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Europas Gruselserie: Schauplätze des Schreckens (2) Hemators Kopf und Eireens „Oberstübchen“

Europas Gruselserie: Schauplätze des SchreckensSchauplätze des Schreckens (2)
Hemators Kopf und Eireens »Oberstübchen«

Die 18teilige Gruselserie von H.G. Francis lieferte so manchen Schauplatz. Sei es Schloss Düsternbrunn oder die Insel der Vampire, die Transsilvanien vorgelagert ist. Alles fiktiv? Mitnichten! Es gab auch Orte, die es wirklich gibt. Doch der Reihe nach. Ich wage eine Reise an die Originalschauplätze der Hörspielserie. Jedenfalls soweit es sie gibt. Und ich wage eine Einordnung in die fiktiven Orte. Folgt mir in die Länder der Schrecken.

Die Serie wurde 1981 veröffentlicht und brachte es bis 1982 auf 18 Folgen, wobei einige wenige Titel Neuauflagen älterer Einzelprodukte waren. Die 15. Folge lieferte nur die Musik, also den Soundtrack der Serie. 1999 gab es eine Neuauflage auch auf CD, wobei die Folge 15 durch ein weiteres älteres Einzelhörspiel aus den 70er-Jahren ersetzt wurde. 1987/88 gab es zwischenzeitlich eine 10teilige Neuauflage bestimmter Folgen.

„Soll ich nachsehen ob Graf Dracula da draußen ist?“ – Du, das ist nicht unmöglich. Schließlich sind wir hier in Transsilvanien…“

Dracula trifft FrankensteinDas sagt Eireen Fox zu ihrem Partner Tom Fawley in der Eingangsszene zu diesem Hörspiel. Das sagt erstmal vieles aus. Es gibt nämlich den Schauplatz der Geschichte ziemlich genau an, Rumänien oder genauer gesagt Siebenbürgen ist also der Ort an dem die beiden Reporter weilen. Wo allerdings genau und in welchem Ort bleibt unklar. H.G. Francis hat bei der Gruselserie die Schauplätze entweder nur grob umrissen oder eine Nennung von Orten ganz vermieden. Für die Handlung war das nicht erheblich. In einem Falle nannte er zumindest einen fiktiven Ort (Folge 5) und in fünf weiteren Hörspielen sind die Handlungsorte klarer umrissen. Hier nun muss es um ein kleines Dorf gehen. Atmosphäre und die Aussage „kleines Dorfgasthaus“ deuten darauf hin.

Es ist auch nicht weit vom Schloss Mordabrunn entfernt. Wieder so ein Name, unverbindlich wie etwa Düsternbrunn. Glücklicherweise tauchen ähnliche Schloss-Bezeichnungen nie wieder auf. Auch die Namen, die hier wie in der ersten Folge gewählt worden, nutzt Francis auch in ähnlicher Weise nie wieder für diese Reihe. Dr. Stein, Dr. Finistra, Graf Cula, Homunkulus etc. Eine kleine Ausnahme gibt es aber nochmal in Folge 10.

Von der Gruselspannung und der Atmosphäre hat diese Folge wesentlich mehr zu bieten als noch „Frankensteins Sohn im Monsterlabor“ Horst Frank und Ehefrau Brigitte Kollecker als Reporterpärchen auf der Spur des Grauens. Die Dialoge sind witziger und fetziger als zwischen den Browns in Folge 1. Selbst dem gut durch Gottfried Kramer besetzten Graf Cula sind witzige Dialoge zu entnehmen. Hans Paetsch übernimmt wieder den Frankenstein-Part, ist aber gesünder und mobiler als in Folge 1. Er hat auch keine Metallpole an den Schläfen, sondern kommt als Wissenschaftler und Forscher daher. Also ähnlich wie Dr. Giralda in Folge 1. Ein Monster gibt es hier trotzdem.

Die Idealbesetzung des Hörspiels dürfte allerdings Dr. Finistra (Jo Wegener) sein, die mit ihrem irren Gekicher das Hörspiel geradezu dominiert.

Klappentext (alte Version 1979)
Ein Mann stürzt von einem Balkon, zu dem es seit Jahren keinen Zugang mehr gibt und der Kopf des Toten verschwindet. Wer verunsichert das düstere Land, in dem anscheinend alle Angst haben? Ist es jene Macht, die Tote verschwinden lässt, als wären sie nie dagewesen?

Was hat das Schloss Mordabrunn damit zu tun? Die beiden Reporter Eireen Fox und Tom Fawley sind einem unheimlichen Geschehen auf der Spur. Sie gehen in das Labor des Dr. Stein, der an einem gefährlichen Experiment arbeitet - und plötzlich glaubt Eireen, die Wahrheit zu kennen. Als Blut entwendet wird, dämmert es ihr - Dracula war hier ... (1)


Fragen
Wo kommt der Todesbote Hemator her? Diese Frage wird am Ende ebenso wenig geklärt, wie das Schicksal von Dr. Finistra und Dr. Stein. Schon in Folge 1 war unklar was aus Dr. Giralda wurde. Und Graf Cula. Auch von dem ist am Ende nicht mehr die Rede. Nun ja, vielleicht wollte man sich Tür und Tor für eine Fortsetzung offenhalten.

Vertane Fortsetzungsvariante
Wenn man davon ausgeht, dass das Ehepaar Brown aus dem Frankenstein-Abenteuer eigentlich Tom Fawley und Eireen Fox hätten sein sollen, dann könnte eben dieses Frankenstein-Abenteuer die Fortsetzung dieser Story sein. Frankenstein wurde im Kampf mit seinem Monster derart schwer verletzt, dass er nun in der eisernen Lunge lebt.

Mit Dr. Giralda findet er einen neuen Partner. Da er sich in Eireen verliebt hat, will er sie wiedersehen und so kommt es zur Begegnung im Monsterlabor. Das wäre doch was gewesen, wenn „Frankenstein Sohn“ nicht schon zwei Jahre früher erschienen wäre.

Parallelen
„Hemator wird nicht kommen, denn ich habe seinen Kopf“, sagt Dr. Finistra. Doch Hemator kommt immer wieder. U.a. in einigen John Sinclair-Romanen. Aus dem Höllenbote machte Jason Dark später allerdings einen Fürsten der Finsternis. Also jemand der Dracula den Rang abläuft. Darks Hemator entstand lange nach diesem Hörspiel. Zufall oder abgekupfert? Wer weiß?

Gottfried Kramer – immer eine markante Besetzung

Charles Rengier war der Super-Dracula bei EUROPA. Niemand verkörperte den Grafen so gut und stilsicher wie er. In diesem Hörspiel schlüpft Gottfried Kramer in diese Rolle. Er war nicht minder gut dafür geeignet. War doch Kramer immer schon eine markante Besetzung. Als Marotsch, der Vampirkiller erschwerte er 1983 Larry Brent das Leben und machte Wien unsicher. Als Chopper verunsicherte er halb Düsseldorf. Auch in der Gruselserie tauchte er in Folge 10 nochmal als Vampir auf. Wenn auch nicht als der Fürst selbst. Denn den sprach dort wieder Rengier.

Wirrig, kitschig, unlogisch
Das Hörspiel kommt wegen der angeblich wirren und unlogischen Handlung schlecht weg. Ich gebe das Produktionsjahr 1979 zu bedenken. Seinerzeit machte man Hörspiele im kommerziellen Bereich fast nur für Kinder und Jugendliche. Die Umsetzungen mussten einfach sein, da eine Vinyl-Pressung in aller Regel auch nur eine begrenzte Anzahl von Spielminuten zuließ. Außerdem musste der Preis damals immer sehr taschengeld-freundlich sein. Und da ist da noch das Genre. In der Welt des Übernatürlichen muss nicht alles erklärt werden und auch nicht alles logisch und schlüssig sein. Deswegen ist dieses Hörspiel in seiner Witzigkeit und seiner gleichzeitigen Düsternis ein wahrer Klassiker – nicht zuletzt wegen den grandiosen Einsatz von Horst Frank und Brigitte Kollecker in ihrem wahrscheinlich besten Fawley/Fox-Einsatz.
Frotzelig geht es zu bei dem Pärchen Eireen und Tom. Letzterer fragt seine Liebste schon mal ob bei ihr im Oberstübchen noch alles okay ist, als sie über den Verbleib von Hamators Kopf sinniert.

Dracula und Frankenstein, die BlutsfürstenNeuauflage
Beide Neuauflagen erfuhren einige Textveränderungen. Es geht dabei aber nur einzelne Wörter oder Satz-Fragmente, die man weggelassen hat. Musikalisch wurde kaum was geändert. In beiden Neuauflagen wurde die Titelmusik ersetzt.

Sprecher:
Tom – Horst Frank
Eireen – Brigitte Kollecker
Dr. Stein – Hans Paetsch
Graf Cula – Gottfried Kramer
Dr. Finistra – Jo Wegener
Wirt – Benno Sterzenbach
Hemator – Volker Bogdan (nicht genannt)
Homunculus – Ernst von Klippstein (genannt als Andreas Weber)
Erzähler – Karl-Walter Diess

Auflagen:

  • 1979 Dracula trifft Frankenstein (Einzelhörspiel)
  • 1981 Dracula und Frankenstein, die Blutsfürsten (Gruselserie – Folge 2)
  • 1999 Dracula und Frankenstein, die Blutsfürsten (Gruselserie – Folge 2 RDK-Version)

(1) = Klappentext (EUROPA, LP-Version 1979)

© by author 03/18
Letzte Aktualisierung 09/22

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