Multimedial betrachtet und in HD - Edgar Wallace: Der rote Kreis
Multimedial betrachtet und in HD
Edgar Wallace: Der rote Kreis
Jetzt erscheinen nach und nach sogar erstmalig Bluray-Boxen. Die Filme sind gemastert. Hohe HD- Auflösung und ein brillantes Bild lassen die alten (zum Großteil in schwarzweiß gedrehten) Klassiker in neuem Glanz erstrahlen. Die Filme kommen in einem neuen, nie gesehenen Detailreichtum daher. Und das alles obwohl schon etliche Boxen auf DVD und Gesamteditionen erschienen sind. Jetzt lockt man die Fans erneut.
Leider haben die Bluray-Boxen einen entscheidenden Nachteil. Genauer gesagt sogar zwei. Die Boxen bieten kein Zusatzmaterial, also Bonus. Und das obwohl genug davon in den Archiven der Rialto und den UFA-Wochenschauen lagert. Auch unzählige Interviews mit den damals Beteiligten dürften noch auffindbar sein. Doch die Boxen bieten nur die Original-Kinotrailer an. Die findet man mit etwas Mühe aber auch auf Portalen bekannter Netzdienste. Bleibt als einziges Highlight also wirklich die Bildqualität. Aber der hohe Preis von etwa 35 Euro für drei Filme rechtfertigt das nicht. Da der Schreiber dieser Zeilen aber höchst neugierig ist und etwas von dem neuen Seherlebnis erfahren wollte, griff er zu einer Alternative. Dem HD-Streaming. Gleiche Qualität wie auf Bluray, nur eben wesentlich günstiger, wenn auch nicht physisch tastbar.
Ich nutze die günstige Gelegenheit um hier in einer Art Werkschau die einzelnen Beiträge multimedial zu betrachten. Wallace-Geschichten als Film, als Buch, als Hörspiel.
Der rote Kreis
Der Film um den roten Kreis, einer Erpresserbande hat den entscheidenden Vorteil, das er in der Frühphase der Wallace-Serie entstand. Auf diese Weise kommt er nicht ganz so albern und abgedroschen daher, wie spätere Filme. Abgesehen von Der grüne Bogenschütze haftet den ersten sechs Filmen der Reihe eher eine ungewöhnliche Ernsthaftigkeit an, wenn man es mit späteren Filmen vergleicht. Leider erwies sich Jürgen Roland nicht als der geeignete Regisseur für einen Wallace-Film. Es fehlt die gelungene Umsetzung von Spannungsmomenten, auch die Musik ist eher misslungen für einen Wallace und nur allzu antiquiert.
Der Film beginnt wie der Roman mit einem kleinem Vorspiel. Der Verbrecher Charles Liteman soll in Toulouse hingerichtet werden. Doch die Guillotine versagt, weil der Henker einen Fehler macht. Liteman entkommt dem Fallbeil. Auch danach hält sich das Drehbuch dicht am Roman. Lediglich einige Kleinigkeiten wie die Geschichte mit Lady Darringham und die Figur Osborne wurden dazu erfunden.
In London werden reiche Leute vom roten Kreis erpresst. Die simple Erpressermethode lautet: Zahlen oder sterben. Da der Täter seinen Androhungen auch Taten folgen lässt, zahlen die verängstigten Opfer. Lediglich James Beardmore widersetzt sich. Sein Sohn Jack ist in die hübsche Sekretärin des Nachbarn Froyant verliebt. Nachdem Beardmore ermordet wurde, wird auch der geizige Froyant erpresst.
Da Chefinspektor Paar von Scotland Yard nicht recht weiter kommt, stellt ihm sein Vorgesetzter den Privatdetektiven Derrick Yale zur Seite. Dieser hatte inzwischen einige Erfolge und verfügt anscheinend über geradezu hellseherische Fähigkeiten. Paar hält nicht viel von Yale und verfolgt trotz aller Schwierigkeiten, die man ihm macht einen eigenen Plan. Und das obwohl ihm bei Erfolglosigkeit die sofortige Pensionierung droht.
Der zweite Wallace, anders als der Erste
Der rote Kreis war der zweite Wallace-Film der Rialto-Film nach Der Frosch mit der Maske. Die Produktion lies erneut in Kopenhagen drehen. Neben Eddi Arent, Ernst Fritz Fürbringer und Fritz Rasp spielte auch Ulrich Beiger aus dem ersten Film wieder mit. Bei den Hauptdarstellern setzte man auf neue Gesichter. Statt Joachim Fuchsberger und Siegfried Lowitz spielten Klausjürgen Wussow und Karl-Georg Saebisch das Ermittlerduo. Den weiblichen Hauptpart spielte Renate Ewert in ihrem einzigen Wallace-Einsatz. Daneben traten noch Thomas Alder und nicht zuletzt Richard Lauffen - der beim ersten Film die Stimme des Frosches stellte - in weiteren Rollen auf. Damit setzte man darstellerisch auf einen Wechsel, obwohl die Thematik des Films sehr ähnlich war. Auch beim Frosch mit der Maske ging es um eine Art Super-Verbrecher, der in einem früheren Leben bereits der Justiz entkommen war und nun erpressend und raubend mit seiner Bande durch London zieht. Auch er geht skrupellos vor. Und in seinem Umfeld gibt es auch einen labilen jungen Mann, der sich in eine abgebrühte Schöne verliebt. Doch da geht die Handlung dann auch schon etwas durcheinander und letzten Endes ist der Frosch auch noch an einem Mädchen interessiert.
Die Neuabtastung
Grundsätzlich stehe ich den Neuabtastungen der Filme skeptisch gegenüber. Das hat einen einfachen Grund. Die Filme sind nicht wirklich in HD-Qualität, auch wenn sie das versprechen. Selbst der rote Kreis bietet zwar ein restauriertes Bild, aber letztlich doch ein Grundrauschen und eine gewisse Grobkörnigkeit, wenn ich auch nur die Stream-Version beurteilen kann.
Weitere Adaptionen
Das Hörspiel-Label EUROPA vertonte den Stoff 1983 nach einem Manuskript von Frank Sky (Hans-Georg Franciskowsky) und lieferte damit eines der besten Hörspiele nach Wallace ab. In den Hauptrollen waren Horst Naumann, Claus Wilcke und Rainer Schmitt zu hören.
Trauriges
Hauptdarstellerin Renate Ewert starb 1966. Laut verschiedenen Quellen an den Folgen eines Missbrauchs mit Medikamenten & Alkohol.(1) Auch Thomas Alder starb bereits früh. Laut seines Kollegen Horst Frank suizidierte er sich 1968. (2)
Erfolg
Die dänische Railto-Film hatte sich zunächst die Rechte an zwei Wallace-Romanen gesichert. Der Frosch mit der Maske und Der rote Kreis. Aufgrund des großen Erfolges der beiden Filme, sicherte man sich nun bei Wallace-Tochter Penelope, die Rechte an allen weiteren Romanen.(3)
Edgar Wallace: Der rote Kreis
(1)= Wikipedia Renate Ewert
(2)= Wikipedia Thomas Alder
(3)= Kramp, Joachim: HALLO! Hier spricht Edgar Wallace, Schwarzkopf & Schwarzkopf
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