Mercier, Pascal: Nachtzug nach Lissabon (Hörspiel)
Die Geschichte beginnt an einem regnerischen Abend in Genf. Nachdem der Lehrer Gregorius (Peter Fricke) eine Frau augenscheinlich vor dem Selbstmord bewahrt hatte, kritzelt diese ihm eine Telefonnummer auf die Stirn. Er gerät daraufhin völlig aus dem Tritt und folgt einer nichtssagenden Spur, die in ein Antiquariat führt, in dem er das Buch des portugiesischen Arztes und Poeten Amadeu de Prado entdeckt. Das Werk nimmt ihn gefangen. Die Ansichten und die Weltsicht des Gelehrten erlauben es ihm plötzlich, die Dinge des Lebens mit anderen Augen zu sehen. Gregorius steigt in den Nachtzug nach Lissabon und versucht mehr über Prados Leben in Erfahrung zu bringen. Dabei ist es ihm völlig egal, dass sein bisheriges Leben auf der Strecke bleibt. Den einzigen Kontakt, denn er noch Genf hält, sind die Telefonate mit seinem Augenarzt über ihre wöchentlichen Schachpartien. Kann der Freund ihn umstimmen, nach Genf zurückzukehren?
Der zugrunde liegende Roman wurde ein Bestseller. Auch das Hörspiel wurde sehr gut verkauft und hat sich beim Hörverlag in die Top-Listen einreihen können. Die Geschichte schildert in sehr melanchlolischen Tönen die Gefühlswelt eines Mannes, der in jeder Form mit der Welt abrechnen möchte. Die eigenen Gedanken dieses Mannes namens Prado inspirieren den Lehrer. Alles ist anders in der Welt, als es uns Lehrer, Priester, Politiker und die Gesellschaft vorbeten.
Obwohl man die meiste gern zuhört entwickelt sich die sehr philosphisch angehauchte Geschichte von zu Zeit zu einem Langweiler. Nicht ohne Längen also. Dennoch ist der Tenor des Werkes sehr gut transportiert worden und schafft sogar beim Hörer die vielzitierte andere Weltsicht, wenn auch nur für wenige Augenblicke. Die vielen Seitenhiebe auf unsere Gesellschaft sind unüberhörbar.
Peter Fricke ist der Lehrer Gregorius und gleichzeitig ICH-Erzähler. Die Darstellung Frickes möchte ich als exellent bezeichnen. Mit seiner Stimme könnte er noch sehr viele Hörspiele bereichern, wenn man ihn lassen würde. Als Star unzähliger Fernsehkrimis der 80er Jahre von Derrick bis Tatort ist er uns bestens bekannt. Nun zeigt seine eindrucksvolle stärke mit purer Stimmgewalt. Wahre Hörspielurgestalten befinden sich ebenfalls im Cast: Ingeborg Kallweit, Eckard Dux und Peter Weis neben nicht minder bekannten Namen wie Boris Aljinovic, Maren Eggert, Hans Sievers und Jona Mues.
Die Musik passt natürlich super zur Erzählung. Leise Töne bestimmen die Inszenierung. Auch die Gestaltung des 2 CD-Umfanges ist als gelungen zu bezeichnen.