Meyer, Kai - Die Sturmkönige 1: Dschinnland (Hörbuch)

Meyer, Kai - Dschinnland - Die Sturmkönige 1 (Hörbuch)Dschinnland
Die Sturmkönige 1
Hörbuch nach Kai Meyer 
gelesen von Andreas Fröhlich
Hörbuch, 16. September 2008
6 CDs, ca. 438 Minuten
ISBN: 978-3-7857-3751-4
Empfohlener Preis: 24,95 €

Verlagsgruppe Lübbe (Lübbe Audio)

Einst durch regen Handel miteinander verbunden, wurde der Verbindungsweg zwischen Samarkand und Bagdad unterbrochen. Nur noch vereinzelte Schmuggler wagen sich hinaus in die von Dschinnen beherrschte Wüstenregion, die beide Städte voneinander trennt.

Autor Kai Meyer wurde 1969 geboren, und arbeitete nach seinem Film/Theater Studium als Journalist - seit 1995 als freier Schriftsteller. Seine bisher erschienen Bücher (ca. 50 an der Zahl) wurden weltweit in 26 Sprachen übersetzt, diverse Verfilmungen sind bereits in Arbeit. Er lebt mit seiner Familie in Köln.


Einer von ihnen war Tarik al-Jamal. Der allerdings bestreitet seinen Lebensunterhalt lieber mit illegalen, lebensgefährlichen Teppichrennen. Die Wüste meidet er aus Gram über den Verlust seiner Geliebten Maryam, die Jahre zuvor ein Opfer der Dschinne geworden war.

Erst als sein mit ihm verfeindeter Bruder Junis sich von der äußerst mysteriösen Sabatea überreden lässt sie über die alte Schmugglerstraße nach Bagdad zu bringen kann sich Tarik fangen. Er beschließt die beiden gegen Junis’ Willen durch die Wüste zu begleiten. Was folgt ist eine abenteuerliche, gefährliche Reise durch das Dschinnland, wo der wütende Krieg zwischen Dschinnen und Sturmkönigen tobt.

Wunderbare Umsetzung einer Geschichte, die mich (als absolut lesefaulen Menschen) fast in Versuchung bringt tatsächlich auch einmal das Buch in die Hand zu nehmen.

Obwohl es die eine oder andere Stelle gibt die sich für mein Empfinden etwas zu lange mit Gesprächen zwischen Tarik al-Jamal und Sabatea aufhält, ist dieses Hörbuch durchgängig von Beginn an sehr spannend. Langeweile beim Hören kam nur selten auf, wurde aber meist bereits in der nächsten Szene durch eine spannende Wendung oder aber durch das Auftreten einer dieser tollen, von Kai Meyer fantasievoll erdachten Wüstenkreaturen entschädigt. Besonders gut haben mir hierbei die "Elfenbeinpferde" gefallen, aber auch die Idee der "Erinnerungsfresser" fand ich super - wenn auch schaurig. Wer nicht von Anfang an gleich mit den Hauptprotagonisten mitfühlen kann, keine Sorge, mir ging das auch so, es änderte sich aber mit der Zeit und mit dem näheren Kennenlernender Charaktere. Die gescheite und stolze Sabatea zum Beispiel mochte ich zum Ende hin ganz besonders gern, und erstaunlicherweise war mir selbst der gemeine Dschinnfürst auf eine gewisse Art und Weise symphatisch.. in seiner Art irgendwie verletzlich in seinem Versuch wie ein echter Mensch auszusehen. Für mich ein deutliches Zeichen für eine gute, mit Herz und Verstand geschriebene Geschichte eines Autors von dessen Büchern ich bisher nicht eines gelesen habe. Höchst erfreulich wenn man sich mit den Figuren einer Erzählung mit der Zeit "identifizieren" kann.

Sprecher: Ich glaube Andreas Fröhlich muss man nicht ausführlich vorstellen. Neben Kai Meyers Wellenläufer- und Wolkenvolk Trilogien konnte man Herrn Fröhlich bereits unter anderem in Bram Stokers "Dracula" und Henning Mankells "Die Rückkehr des Tanzlehrers" lauschend bewundern. Seine aber wohl bekannteste Sprechrolle ist die des Bob Andrews, seines Zeichens für Recherche und Archiv zuständiger Mitarbeiter der Drei ??? . Und das bereits seit 1978, was ich persönlich für eine beachtliche Leistung halte.


Einzig gestört (wobei "Störung" eigentlich das falsche Wort ist) hat mich die hoch über Samarkand auf einem fliegenden Teppich stattfindende Liebesszene zwischen Sabatea und Tarik. Es mag durchaus dem Weitergang der Geschichte dienen (vielleicht als Deutlichmachung wie ernst es der vermeintlichen Haremsdame mit ihrem Vorhaben ist), mir kam es aber irgendwie, ich weiß nicht, unpassend vor. Das könnte natürlich auch daran liegen, daß ich nicht damit gerechnet habe (schon gar nicht zu Anfang eines Abenteuers). Letztlich ist das natürlich Geschmacksache, und für mich kein Grund etwas Negativeres als eine simple Erwähnung des Nichtgefallens darüber zu sagen.

Die musikalische Untermalung des Hörbuchs beschränkt sich auf das Wesentliche. Zu hören jeweils zum Anfang und Ende einer CD, und wenn es der Spannungsförderung dienen soll, was den orientalisch angehauchten Klängen auch gelingt.

Was das Thema Orient an sich betrifft, so ist man da bei mir an der richtigen Stelle – wenn es gut gemacht worden ist. Natürlich ist der Orient mit seinen Mysterien wie fliegenden Teppichen, Dschinnen (oder sinds es Dschinns?) und dunklen Magiern kein neuer Stoff, ich finde aber gerade das macht es doch irgendwie interessant – eine schöne Alternative zu der Menge an Fantasybüchern die seit der Herr der Ringe-Verfilmung den Markt überschwemmen. Ich liebe Elfen, Zwerge und Orks.. aber irgendwann ist es dann auch gut.  

Die sechs CDs werden ordentlich in einem Digisleeve geliefert, allerdings ohne Schuber. Das ist zwar verständlich unnötig (der Menge wegen), aber irgendwie auch schade, denn so ein Digisleeve (was hab ich lange nach dem Namen der Verpackung suchen müssen) geht ja bei häufiger Nutzung oder Lagerung im Regal gerne mal schneller kaputt, als mit zusätzlichem Schutz. Das Design finde ich äußerst ansprechend und sehr passend, denn man bekommt sofort beim ersten Anblick eine gewisse Vorstellung davon, was einen mit diesem Hörbuch erwartet. Im Inneren des Pacs findet geneigter Leser dann auch wieder einige Kurzinfos zu Autor, Sprecher, und Hintergrundinfos zu den Charakteren. Preislich gesehen finde ich knapp 25 € aber doch vielleicht einen Ticken zu viel, wenn ich den Vergleich zu anderen Hörbüchern mit gleicher Aufmachung/Größe ziehe. Dennoch, man kann sich etwas Hübsches in den Schrank stellen, und das ist ja auch immerhin etwas.

Alles in Allem ist das Hörbuch wirklich empfehlbar, und ich freue mich jetzt schon – das sollte nochmal dazu erwähnt werden – auf die Fortsetzungen, denn dies war ja nur der erste von drei geplanten Teilen. Positiv bewerten möchte ich noch die Brailleschrift auf dem Label, da könnte sich so mancher Verlag/Hersteller doch glatt ein Beispiel dran nehmen.
Da wir hier keine Punkte vergeben, bekommen Story und Umsetzung heute von mir das Prädikat "Daumen hoch".

Kleine allerletzte Anmerkung, die sonst nirgends hinpasst:
Was ich wirklich toll finde ist der Hintergrund zu den Elfenbeinpferden. Mich erinnerten diese an den 1940 von Ludwig Berger gedrehten Film "Der Dieb von Bagdad", in dessen Handlung ein Sultan (von Basra)vorkommt, dem sein Spielzeug wichtiger als sein eigenes Volk ist  - darunter auch ein mechanisches fliegendes Pferd (das dem Sultan natürlich wegen einer Schurkerei geschenkt wurde). Als ich nun die Beschreibung der Elfenbeinpferde im Cover des Hörbuchs las, fiel mir folgender Satz auf "Die Elfenbeinpferde wurden vor Jahrhunderten von einem Magier erschaffen, um den Sultan von Basra zu erfreuen.".  Für mich steht also fest, daß diese Ähnlichkeit kein Zufall sein kann, und demnach vielleicht eine Art Hommage an den Dieb von Bagdad ist – einer meiner liebsten Filme übrigens.

Kommentare  

#1 Johannes Kremser 2008-10-07 11:19
"Positiv bewerten möchte ich noch die Brailleschrift auf dem Label, da könnte sich so mancher Verlag/Hersteller
doch glatt ein Beispiel dran nehmen."

Herrlich, das zu lesen. Dachte mir, dass 'Die Tore der Welt' +Braillebeschriftung ein Einzelfall seien, habe mich wohl getäuscht. Großartiges Extra. Danke, Lübbe!
#2 blu 2008-10-07 18:30
Genau meine Meinung. Leider vergaß ich bei der Rezi zu Dune - Der Wüstenplanet (ebenfalls aus dem Hause Lübbe) genau das zu erwähnen, darum habe ich diesmal extra darauf geachtet. :-)

LG
Tina/blu

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