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»Tony Ballard« revisited - Teil 1 - Der ›kleine‹” Bruder lernt Laufen

»Tony Ballard« revisited»Tony Ballard« revisited
Teil 1 - Der ›kleine‹ Bruder lernt Laufen

Als im Oktober des Jahres 1982 der erste Band der Tony Ballard Serie das Licht der Welt erblickte, waren seit 1974 bereits 67 Romane mit dem sympathischen Helden in der Gespensterkrimi - Reihe erschienen, so dass die eigenständige Serie bei ihrer Geburt schon über einen ansehnlichen Stamm an festen Helden, Feinden und Schauplätzen verfügte, welcher im Laufe der Zeit noch weiter anwachsen sollte.

In dieser Artikelserie befassen wir uns mit der Entwicklung der Serie vom reinen „Fall der Woche“ hin zu dem späteren, durchaus komplexen Serienkosmos…

Wenn der Verfasser dieser Zeilen gefragt würde, welcher Geburtstag ihm aus den Tagen seiner Jugend am meisten in Erinnerung geblieben ist, so würde er wohl das vierzehnte Wiegenfest in eben jenem Oktober des Jahres 82 nennen, da er sich noch sehr gut an die Geschenke erinnern kann, die er an diesem Tag bekam. Neben dem Roman „Der Talisman“, den ein gewisser Kurt Luif einige Jahre später als den „700 Seiten - Schwachsinn“ bezeichnen sollte, gab es das neuste Album von ELO und den ersten Band einer neuen Heftromanserie, so druckfrisch dass er fast noch warm war…

Zwar hatte das Geburtstagskind bereits von dem Helden mit dem lustigen Namen gehört - gelesen hatte es aber, abgesehen von einem gemeinsamen Abenteuer mit dem Kollegen Sinclair - nur einen oder zwei Romane aus der Gespensterkrimi-Reihe. Dass diese ihm nicht übermäßig gefallen hatten, tat der Freude über das Geschenk allerdings keinen Abbruch, denn allein die Tatsache, eine Nr. 1 in den Händen zu halten, den Start einer Serie miterleben zu dürfen, sorgte bereits dafür, das Fieber der Sammelleidenschaft zu entfachen.

Doch auch wenn der Rezensent sich noch sehr gut an die Freude erinnern kann, daran, dass er es kaum abwarten konnte, das Heft zu lesen und auch daran, wie enttäuscht er von dem ELO Album („Secret messages“) war, so ist ihm inzwischen entfallen, wie ihm dieser erste Band der neuen Serie mit dem doch recht langen und recht spröde klingenden Titel und dem doch ziemlich hässlichen Cover damals gefallen hat. Immerhin entsinnt er sich, dass er die Serie zunächst nur bis zum Band 7 gekauft und gelesen hat, um sich danach anderen Serien, wie Macabros oder dem Hexer zuzuwenden. Ob es am Inhalt oder nur an der Tatsache lag, dass er es sich nicht leisten konnte, noch eine weitere Heftserie zu sammeln, entzieht sich inzwischen seiner Kenntnis. Später gab es dann mehrere Anläufe, wieder in die Serie einzusteigen, doch erst mit dem Band 147 schaffte der Rezensent es und blieb der Serie dann bis zum Ende treu.

Grund genug, sich heute noch einmal mit den Anfängen auseinanderzusetzen, die erste noch von Einzelromanen geprägte Phase der Serie unter die Lupe zu nehmen, und zu schauen, wann der „kleine Bruder“ des großen Geisterjägers seinem übermächtigen Kollegen schließlich über den Kopf wuchs…

Wenn sie aus den Gräbern steigenWenden wir uns also dem ersten Band dieser damals brandneuen Heftromanserie zu, welcher ja eigentlich bereits der 68ste Band war, dem TONY BALLARD Band 1 „Wenn sie aus den Gräbern steigen“. Wie der Titel vermuten lässt, handelt es sich hier um eine recht einfach gestrickte Zombie - Geschichte, wenn auch einer der Hauptgegner, Rufus, der Dämon mit den vielen Gesichtern, hier bereits auftaucht und mitmischt. Dessen Plan, eine Zombie - Armee aufzustellen, um damit in London einzufallen, klingt zwar im ersten Moment nach einer komplexeren Handlung, allerdings wird dem Leser doch recht schnell klar, dass die besagte „Armee“ es nicht bis dorthin schaffen wird. Immerhin macht man - falls man die Gespenster - Krimi Ära verpasst hat - so schon mal die Bekanntschaft mit einem der Hauptgegner, und es wird auch mehrfach auf zurückliegende Fälle aus dieser Zeit Bezug genommen, so dass man das nicht unangenehme Gefühl hat, in einen schon bestehenden Serienkosmos einzutauchen. Was die Handlung selbst betrifft, so reißt einen diese noch nicht übermäßig vom Hocker, selbst wenn man der Zombie - Thematik etwas abgewinnen kann. Zwar mangelt es nicht an Action und der Autor führt hier auch bereits zwei neue Figuren ein, nämlich den PSI Professor Dr. Bernard Hale und seinen Assi Chao Kai, welche in der Zombie - Handlung allerdings ein wenig fehl am Platz wirken.

Sprachlich ist das ganze recht einfach und schlicht gehalten, was aber nicht unbedingt negativ ins Gewicht fällt - es ist halt der Stil, wie man ihn vom Autor kennt. Was dagegen schon hin und wieder etwas stört, ist das mitunter doch etwas sehr naive Verhalten einiger Figuren. Auf die Frage eines Gastes, was er denn gegen die Untoten zu tun beabsichtige, die seine Familie bedrohen und ihm die Gäste vergraulen antwortet ein Gastwirt da etwa: „Ich würde mich einfach in den Wald begeben und sehen was passiert.“

Auch schien der Autor sich nicht ganz sicher zu sein, wie er seine Zombies denn nun darstellen bzw. wie diese angreifen sollen. Da wird mal behauptet, dass sie beißen und man sich anstecken könne, dann kämpfen sie wieder mit den Fäusten und würgen ihre Opfer. Mal sind es tumbe, hirntote Angreifer, die mit „eckigen“ Bewegungen durch die Gegend schleichen, dann entführen sie Opfer ganz gezielt und klettern zu diesem Zweck sogar an einer Hausfassade hoch (!)

Immerhin schafft es der Autor, den Schlusskampf gegen die Untoten und den Erzgegner Rufus recht spannend und actionreich zu schildern, was den Rezensenten wieder etwas versöhnlich gestimmt und seine Neugier auf den zweiten Band entfacht hat, mit dem wir uns beim nächsten Mal befassen wollen.  

Kleine Zitate - Grosser Meister

Schluckbeschwerden…?
Er hatte das Gefühl, sein Herz würde ihm aus dem Hals springen
(S. 5)

Rasche Auffassungsgabe…
In diesem Augenblick flog die Tür auf und krachte gegen die Wand. Und sieben Zombies drängten sich über die Schwelle!
(S. 12)

Nur Kratzen und beißen…
Bis zu diesem Zeitpunkt kämpfte ich nicht mit vollem Dampf gegen sie, weil sie ein Mädchen war.
(S. 26)

Mach fein…
Nebelschlieren umkrochen meine Beine wie körperlose Hunde, die mich beschnupperten.
(S. 54)

D»Tony Ballard« revisitedie weiteren Artikel
Harte Bandagen…  (Bde. 2-3)
Falsch verbunden…  (Bde. 4-5)
Gar nicht mal so untot ...  (Bde. 6-7)
Drohende Schatten ...  (Bde. 8-9)
Die lieben Verwandten…  (Bde. 10-11)
Verlauste Feinde…  (Bde. 12-13)
Die Augen überall…  (Bde. 14-15)
Kommen, sehen, siegen… (Bde. 16-17)
Unter schwarzer Flagge (Bde. 18-20)
Viel Feind, viel Ehr… (Bde. 21-22)
Ein »überraschendes« Ende… (Bde. 23-25)
Klappe zu - Affe tot… (Bde. 26-27)
Unbewaffnet und gefährlich… (Bde. 28-30)
Vaterfreuden…  (Bde. 31-32)
Wehrhaftes Weibsvolk (Bd 33)
Rent a Ghoul…  (Bde. 34-35)

Wenn Hexen (nicht) hexen…  (Bd. 36)
Genie und Wahnsinn ...  (Bde. 37-38)
Alles Routine ...  (Bde. 39-40)
Shlaaks? Shlaaks!  (Bde. 41-42)
Nur Fliegen ist schöner…  (Bde. 43-45)

Aufräumarbeiten… (Bde. 46-47)
Horror auf Knopfdruck… (Bde. 48-49)
Das große »Sterben« …  (Bd. 50)
Finale in der Affenwelt (Bde. 51-52)
Feuer und Flamme (Bde. 53 -55)
Die dritte Dimension… (Bde. 56-57)
Freund und Feind… (Bde. 58-60)
Frau Gräfin, bitte zum Aderlass… (Bde. 61-62)

 

Kommentare  

#1 AARN MUNRO 2017-01-30 10:10
Dnke für den netten beitrag...ja, der Dhooni...waren schon recht spannend zu lesen...wenn ich auch nciht alle verfolgte...

Zu den Stilblüten:
...das klingt doch gut...mitunter...der letzte Satz der Zitate geht doch... ;-)


(durch eine breite Tür passen übrigens auch sieben Zombies gleichzeitig...)
#2 Cartwing 2017-01-30 18:04
Zitat:
durch eine breite Tür passen übrigens auch sieben Zombies gleichzeitig...)
die muss man aber dann auch erst mal zählen... ;-)

ja mit den Zitaten ist das so eine Sache. Einerseits gehören sie zu dieser Kolumne dazu, andererseits wird man bei dem guten AF halt nicht so oft fündig wie bei den Kollegen Dark und Shocker. Wir werden also wohl demnächst ohne sie auskommen müssen...
#3 Toni 2017-01-30 18:16
Die Serie habe ich auch "mitgesammelt", kann mich aber an keinen einzigen erinnern. An die Gespenster-Krimis schon und die waren gar nicht mal so schlecht :-) Die ersten drei, die Blutbestien und die Insekten- Romane habe ich immer noch. Die Titelbilder waren wirklich sehr ungewöhnlich :cry:

ELO war schon eine große Nummer, aber wenn du dir eine Greatest Hits von denen anhörst, kommen einem die Elektro-Geigen irgendwie zum Hals raus. Die "Mr. Blue Sky" Zeiten waren leider vorbei. Ich habe mir von meinen Großeltern Queen "Jazz" gewünscht und eine Scheibe von Freddy Quinn bekommen (die ich ab und an sogar mal gehört habe).
#4 Cartwing 2017-01-30 20:06
@Toni: Hmm, die Greatest Hits die ich hatte, ging nur bis 77. Da gab noch keine Elektro Geigen :-)

Quinn statt Queen, das ist natürlich der Brüller. Vielleicht wäre es besser gewesen, sie hätten dir einfach irgendein Jazz Album geschenkt... Wobei das von dir gewünschte zu meinen Favoriten gehört. Der Nachfolger (The game) war noch gut, dann verschwand der Vermerk "no Synthesizers" von den Hüllen und damit gings bergab...
#5 MHR 2017-01-30 21:03
Zitat:
... Oktober des Jahres 82 ... gab es das neuste Album von ELO und den ersten Band einer neuen Heftromanserie
Tony Ballard Nr. 1 erschien am 1. Oktober 1982, das stimmt. Aber bei ELO trügt die Erinnerung. Das Album "Secret Messages" wurde von Dezember 1982 bis Februar 1983 aufgenommen und erschien am 5. Juni 1983.
#6 Cartwing 2017-01-30 21:40
stimmt,
#7 Advok 2017-01-30 22:18
#5 Erscheinungsdatum:
Eigentlich wollte ich jetzt darauf hinweisen, dass es damals den Phasenvertrieb noch gegeben hat. Aber der angesprochene Geburtstag lässt sich wohl eher nicht verschieben und später einordnen ...
#8 Cartwing 2017-01-31 06:36
ursprünglich war ich mir auch sehr sicher, dass der erste TB im Jahr 83 erschien, dann hätte das mit der ELO Scheibe auch gepasst. Das habe ich dann natürlich recherchiert und mich doch etwas gewundert. Keine Ahnung, ob der Phasenvertrieb uns in OWL damals so spät bedacht hat...

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