Whitcomb, Laura - Silberlicht
Silberlicht
(A Certain Slant of Light)
Laura Whitcomb
(A Certain Slant of Light)
Laura Whitcomb
Der großen Liebesgeschichte der beiden sympathischen Hauptfiguren Helen und James zu folgen, ist ein herzerwärmendes Vergnügen, dem man sich nicht entziehen kann. Während Helen in ihrer körperlosen Form an ihren "Bewahrer" gebunden ist, hat James sich in der "leeren Hülle" des Jugendlichen Bill eingenistet, und kann somit ein normales, sterbliches Leben führen. Als die beiden Seelen aufeinandertreffen, ist es trotz der komplizierten Umstände Liebe auf den ersten Blick. James und Helen, die beide Literatur lieben, fällt es anfangs nicht schwer, sich mit einem platonischen Zusammensein zu begnügen, doch als das Verlangen nach körperlicher Zuwendung eine immer größere Rolle spielt, beschließt das ungleiche Paar, eine menschliche Hülle für Helen zu finden.
Die nun folgenden Geschehnisse gestalten sich immer mehr zu einer mitreißenden Achterbahnfahrt der Gefühle. Helen und James, die die so lange ersehnte physische Zärtlichkeit ganz unverhohlen ausleben, müssen sich zunehmends mit den Problemen der Teenager auseinandersetzen, deren Körper sie besetzt haben. Während der 17-jährige Bill, ein (harmloser) Kleinkrimineller mit Drogenproblemen, seinen Körper während einer Überdosis verlässt, hat die 15 Jahre alte Jenny unter ihren strenggläubigen Eltern zu leiden - was dazu führt, dass die verwundete Seele der jungen Frau ganz freiwillig ihren Körper zurücklässt. Helen und James versuchen sich so gut wie möglich in ihre neuen Rollen (als Jenny und Bill) einzufügen, doch die Geschichte nimmt derart dramatische Züge an, dass den beiden klar wird, einen Fehler begangen zu haben ...
Insgesamt betrachtet ist Laura Whitcombs Roman mehr als nur eine außergewöhnliche Liebesgeschichte. Es ist sehr spannend zu verfolgen, wie Helen anfangs gar nicht glauben kann, dass sie nach all den Jahren als Geist plötzlich von einem Sterblichen wahrgenommen wird. Auch die Zweifel, die sie hegt, was die Übernahme eines menschlichen Körpers angeht, sind sehr schön nachvollziehbar - ebenso die unbändige Freude, die sie empfindet, als sie endlich ihren James in die Arme schließen oder einen gewöhnlichen Apfel essen kann. Obwohl Helen eine erwachsene Frau ist, ist es ihre fast schon kindlich naive Art, die Dinge zu erleben, die mich beim Lesen in ihren Bann zog.
Ein weiterer interessanter Aspekt der Geschichte ist, dass Helen nichts mehr von ihrem vorangegangen Leben weiß. Sie ist sicher, gesündigt zu haben, denn warum sonst sollte Gott ihr den Zugang zum Himmel so lange verwährt haben. Zwar kommen nach der Übernahme von Jennys Körper nach und nach bruchstückhafte Erinnerungen in ihr hoch, dennoch weiß Laura Whitcomb das Geheimnis von Helens Vergangenheit bis zum Schluss im Dunkeln zu halten, während man von James' Geschichte schon deutlich früher erfährt.
Whitcombs Schreibstil ist unglaublich. Die ehemalige Englischlehrerin verbindet moderne Sprache mit poetischer Lyrik und verweist immer wieder auf so große Schriftsteller und Dichter wie William Shakespeare, Charlotte Brontë und Emily Dickinson, deren Gedicht "Warum ist mir die Himmelstür versperrt?" Helen Jennys Mutter vorliest.
Fazit: Ein empfehlenswertes Buch mit authentischen Charakteren, deren Motive und Wünsche absolut nachvollziehbar sind. Eine fantastische Reise in die Welt der Philosophie, der wohlgesprochenen Worte und der Liebe, wie sie kein zweites Mal existiert.
Daten zum Buch
Aus dem Amerikanischen von Sabine Thiele.
Gebundene Taschenbuchausgabe
: 978-3-426-28328-8
: März 2010