Food Fiction - Die rechte und die linke Hand des Teufels: Baked Beans
Die rechte und die linke Hand des Teufels: Baked Beans
Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen. Nicht nur im realen Leben, sondern auch in Film, Fernsehen und Literatur (wozu ich auch Comics zähle). Auch ein Inspektor Columbo, Mister Monk, Spider-Man brauchen Energielieferanten, die sie sich nicht aus dem Drehbuch holen können. Eine jede dieser Figuren, die nur beispielhaft sind, hat so seine kulinarischen Vorlieben, die häufig auch stereotyp für ihn sind. In dieser Reihe werde ich mich diesen kulinarischen Besonderheiten widmen und sie ausgiebig vorstellen.
Heute geht es um ein sehr einfaches Gericht, das eine sehr lange und wechselhafte Geschichte hinter sich hat und sowohl aus der US-amerikanischen als auch der britischen Küche nicht wegzudenken ist: Baked Beans. Auch in Film, Fernsehen, Literatur sind die gebackenen Bohnen häufig anzutreffen, vornehmlich in Western. Üblicherweise sitzt der Cowboy am Lagerfeuer, löffelt seine Bohnen in Tomatensauce und schlürft dazu pechschwarzen Kaffee direkt aus der Kanne. Im folgenden Film spielen die lustigen Hülsenfrüchte sogar eine besondere Rolle:
Die rechte und die linke Hand des Teufels (Originaltitel: Lo chiamavano Trinità, dt. „Sie nannten ihn Dreifaltigkeit“) ist ein typischer Spaghettiwestern von 1970.
Regie führte Enzo Barboni, die Hauptrollen spielten Bud Spencer und Terence Hill. Die Musik stammt ausnahmsweise mal nicht von Ennio Morricone, sondern von Franco Micallizzi. Besonders hervorzuheben ist der Trinity-Song, ein echter Ohrwurm, den Quentin Tarantino für seinen Django unchained verwendete. Interessanterweise denken die meisten an Morricone als Urheber, was aber falsch ist. Franco war viele Jahre Stammkomponist von Umberto Lenzi, der hauptsächlich harte Polizeistreifen drehte.
Nach den teils recht derben und brutalen Italowestern der Sechziger brachte dieser Film erstmals so etwas wie Humor ins Spiel, der hauptsächlich aus coolen Sprüchen und deftigen Schlägereien bestand und quasi den Grundstein für die typischen Hill & Spencer-Filme legen sollte.
Die Szene mit den Bohnen:
Trinity (dt. Der müde Joe) betritt eine schmierige Spelunke und setzt sich an einen Tisch. „If you got money to pay, i`ll give you a plate of beans“, meint der ebenso schmierige Spelunkenwirt. Außer Hill sind drei weitere Gäste anwesend: 2 Pokerspieler und ein offensichtlich Angeschossener, der mit ihnen an einem Tisch sitzt. Der Wirt schaufelt mürrisch Bohnen aus einer Pfanne für die anderen, wobei der Verletzte leer ausgeht „He ain`t hungry“, meinen die beiden anderen.
Hill bekommt ebenfalls einen Schlag Bohnen auf seinen Teller, schaut aber grimmig, wofür ihm der Wirt einen zweiten gibt und mit der Pfanne abtrotten will. „Leave it here“ befiehlt Hill und kippt seinen Tellerinhalt zurück in die Pfanne und beginnt zu essen. Gelegentlich beisst er einen großen Happen von einem halben Weißbrotlaib ab, rülpst und furzt ungeniert, beobachtet vom Wirt und den Pokerspielern.
Wie sich herausstellt, sind diese Kopfgeldjäger und der Angeschossene ein Krimineller, den sie eingesackt haben. Wie es in Western so üblich ist, gibt es bald Stress, der in einer kurzen Schiesserei mit 2 Toten endet
Barboni packt in die knapp 6 ½ Minuten dieser Szene alles rein, was einen gestandenen Italowestern ausmacht: ausnahmslos alle Darsteller sind extrem schmutzig, verschwitzt und verwahrlost. Am extremsten sieht dabei dabei Terence Hill aus.
Der (ungepflegte) Wirt und seine (ebenfalls ungepflegte) Frau sind offensichtlich Mexikaner, genauso wie der (ungepflegte) angeschossene Gauner. Hill als Hauptfigur ist megacool und schießt wie ein Gott, sogar ohne sich dabei umzudrehen.
Soviel zum Film.
Die gebackenen Bohnen, aus der Westernküche und vom britischen Frühstücksbuffet nicht wegzudenken, haben ihren Ursprung tatsächlich bei den US-amerikanischen Ureinwohnern. Diese bereiteten die Hülsenfrüchte in einer Art Keramiktopf zusammen mt Ahornsirup und einer Scheibe Wildfleisch oder Bärenfett in einem Erdloch, das mit heißer Asche gefüllt war, zu. Hat man Brian Moores grandiosen Roman „Schwarzrock“ gelesen, kommt man nicht umhin, sich das Fleisch komplett mit dem daran haftenden Fell vorzustellen.
Im Laufe der Zeit übernahmen die weißen Siedler das einfache, aber nahrhafte Gericht und veränderten die Zutaten nach und nach. Das Bärenfett wurde durch Schweinefleisch ersetzt, der Ahornsirup durch Melasse und zur Verbesserung des Geschmacks kamen noch Tomaten hinzu. Besonders beliebt war das Gericht in Neuengland, wo es zum traditionellen Sonntagsessen geriet. Die christlichen Siedler backten die Bohnen bereits am Vortag und vermieden dadurch die unchristliche Tätigkeit des alltäglichen Arbeitens am heiligen Sonntag. Landraub und Gräueltaten an den Ureinwohnern gehörten dazu aber nicht…
Zurück zu den Bohnen
Die Firma Burnham & Morrill produzierte bereits ab dem Jahre 1867 Baked Beans in Dosen, sodass sie als haltbarer Proviant wohl häufig in so mancher Satteltasche (ungepflegter) berittener Helden und (ungepflegter) Bösewichte zu finden waren.
Wir aber bereiten unser leckeres Bohnengericht selbst zu. Dazu benötigen wir:
- 250g getrocknete Bohnen
- 2 Zwiebeln
- 1 Packung passierte Tomaten
- 3-4 Esslöffel braunen Zucker
- Salz, Pfeffer zum Würzen
- Etwas Öl zum Anbraten
Die gewaschenen weißen Bohnen werden über Nacht, aber mindestens 24 Stunden in kaltem Wasser eingeweicht. Am nächsten Tag kocht man sie bei kleiner Hitze mehrere Stunden so lange, bis sie weich sind.
In einer großen Pfanne wird das Öl erhitzt und darin die klein geschnittenen Zwiebeln goldgelb angebraten. Darüber siebt man den braunen Zucker und lässt alles ein wenig karamellisieren. Damit nichts anbrennt, löscht man mit Wasser. Als nächstes kommen die passierten Tomaten hinzu und man lässt die Mischung noch ein wenig weiterköcheln, bevor man sie in eine eingefettete Form gibt, würzt und gitterartig mit Speckscheiben belegt. Wer mag, kann auch Bärenfett verwenden. Die Bohnen kommen dann für 1-2 Stunden bei ca. 120° C in den Backofen, bis der Speck schön knusprig ist. Fertig ist das Gericht!
Wer`s authentisch mag, duscht sich eine Woche lang nicht und schläft mit den Kleidern um ein passendes Flair um sich zu haben. Gegessen wird direkt aus der Pfanne, wobei man den Löffel in der rechten Faust hat. Dazu reicht man ein halbes Weißbrot und eine Kanne schwarzen Kaffee. Hill trinkt im Film übrigens eine klare Flüssigkeit dazu, die er sich aus einer Glasflasche einschenkt (Es wird doch kein Wasser sein?).
Wer möchte, kann zum Abschluß noch seine Gäste anpöbeln und dann über den Haufen schießen.
Die passende Musik ist entweder der Filmsong oder "Our Song"
© by Ringo Hienstorfer (09/2024)
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