was heißt eigentlich „endlich?“ Fast die gesamte Sekundärliteratur zum Thema suggeriert, dass es erst auf den kosmischen Reisen richtig spannend, weil utopisch wird. Das kann ich nur bedingt unterschreiben. Natürlich interessieren uns heute vor allem die Weltraumabenteuer, weil sie so ungewöhnlich für die Zeit sind und absoluten Pioniercharakter im Heftroman besitzen. Doch die Reihe hat noch einen weiteren visionären Aspekt, der bisher kaum erwähnt worden ist. Dieser zweite hochamüsante Phantastik-Bereich wird schon in erstem Heft präduliert:

„Dort aus dem tiefhängenden Gewölk kam etwas hervor, etwas Großes, Schwarzes, unheimlich Aussehendes, die abergläubischen Matrosen schlugen Kreuze, als sie die seltsame Gestalt sahen, die offenbar aus den Wolken herabschwebte.“

Die Reihe „Der Luftpirat“ führt meines Wissens die erste Superman-Figur in die Massenliteratur ein. Natürlich fliegt der nicht mit Hilfe eigener Kraft, sondern benutzt sein Supermobil, sprich sein futuristisches, waffenstarrendes, übermächtiges Luftschiff, aber sonst ähnelt er in vielem der späteren typischen Superhero-Figur der Comics. Auch Kapitän Mors hat zwei Identitäten, wobei sein früheres verkorkstes Leben nur angedeutet wird. Auch hat er einen typischen Superman-Look: Blaue Uniform, flatternder Mantel, und die damals so beliebte Augenmaske, die er anscheinend nie absetzt.

Selbstverständlich ist dieser geheimnisvolle Kapitän eine Hommage an Kapitän Nemo, den großen Unbekannten und genialen Erfinder aus Jules Vernes Roman „Zwanzigtausend Meilen unter den Meeren“. Viele Details sind direkt entlehnt, etwa die indische Belegschaft des Schiffs, die geheimnisvolle Insel als Hauptstützpunkt und die manchmal angedeutete eigene Sprache, mit der sich Kapitän und Mannschaft unterhalten.  Aber es gibt auch markante Unterschiede. So ist Kapitän Mors zwar genial und mutig, hat aber eine echte Achillesverse – er ist naiv wie ein junges Mädchen. Und so kann er oft relativ leicht in Fallen gelockt, übertölpelt, verarscht werden – um dann am Ende natürlich immer wieder als glänzender Sieger in letzter Sekunde die Oberhand zu gewinnen. Auch wenn ihn dabei manchmal eine gewisse Inspektor-Clouseau-Aura umweht. Aber das ist ja keine Schande, das passiert ja John Sinclair auch immer wieder...

Der Luftpirat 52Jedenfalls empfinde ich die „irdischen“ Abenteuer als ebenso aufregend wie die kosmischen. Zumal auch die ersteren oft vollgepackt sind mit Scifi, etwa wenn in Band 28 („Der Sprengstoff des Mongolenzauberers“) ein atombombenähnliches Monstrum im Mittelpunkt steht. Vermutlich ging es den Lesern mit  der Lektüre ähnlich, und so kam es ab den 40er Nummern zu einem regeläßigen Wechsel zwischen Weltraum- und Erdabenteuern.

Da aber der Kosmos und seine Gefahren bald einen immer größeren Raum einnahmen, das Weltenfahrzeug also ebenso präsent war wie das Luftschiff, entfiel ab Band 94 der Zusatz „und sein lenkbares Luftschiff“. Fortan hieß die Reihe einfach „Der Luftpirat.“ Mit markantem Punkt hinter dem Titel. Dieser neue Titelzug gehört graphisch zu den schönsten, die je für eine Heftserie ersonnen wurden. Blurot prangt er auf den Heften, düster ist im Hintergrund ein sonderbares Luftvehikel grade noch erkennbar, während das riesige D in „Der“ im Innern das grimmige Konterfei des Käptn Mors samt Militärmütze und Augenmaske zeigt.

Leider gerät die Gestaltung bald wieder schlampiger, vermutlich durch Druckereiwechsel, eventuell auch wegen abnehmender Popularität oder anderer Schwierigkeiten mit der Serie. Bald werden die Titelbilder nur noch zweifarbig produziert.

Die zeitgenössische Rezeption war durchweg negativ, wenn das Periodikum überhaupt erwähnt wurde. Es existiert kaum ein Dokument, in dem die Reihe allein aufgeführt wird oder ihr gar ein Alleinstellungsmerkmal zugeschrieben wird, nicht einmal im negativen Sinne. (So wie etwa der exzessive Splatter in den „Geheimakten des Weltdetektivs“ immer wieder konservative Kreise bis aufs Blut reizte. Wäre auch mal ein Thema für diese Artikelserie, fällt mir grade auf...)    

Der ausgefallene Charakter des Luftpiraten wurde damals von niemandem erkannt – zumindest nicht von Erwachsenen; unter Jugendlichen zählte der Luftpirat von Anfang an zu den beliebtesten Heftserien der Ära. Von erwachsenen Lesern, „seriösen“ Autoren, Kritikern oder Feuilletonisten wurde ein Lust- oder Erlebnisgewinn, ganz zu schweigen vom literarischen Erkenntnisgewinn, nie eingestanden. Ebensowenig hat sich je ein Autor zur Verfasserschaft bekannt oder ein Verleger Autorennamen enthüllt. Das allerdings ist nicht ungewöhnlich, war doch „Groschenheftliteratur“ damals ebenso mit dem Makel der Schmuddeligkeit und Unmoral behaftet wie Pornographie. Diese Art Unterhaltungsliteratur wurde nicht ernst genommen, ja nicht einmal archiviert.

Der Luftpirat 97Die Serie entstand im Berliner "Verlag moderner Lektüre", eine der berühmtesten Heftroman-Verlage der Vorkriegszeit. Star-Heftroman-Autor Walther Kabel arbeitete lebenslang fast ausschließlich für den Verlag. Seine Mitautorschaft ist aber mehr als unwahrscheinlich, kein Roman weist seine typischen Stilcharakteristika auf.

Das Verlagsarchiv verbrannte in den Berliner Bombennächten. Aber auch wenn die Unterlagen überlebt hätten, wäre wohl nicht mehr viel zu erfahren gewesen – 1916 zwang die Berliner Militärbehörde in der radikalsten deutschen  Schriftenverbots- und Vernichtungsaktion vor 1933 den Verlag, alles, was mit dem „Luftpiraten“ zu tun hatte, sogar die Druckplatten, zu zerstören.

Demzufolge sind wir fast nur auf Mutmaßungen angewiesen, was die Fakten betrifft. Ein großer Streit ist um die genaue Entstehung entbrannt. Denn die Hefte selbst weisen nie irgendwelche Daten aus. Bei fast allen Theorien kommt es immer wieder zu Ungereimtheiten. Einer Meinung nach kann man allerdings anhand einiger Fakten eine ungefähre Schätzung abgeben. Band 55 thematisiert das Erdbeben in Messina. Das war Ende Dezember 1908. Geht man von einer wöchentlichen Erscheinung aus (wenigstens darauf weisen einige Hefte ausdrücklich hin), kann das erste Heft also nur Mitte/Ende 1907 erschienen sein. Sollte dies aktuelle Ereignis leicht verschleppt in di Handlung einbezogen worden sein, was unwahrscheinlich ist, käme man auf Anfang 1908. Der Beginn lässt sich also ganz gut eingrenzen. Schwieriger wird es mit dem Ende. Hier stellt sich die Frage, warum ein Periodikum, das auch bei angenommener zeitweiliger zweiwöchentlicher Erscheinungsweise nicht allzulange lief,  1916 noch für Militärbehörden interessant sein konnte. Vermutlich handelte es sich um Zweitauflagen; ein kürzlicher Fund deutet daraufhin. Auch könnten noch Restexemplare im Handel existiert haben. Keinesfalls können damals noch neue Originalhefte erschienen sein.

Es ist mit Blick auf die letzten Hefte auch extrem unwahrscheinlich, dass sie noch im 1. Weltkrieg erschienen. Bei einer so anspielungsfreudigen Serie wie dieser mutet es doch sonderbar an, dass der Abenteuerfaden bis zum Ende einfach im alten Stil weitergesponnen wird, ohne auf die Kriegs-Ereignisse einzugehen (wie es bei vielen andren Periodika durchaus der Fall war). Außerdem wird die Geschichte auserzählt und reißt nicht ab, was bei einem plötzlichen Verbot einer laufenden Serie nur schwer denkbar ist. So endete wohl die 1. Auflage der Serie um spätestens 1913, wahrscheinlicher 1912 von selbst.  

Über die Autoren lässt sich nun gar nicht spekulieren – sie bleiben für immer im Dunkeln. Heinz. J. Galles Vermutung, dass auch Oskar Hoffmann, ein Autor früher Science Fiction jener Zeit, mitgeschrieben haben könnte, halte ich nach Stilvergleichen eher für zweifelhaft. Dass sich manches bei ihm thematisch mit dem Luftpiraten berührt (etwa der Aufbau seiner Raumschiffe), kann auch Beeinflussung sein.

Der Rekonstruktionsversuch der Serie ist ebenso aufregend wie die Serie selbst. Er ist noch im Gange, und einige sensationelle Aspekte liegen erst Monate zurück.

Galles LuftpiratAls erster machte der bekannte und oben erwähnte Romanheft-Experte Heinz J. Galle wieder auf die Serie aufmerksam - er gab im Verlag Dieter von Reekens 2005 eine erste Anthologie von einigen Heften samt einem Essay heraus.

2009 beschloss dann die Perry-Rhodan-Autorin Marianne Sydow mit ihrem Sohn Ralph Ehrig, die Serie als Reprint zu restaurieren und neu zu drucken. Das Unternehmen war möglich, weil der verstorbene Mann von Marianne, Heinz-Jürgen Ehrig, zu den wichtigsten Sammlern rarer Phantastika in Deutschland gehörte. Er war der einzige Mensch weltweit, der nach lebenslanger Suche fast die komplette Serie beisammen hatte. Nach seinem Tod fehlten nur zwei Hefte; ein Heft war so stark beschädigt, dass es nicht mehr restauriert werden konnte, es gab erheblichen Textverlust am Ende.  Das Projekt gedieh zeitweise nur langsam (u.a. aufgrund der schlechten Vorlagen, aber auch diverser technischer Pannen und anderer parallel laufender Projekte wegen) und erfuhr dann eine unfreiwillige Pause durch Mariannes Tod im Jahr 2013. Das war auch für mich ein schwerer Schlag – ich bin ihr nie persönlich begegnet, aber die gemeinsame Faszination am Luftpiraten machte uns zu email- und Telefonfreunden, und ich erinnere mich noch gut an einige nächtelange Unterhaltungen zum Thema, nach denen mir buchstäblich fast das Ohr abfiel.

2014 nahm das Projekt dann wieder Fahrt auf  – Ralph Ehrig führt es nun allein weiter und hat bisher immerhin die ersten 100 Hefte restauriert, die jetzt als Reprint vorliegen und über die Projekt-Seite  bestellbar sind.

Und dann geschah ein Wunder, das alle Fans der Serie beglückte und mit vielen Rückschlägen wenigstens etwas versöhnte. Nach jahrelangen Suchanfragen geschah das, was niemand mehr zu hoffen wagte. Ein Sammler meldete sich und stellte dem Projekt die fehlenden 3 Hefte zur Verfügung. So werden wir in naher Zukunft wirklich einen Komplettnachdruck 1-165 bekommen. (Wie mir Ralph Ehrig nochmals ausdrücklich in einer E-mail bestätigte: "
Das Projekt WIRD fertiggestellt, absolut OHNE Frage!!!" ) Liegt der erst einmal vor, wird sich vielleicht auch demnächst mal - optimalerweise unter Federführung der Sammlung Ehrig - eine digitale Aufbereitung anbahnen (ich träum mal laut vor mich hin...) – und so die ungeheure kulturhistorische Bedeutung der Serie auch einem größeren Kreis klarwerden. Auch eine Volltexterschließung wäre letztendlich von großem Wert und würde der Analyse und Erforschung sehr weiterhelfen - und wer weiß, vielleicht führt sie ja am Ende doch noch zu Hinweisen auf Erscheinungsdaten und Autoren.

Denn die kultur- und sozialhistorische Brisanz ist gegeben, weit über das Spezialinteresse einiger Heftromanfreaks hinaus. Die Faszination der Serie ist für uns heute groß, nicht nur weil sie innovativ, schrill und ungewöhnlich ist, sondern weil sie diese Züge mit dem Konventionellen, dem Mainstream mischt. Der Stil ist blumig bis lakonisch, anrührend, packend bis lächerlich, je nach Autor. Und damit durchschreitet die Serie einen ganzen Kosmos – im buchstäblichen wie übertragenen Sinne -  der Träume, urbanen Legenden, Vorurteile und Heldenklischees der wilhelminischen Ära. Die schwindelerregend vielen Schauplätze, von Paris bis zum Nordpool, dem Turm des Todes von Damaskus bis zum Krystall-Mond des Saturn, sind real oder frei erfunden. Oder eben beides, eine Mischung aus dem, was erhitzte Gehirne des Kaiserreiches so hervorbrachten. Der Luftpirat ist das vielleicht bunteste, lebendigste und abwechsunlgsreichste Bestiarium der deutschen Phantastik in jener Ära, an Verrücktheit vielleicht nur von Robert Krafts späten Kolportageromanen übertroffen, aber als Gemeinschaftsprodukt eines Verlages repräsentativer und im besten Sinne mehrstimmiger, kollektiver als die zügellosen Träume des Individualisten Kraft.

Und genau deshalb soll es hier im Zauberspiegel, einer wichtigen Heimat für Heftroman-Liebhaber,
nicht nur bei diesem Artikel bleiben. Ab nächster Woche werde ich eine Luftpirat-Lesereise beginnen, in der die einzelnen Hefte und ihr bizarrer Inhalt vorgestellt werden. 

Nächste Folge: Jules Verne: 20000 Meilen unter den Meeren (1869-70)

Zum ersten ArtikelZur Übersicht


Der Luftpirat und MatthiasDer Luftpirat und Matthias - Die Lesereise
Band 01 -
Der Beherrscher der Lüfte
Band 02 -
Ein Kampf um Millionen
Band 03 -
Kapitän Mors in Indien
Band 04 -
Der Luftpirat im Diamantenlande
Band 05 -
Abenteuer im unbekannten Lande
Band 06 -
Der Schatz der feuerspeienden Berge
Band 07 -
Das Geheimnis des Japaners
Band 08 -
Die Meuterer in der Mandschurei
Band 09 -
Die geheimnisvolle Insel des Kapitän Mors
Band 10 -
Der unheimliche Ingenieur
Band 11 -
Das lenkbare Luftschiff im Wirbelsturm
Band 12 -
Ein Kampf in den Lüften
Band 13 -
Das geheimnisvolle Bergwerk des Kapitän Mors
Band 14 -
Der Elfenbeinschatz im Polarmeer
Band 15 -
Die Rache des Malayen
Band 16 -
Kapitän Mors als Gefangener
Band 17 -
Ein Zweikampf zwischen Himmel und Erde
Band 18 -
Kapitän Mors und die Verräter (27. Oktober)
Band 19 -
Der unheimliche Wolkenkratzer (27. Oktober)
Band 20 - Der Millionenschatz-Turm des Tyrannen (27. Oktober)
Band 21 -
Das Gefängnis auf der Teufels-Insel (27. Oktober) 
Band 22 - Kapitän Mors' schwerste Stunde (27. Oktober)
Band 23 - Das Geheimnis des Bergschlosses (27. Oktober)

Kommentare  

#1 Torshavn 2015-05-18 06:42
Ein wirklich spannender Artikel Matthias. Vielen Dank dafür. Für mich ist das die erste Begegnung mit dem Luftpiraten. Ich freue mich schon auf Deine Lesereise.
#2 Andreas Decker 2015-05-18 10:16
Man merkt, du bist begeistert :-)

Da steckt in der Tat viel Verne drin. Vor allem Robur der Eroberer.

Die duale Identität des Helden als Stutzer und Machtmensch war so neu aber nicht. Ich kenne mich in den populären viktorianischen Romanen nicht besonders aus, ich bin schon bei "Varney the Vampire" gescheitert, doch hat das nicht Emma Orczy mit ihrem "Scarlet Pimpernell" erfunden oder populär gemacht? Was alle geklaut haben, von Zorro bis Clark Kent.

Da hatte jemand den richtigen Riecher. Die beginnende Luftfahrt war immens populär, vor allem in Deutschland mit seinem Zeppelin. Kein Wunder, dass das erfolgreich war. Nur schade, dass es keine Zahlen und Fakten mehr über Dinge wie Vertrieb und Auflage gibt.

Das mit der Zensuraktion wundert mich aber nicht. Die Idee, dass jemand ungehindert angeflogen kommt und Bomben aus der Luft wirft, kann von der Militärregierung nur als moralzersetzend betrachtet worden sein. Und nicht zu vergessen, das war das Jahr, in dem man England mit Zeppelinen bombardiert hat. (Was hierzulande so ein typisch bewusst vergessenes Kriegskapitel ist.) Da kann man vor allem im Propagandakrieg nicht gewollt haben, dass jeder Schuljunge so etwas als vorstellbar und alltäglich betrachtet, und erst recht kein feindlicher Agent.
#3 Hermes 2015-05-18 14:37
Das Jahr 1916, in dem die Zensuraktion stattfand, ist in der Tat das Jahr, in dem die deutsche Bombardierung von England richtig begann. Damals wurden zum ersten Mal zusätzlich zu den Spreng- auch noch Brandbomben eingesetzt.
Trotzdem bleibt die Frage, was mit der rigiden Aktion eigentlich erreicht werden sollte. Die Hefte waren ja schon lange gedruckt, verkauft und gelesen.
#4 Hermes 2015-05-18 14:44
Marianne Ehrig selbst schreibt zu dem Verbot: Zitat:
Verboten wurde die Serie (von der militärischen Zensur) gemeinsam mit vielen anderen Heftreihen am 01.06.1916 – übrigens nicht wegen des Inhalts, sondern wegen des kriegsbedingten Papiermangels.
www.sfcd.eu/2843/marianne-sydow-ehrig-der-luftpirat-und-sein-lenkbares-luftschiff-i/
#5 Hermes 2015-05-18 15:15
Interessanterweise wurde "Der Luftpirat" auch in Österreich-Ungarn verboten. Im Amtsblatt zur Wiener Zeitung vom 21.06.1916 findet man ihn unter der Nummer 81:
Zitat:
80. Der Liebestraum einer Grafenbraut. Lieben und Leiden des schönen Fabrikmädchens Rosa Berg. Dresden-A. 7, Adolf Ander. – 81. Der Luftpirat und sein lenkbares Luftschiff. Berlin S.14, H. M. Lehmann, – 82. Mädchenhändler. Berlin S 14, Verlag moderner Lektüre. –
Man beachte den Kontext der Nummern 80 und 82.
de.wikisource.org/wiki/Seite:Amtsblatt_zur_Wiener_Zeitung_Nr141_1916.pdf/1
#6 Andreas Decker 2015-05-18 15:29
Klar, das mit dem Papiermangel macht schon viel Sinn. Das mit den Druckplatten ist merkwürdig, andererseits kann ich mir nicht vorstellen, dass man sie jahrelang irgendwo gebunkert hat. Kostet doch nur Geld, und gerade diese Verlage dürften da keine großen Reserven gehabt haben. Das war ja nun wirklich im wahrsten Sinne Wegwerfliteratur.
#7 matthias 2015-05-18 15:40
Alles hochinteressant! Aber kann man die alten Schinken auch lesen? Ich meine, ob der Sammler sich die Texte nur hinstellt, oder ob er sie auch konsumiert.
Meine Erfahrung nach sind 100 Jahre alte Texte nur was für einen ganz kleinen Personenkreis, hat sich doch die Schreibweise extrem verändert.

Ich empfinde selbst JIM PARKER (Utopia 50íger) heute unlesbar...
#8 Harantor 2015-05-18 16:48
zitiere matthias:
Alles hochinteressant! Aber kann man die alten Schinken auch lesen? Ich meine, ob der Sammler sich die Texte nur hinstellt, oder ob er sie auch konsumiert.

Letztlich wirst du um einen Selbstversuch nicht herumkommen, aber ein paar Hinweise dürfte Matthias Lesereise dann geben. Die startet am kommenden Dienstag ...

zitiere matthias:

Meine Erfahrung nach sind 100 Jahre alte Texte nur was für einen ganz kleinen Personenkreis, hat sich doch die Schreibweise extrem verändert.

Ich empfinde selbst JIM PARKER (Utopia 50íger) heute unlesbar...

Da ist es wieder. Sprache (auch die in der Unterhaltung) ändert sich. Daher denke ich, solltest Du auch den Luftpiraten einmal probieren, aber wenn schon Jim Parkerr für Dich zu veraltet ist, so wi8rd Dir der Luftpirat wohl nicht das ganz große Lesevergnügen bereiten ...
#9 Loxagon 2015-05-18 18:21
Ich konnte mal in einem Heidi-Buch aus den 20ern blättern. Ein ganz anderer Stil, als in den 90ern. Aber dennoch gut zu lesen, und solange man den Inhalt mag ...

"Herr der Ringe" ist ja auch schwer zu lesen.
#10 JLo 2015-05-18 22:19
Danke für den Hinweis auf die fortgesetzte Publikation!
Die ersten 20 Hefte sind stilistisch schwere Kost, Karl May, Robert Kraft und Jules Verne sind derart flüssig zu lesen - aber (halb im Ernst, halb im Scherz): viele Hefte der 1960-1980er sind kaum besser...
Freue mich schon auf die anstehenden Zusammenfassungen!
#11 Kaffee-Charly 2015-05-18 23:34
Vor längerer Zeit habe ich mal zwei Videos auf Youtube erstellt, mit denen ich ein bisschen Werbung für den Luftpiraten gemacht habe, um Marianne Ehrig zu unterstützen:

www.youtube.com/watch?v=P0ucBPDrU-E
www.youtube.com/watch?v=mCIL3pS7hk8

Wer Bock drauf hat, kann sie sich ja mal ansehen.
#12 Matzekaether 2015-05-18 23:53
@Andreas Decker - Beim Lesen hab ich mir doch wirklich an die Stirn geschlagen - natürlich, "Robur der Sieger" so hieß der Roman in der DDR-ausgabe!
Ganz klares Vorbild! Es gibt sogar eine Fortsetzung, "Der Herr der welt". Lange nicht gelesen. Natürlich ist die Luftschiff-Begeisterung um 1908 essenziell für den Erfolg der Serie. Aber auch heute, in Zeiten des Steampunk ist das ja auch wieder en Vogue... Wenn ich an die ganzen Luftschiffe bei FForde und Pullman denke...
Trotzdem räume ich den Skeptikern ein (Matthias & JLO) ein, dass die Hefte nach heutigem Maßstab nicht immer mit Genuß zu schmökern sind. Deswegen tu ichs ja für euch! ;-) Die Plot-Ideen sind oft aufregender als die einzelnen Details. Allerdings muß ich gestehen, dass grade das Bizarre, Sperrige, Widerborstige an den Texten mich immer sehr gereizt hat, weil es die Zeit so gut einfängt. Ich habe durchaus vor, Stilblüten und besonders schrullige Formulierungen zu zitieren. Sonstens ist die Haltung zum Text natürlich immer eine Geschmacksfrage. Ich z.B. lese Jim Parker ganz gern. Allerdings - ich gebs zu, grade hatte Band 10 (Abenteuer in alaska) am Wickel, der war schon verdammt zäh...
#13 Toni 2015-05-19 15:43
Dein Artikel - wieder mal ein Highlight!
Ich habe von meiner Oma (Jahrgang 1903 - 2001) ein paar alte Romane abgestaubt. Nicht nur das Altdeutsch sieht schöner aus als heutige Schrift, auch die teilweise blumige Sprache hat ihren Reiz. Manchmal brauche ich solche alten Sachen.

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